Ärzte-Protest bei COP27: "Klimakrise ist Gesundheitskrise"

    Ärzte-Protest bei COP27:"Klimakrise ist Gesundheitskrise"

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    Bei der Weltklimakonferenz haben Mediziner auf die Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel hingewiesen. Afrikanische Aktivisten kritisierten Projekte westlicher Energiekonzerne.

    Aktivisten protestieren am 16.11.2022  in Scharm el Scheich (Ägypten)
    Ärzte, Pfleger und Medizinstudenten aus mehreren Ländern demonstrieren beim UN-Klimagipfel COP27 für das 1,5 Grad Ziel.
    Quelle: Reuters

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Mediziner aus aller Welt haben auf dem Weltklimakonferenz in Ägypten Alarm geschlagen und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels gefordert. "Alles andere wäre Sabotage unserer Gesundheit", warnte die WHO-Direktorin für Klima und öffentliche Gesundheit, Maria Neira.
    Bei sieben Millionen Todesfällen durch Luftverschmutzung, Hunderttausenden Hitzetoten und Krankenhäusern voller chronisch Kranker bei einer bisherigen Erderwärmung von etwa 1,2 Grad sei es gegen jeden menschlichen Verstand, Szenarien jenseits von 1,5 Grad überhaupt in Erwägung zu ziehen. 

    Protestierende: Welt schon jetzt im Gesundheitsnotstand

    "Die Klimakrise ist eine Gesundheitskrise", riefen die Ärzte, Pfleger und Medizinstudenten am Mittwoch am Rande der Verhandlungen. Bereits jetzt befinde sich die Welt in einem Gesundheitsnotstand.

    Wenn 1,5 Grad stirbt, sterben auch unsere Patienten.

    Protestierende

    Die aus den Niederlanden, Indien, Malaysia, Südafrika und anderen Ländern angereisten Mediziner der Global Climate & Health Alliance stellten auf dem Gelände des Klimagipfels symbolische Tode dar - unter anderem an Hitzeschocks, Leberversagen, Luftverschmutzung oder Traumata durch Naturkatastrophen.
    Die Aktivisten forderten den schnellen Ausstieg aus fossilen Energien und schlossen sich der Forderung eines Vertrags über die Nichtverbreitung von Öl, Gas und Kohle an - in Anlehnung an den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen.

    Afrikanische Klimaktivisten kritisieren Gas-, Öl- und Kohleprojekte

    Außerdem prangerten Klimaaktivisten aus Afrika an, dass Energiekonzerne in ihrer Heimat etliche klimaschädliche Gas-, Öl- und Kohleprojekte planen. Die etwa 600 Millionen Afrikaner ohne Stromzugang sollten nicht mit fossiler Energie versorgt werden, sondern mit erneuerbaren Energieträgern, sagte Dean Bhekumuzi Bhebhe von "Don't Gas Africa" in Scharm el Scheich. "Der ganze Kontinent sagt Nein", betonte er.
    COP27 Climate Summit
    Normalerweise werden Klimakonferenzen auch von lautstarkem Protest begleitet – nicht so in Ägypten. In den Augen des autoritären Staates ist Protest keine harmlose Sache.11.11.2022 | 2:18 min
    Die ugandische Aktivistin Patience Nabukalu von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future kritisierte die vom französischen Konzern Total geplante Öl-Pipeline von Uganda nach Tansania.

    Dies ist ein Beispiel kolonialer Ausbeutung.

    Patience Nabukalu, Fridays For Future

    Das Öl soll in einer 1.445 Kilometer langen Leitung von Ölfeldern in der Nähe des Albertsees im Westen Ugandas durch Tansania bis zum Indischen Ozean gebracht und dann verschifft werden. Total hofft auf eine Fördermenge von 230.000 Barrel pro Tag. 2025 soll das erste Öl exportiert werden.

    Auch Deutschland in Afrika aktiv

    Auch Deutschland ist in Afrika aktiv: Bereits im Mai hat Kanzler Olaf Scholz (SPD) dem Senegal während einer Afrika-Reise Unterstützung bei der Erschließung eines Gasfeldes vor der Küste versprochen.
    Das kleine Land in Westafrika soll zumindest einen Teil der Lücke füllen, die durch das fehlende Gas aus Russland entstanden ist. Ab Herbst 2023 will der Senegal Flüssigerdgas (LNG) exportieren - unter anderem nach Deutschland und in andere europäische Staaten.

    Baerbock: Verhandlungen über Klimaentschädigungen schwierig

    Bundesaußenministerin Annalena Baerbock thematisierte vor ihrer Abreise nach Ägypten die Unterstützung ärmerer Staaten im Kampf gegen den Klimawandel. Die Verhandlungen über zusätzliche Klimaentschädigungen für ärmere Staaten bezeichnete sie als schwierig . "Zu einer substanziellen Vereinbarung liegt noch ein schwieriger Weg vor uns, die Vorstellungen liegen teils noch weit auseinander", sagte die Grünen-Politikerin. Um eine Lösung zu finden, müsse man bereit sein, neue Wege zu gehen.
    Dies erwarte Deutschland auch von anderen Staaten, so Baerbock. Die Frage von Entschädigungen, die Industriestaaten wegen der Folgen des Klimawandels an ärmere Länder zahlen sollten, ist bei der offiziell noch bis Freitag laufenden Konferenz in Ägypten eines der größten Streitpunkte.

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
    Grafiken
    Quelle: dpa, Reuters

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