Johnson: Ampel wollte vor Kriegsbeginn ukrainische Aufgabe

    Vor Kriegsbeginn in der Ukraine:Johnson: Ampel präferierte Kapitulation Kiews

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    Dem britischen Ex-Premier Johnson zufolge hätte die Bundesregierung vor Kriegsbeginn eine schnelle Kapitulation der Ukraine präferiert. Diese Sicht sei katastrophal gewesen.

    Das Bild zeigt den britischen Ex-Premierminister Boris Johnson.
    Der britische Ex-Premierminister Boris Johnson sorgt mit Aussagen über angebliche Positionen der Bundesregierung vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine für Aufsehen.
    Quelle: picture alliance / empics

    Die Bundesregierung soll nach Aussage des britischen Ex-Premierministers Boris Johnson vor Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine für eine rasche Aufgabe des angegriffenen Landes plädiert haben. Die Äußerungen von Johnson sorgten am Mittwoch für Aufsehen.

    Johnson: Bundesregierung wollte im Kriegsfall schnelles Ende

    "Die deutsche Ansicht war zu einem bestimmten Zeitpunkt, dass es besser wäre - wenn es (der russische Angriff; Anmerkung d. Red.) denn passieren würde, was eine Katastrophe wäre -, wenn die ganze Sache schnell vorbei wäre und die Ukraine aufgeben würde", zitierte der US-Sender CNN den früheren Regierungschef.

    Das konnte ich nicht unterstützen, ich hielt das für eine katastrophale Sichtweise.

    Boris Johnson, britischer Ex-Premierminister

    "Aber ich kann verstehen, warum sie so dachten und fühlten, wie sie es taten." Deutschland habe dafür "alle möglichen stichhaltigen wirtschaftlichen Gründen" vorgebracht.

    Bundesregierung bestreitet Behauptung von Johnson

    Regierungssprecher Steffen Hebestreit hat die Äußerungen von Boris Johnson zur deutschen Ukraine-Politik scharf dementiert. Der Sprecher von Kanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte zu den Vorwürfen auf Englisch: "This is utter nonsense."

    Wir wissen, dass der sehr unterhaltsame frühere Premier immer ein eigenes Verhältnis zur Wahrheit hat - das ist auch in diesem Fall nicht anders.

    Steffen Hebestreit, Regierungssprecher

    Bundeskanzler Olaf Scholz und die Bundesregierung insgesamt hätten sich für substanzielle Waffenlieferungen an die Ukraine entschieden, von daher "sprechen die Fakten gegen diese Unterstellung".

    Russlands Einmarsch in die Ukraine war für Johnson ein Schock

    Die Aussagen machte Boris Johnson dem Sender zufolge bereits am Montag in einem Gespräch mit CNN-Moderator Richard Quest in Lissabon. Sie erreichten aber erst am Mittwoch ein größeres Publikum.
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    Der Ex-Premier, der während des Krieges mehrmals nach Kiew reiste, sagte, der russische Aufmarsch an den ukrainischen Grenzen sei ein Schock gewesen. "Wir konnten sehen, wie die Menge der russischen taktischen Bataillonsgruppen zunahm, aber verschiedene Länder hatten sehr unterschiedliche Ansichten", sagte Johnson.

    Boris Johnson: Verhandlung mit Putin waren unmöglich

    Viele westliche Regierungen hatten vor dem russischen Angriff befürchtet, dass die Ukraine aufgrund der Übermacht des russischen Militärs innerhalb weniger Tage geschlagen sein könnte.
    Der ehemalige Regierungschef kritisierte auch Frankreich und Italien für ihre Haltungen vor Kriegsausbruch. Mit dem russischen Angriff am 24. Februar hätten sich die Ansichten aber geändert, betonte Johnson.
    "Was passierte, war, dass alle - Deutsche, Franzosen, Italiener, alle, (US-Präsident) Joe Biden - sahen, dass es einfach keine Option gab. Weil man mit diesem Typen nicht verhandeln konnte", sagte Johnson mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Das ist der springende Punkt." Johnson lobte vor allem die Reaktion der EU als "brillant".
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