Blick in die Wahlprogramme:Das soll sich bei der Pflege ändern
Mehr Geld für Pflegende, ein gedeckelter Eigenanteil bei Pflege im Heim oder eine Pflegevollversicherung: Alle großen Parteien wollen Reformen in Sachen Pflege. Ein Überblick.
Kernideen der Parteien zur Pflege
- Nebeneinander von gesetzlicher und privater Pflegeversicherung beenden
- private Pflegeversicherungen in den Risikostrukturausgleich zwischen allen Pflegekassen einbeziehen
- Eigenanteile bei den Pflegekosten in der stationären Langzeitpflege durch eine Begrenzung auf 1.000 Euro pro Monat (so genannter Pflegekosten-Deckel) reduzieren
- Menschen, die bereits jetzt länger stationär gepflegt werden, erhalten Besitzstandschutz. Sie sollen nicht schlechter gestellt werden
- häusliche Pflege genauso unterstützen und entsprechende Begrenzung einführen
- Investitionsaufwendungen der Heime können zukünftig nicht mehr vollständig auf die Bewohner umgelegt werden
- bürokratischen Aufwand reduzieren und die Pflegebedürftigen, ihre Angehörigen sowie die Pflegeeinrichtungen zusätzlich entlasten (vereinfachte Antragstellung auf Hilfe zur Pflege)
- Stärkung der häuslichen Pflege und Entlastung der pflegenden Angehörigen (mehr Zeitsouveränität für alle pflegenden Angehörigen und nahestehenden Personen durch Familienpflegezeit und Familienpflegegeld)
- Beratung, Vernetzung und Anlaufstellen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ausbauen, neue Wohnformen verstetigen sowie Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen ausbauen
- Kommunen sollen mehr Möglichkeiten erhalten, darüber zu entscheiden, wo und in welcher Trägerschaft sich Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste ansiedeln
- Pflegebedürftige und pflegende Angehörigen sollen bei Vergabe von sozialem Wohnraum aufgrund der besonderen Raumvoraussetzungen für die Pflege bevorzugt werden
- Digitalisierung nutzen
- Vorsorge für den Pflegefall durch Finanzierungsmix (Gesetzliche Pflegeversicherung, betriebliche Mitfinanzierung, Steuermittel und Eigenvorsorge)
- bessere steuerliche Absetzbarkeit von Pflegezusatzversicherungen zur Schließung der Finanzierungslücke
- häusliche Pflegesituation steht im Mittelpunkt (Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stärken)
- flexibles Pflegebudget für pflegerische Leistungen
- Aufenthalt in den vier Wänden bei Pflegebedürftigkeit verlängern, auch durch Prävention
- Personalnotstand in der Pflege angehen (attraktive Arbeitsbedingungen, planbare Einsatzzeiten, Springerpools zum Abfedern von Belastungsspitzen, Aufstiegsmöglichkeiten, Anwerbungen im Ausland)
- stationäre und ambulante Einrichtungen mit mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Versorgung
- neue Wohn- und Betreuungsformen, in denen Pflege- und Betreuungskräfte sowie Angehörige die Versorgung gemeinsam übernehmen
- weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung
- zeitlich begrenzter Ausgleich für entgangene Einkünfte bei reduzierter Arbeitszeit wegen Pflege (Leistung soll so ausgestaltet sein, dass mehrere Personen sich die Pflege teilen können)
- berufliche Freistellungen besser und flexibler machen
- Zugang zur Tagespflege verbessern, Angebote ausbauen
- Pflegebedürftige sollen Pflege, therapeutische Leistungen oder Unterstützung bei der Haushaltsführung flexibler als bisher in Anspruch nehmen und miteinander kombinieren können, zum Beispiel in Form eines Pflegebudgets
- Fachkräfte, die aufgrund von Überlastung den Job verlassen haben, mit einer Rückkehroffensive zurückgewinnen
- bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- höherer Personalschlüssel in der Pflege, Ausbildungsbedingungen verbessern und für die Pflegeassistenz vereinheitlichen
- Dokumentationspflichten und Bürokratie in der Pflege auf ein Mindestmaß reduzieren
- Versicherte und Arbeitgeber von versicherungsfremden Leistungen entlasten: Finanzierung der Rentenbeiträge von pflegenden Angehörigen oder die Beiträge über den Staat finanzieren
- Einfluss von Finanzinvestoren auf Pflegeversorgung begrenzen, öffentliche und gemeinnützige Träger stärken und für eine bezahlbare und gerechtere Kranken- und Pflegeversorgung sorgen
- auf dem Weg hin zu einer Pflegebürgerversicherung einen Ausgleich zwischen gesetzlicher und privater Pflegeversicherung schaffen
- Beitragsbemessung reformieren und auch Kapitaleinnahmen zur Finanzierung des Pflegesystems heranziehen.
- Pflegeanbieter von unnötigen Nachweis- und Dokumentationspflichten und überbordenden Vorgaben entlasten
- Pflege und Beruf besser vereinbar machen
- Situation und besondere Bedürfnisse pflegender Kinder und Jugendlicher in den Blick nehmen und niedrigschwellige Beratungsangebote ausbauen
- im Inland und Ausland mehr Pflegefachkräfte gewinnen, Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegekräfte drastisch vereinfachen
- mittels digitaler Anwendungen, Automatisierung und Robotik Pflegepersonal entlasten
- Finanzierung der Pflege diversifizieren: umlagefinanziertes System der sozialen Pflegeversicherung beibehalten, aber um kapitalgedeckte Komponente ergänzen
- mehr Anreize für private Pflegevorsorge sowie für die Gleichbehandlung von betrieblicher Pflegevorsorge und Betriebsrente
- Senkung der Verwaltungskosten durch Zusammenführung von Kranken- und Pflegeversicherung
- Selbstverwaltungsstrukturen bei Kassenärzten, Krankenhaus-, Rehabilitations- und Pflegedienstleistungen reduzieren
- Pflegebedürftige und Angehörige deutlich höher finanziell honorieren
- Unterstützung bei Krankheit oder Urlaubswunsch der pflegenden Angehörigen durch verbesserte ambulante und befristete stationäre Angebote ausweiten
- private Pflegeeinrichtungen sollen in öffentliche Hand
- Eigenanteile in der stationären Pflege kurzfristig senken und deckeln
- Pflegevollversicherung
- 100.000 zusätzliche Pflegekräfte in den Pflegeheimen anstellen
- Lohnlücke von etwa 300 Euro zwischen Kranken- und Altenpflege schließen
- alle Beschäftigten werden beim ersten Auftreten eines familiären Pflegefalls bei vollem arbeitgeberfinanziertem Lohnausgleich sechs Wochen freigestellt
- alle pflegenden Angehörigen sollen Geldleistungen und Rentenpunkte erhalten
- wohnortnahe, nichtkommerzielle und von einer solidarischen Pflegevollversicherung abgedeckte professionelle Tages- und Kurzzeitpflege-Angebote sowie unbürokratisch zugängliche Entlastungsangebote
- keine Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte in der Pflege (Regulierung dieser Beschäftigungsverhältnisse mit Sozialversicherungsschutz, gesetzliche Arbeitszeit, Urlaub und Mindestlohn)
- Stärkung der kommunalen Ebene in der Planung und Organisation der Gesundheits- und Pflegeversorgung
- Privatisierung zurückdrängen
- Eigenanteile für Pflegeheimbewohner deutlich senken
- Pflegevollversicherung, die überwiegend aus Steuermitteln finanziert wird
- mehr Pflegepersonal ausbilden und besser bezahlen