Jens Spahn: "Der letzte Schuss der demokratischen Mitte"
Jens Spahn bei "illner":"Der letzte Schuss der demokratischen Mitte"
von Torben Schröder
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CDU-Politiker Spahn sieht die Ampel in der Pflicht, besser zu regieren, um die AfD klein zu halten. Innenministerin Faeser (SPD) sieht die Migrationspolitik auf dem richtigen Weg.
"maybrit illner" mit dem Thema "Regieren unter Protest – Migrationskrise ungelöst?" vom 18. Januar 2024 im ZDF.18.01.2024 | 64:23 min
Zwei, drei Mal muss Unions-Fraktionsvize Jens Spahn (CDU) seine These formulieren, bis Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sie zähneknirschend so stehen lässt. "Der Schlüssel für regierungsfähige Mehrheiten in Thüringen und Sachsen liegt in der Politik der Ampel", sagt Spahn.
Seine These in der ZDF-Sendung "maybrit illner": Eine bessere Politik der Koalition sei entscheidend, um die AfD zu schwächen. Die Ampel aber regiere gegen die Mehrheit.
Faeser: Dauerhafte Lösungen bei der Migration
Das für die AfD-Wähler bei weitem wichtigste Thema ist laut Umfragen die Migration. "Wir haben ganz, ganz viel gemacht", hält Faeser fest und verweist auf Grenzkontrollen und Migrationsabkommen samt der Einrichtung eines Sonderbevollmächtigten genau dafür.
Es sei der Glaubwürdigkeit halber wichtig, dauerhafte Lösungen zu finden. "Und das ist aus meiner Sicht die europäische Lösung", sagt Faeser: "Wir prüfen auch die Drittstaatenlösung." Die Regierung sei nun in den Prozess eingestiegen, zu schauen, was dafür rechtlich notwendig ist.
Die Zahl der Asylbewerber in Europa ist in diesem Jahr stark gestiegen. Laut Angaben der EU werde die Gesamtzahl der Anträge bei über einer Million liegen.25.12.2023 | 0:24 min
Spahn fordert, Migranten an den EU-Grenzen aufzuhalten
Spahn reicht das alles natürlich nicht: "Jetzt kommt ein Gesetz, das keinen Unterschied machen wird im Alltag. Das ist das, wo der Frust entsteht." Die Menschen wollten nicht nur gehört werden, sie wollten eine andere Politik.
Spahn betont:
Unions-Fraktionsvize Jens Spahn macht auch die Politik der Ampel-Regierung für die hohen Umfragewerte der AfD verantwortlich.18.01.2024 | 1:43 min
Seine Forderung: "Wir müssen weg von der Botschaft, wenn ich es irgendwie nach Europa schaffe, bleibe ich zu 99 Prozent und habe Anspruch auf Sozialleistung." Sondern:
Sorgen und Ängste von AfD-Wählern ernst nehmen
"Seit Jahrzehnten wird keine vernünftige Migrationspolitik gemacht", sagt der Journalist Hasnain Kazim. "Es ist immer ein Mäandern zwischen dem Einen und dem Anderen."
Man hole sehr viele AfD-Wähler zurück, wenn man die Sorgen und Ängste ernst nehme und sich nicht darüber lustig mache. Aber man müsse dabei auch auf eine Sprache achten, die nicht pauschal ist.
Die Politik müsse mit den Wählerinnen und Wählern der AfD reden, meint Autor Hasnain Kazim bei "maybrit illner".18.01.2024 | 1:27 min
"Das Abschiebegesetz wird die Zahlen nicht substanziell verändern", sagt die Journalistin Eva Quadbeck (RND). Und die Änderung im Staatsbürgerschaftsrecht ändere nichts bei der Frage der Integration.
Das Thema Migration sei die Ampel zu spät angegangen. Bei vielen Themen habe die Koalition Vertrauen verspielt.
Die Diskussion, wie viele Menschen zu uns kommen können, müsse in der Mitte der Gesellschaft geführt werden.
Die Probleme eines AfD-Verbotsverfahrens
Ein AfD-Verbot sieht Tacke kritisch: "Es ist sehr, sehr schwierig, eine Partei zu verbieten."
Ob die AfD in ihrer Gänze aktiv die freiheitliche demokratische Grundordnung attackiert, sei kaum in der notwendigen Zeit zu klären. Einfacher sei, beispielsweise Björn Höcke die Grundrechte abzuerkennen.
Sarah Tacke bei "maybrit illner"18.01.2024 | 1:41 min
Faeser und Spahn wollen ein AfD-Verbot nicht ausschließen, sehen ein mögliches Verfahren und die darauf folgende Debatte aber nicht als politisch zielführend an.
"Man kann Unmut nicht verbieten", sagt Spahn. "Wir handeln als Behörden bereits", betont Faeser. Es gelte, es den Rechtsextremen mit rechtsstaatlichen Mitteln so schwierig wie möglich zu machen.
Der Schaden wäre größer, wenn man versucht die AfD zu verbieten und dann scheitert, findet auch Kazim. Und Quadbeck sagt: "Wenn man über Grundgesetzartikel 18 etwas gegen eine Person wie Björn Höcke ausrichten kann, sollte man das unbedingt tun."
Doch ein Parteiverbotsversuch steigere nur die Solidarisierung mit der AfD. Und die Wähler seien ja noch da.