Wie die G7 den Druck auf China erhöhen wollen

    Gemeinsame Gipfel-Erklärung:Wie die G7 den Druck auf China erhöhen wollen

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    Die G7 haben sich in Hiroshima auf einen neuen Ton gegenüber Peking geeinigt. Wirtschaft, Taiwan, Investitionen und eine Handreichung: Was in der gemeinsamen China-Erklärung steht.

    Joe Biden, Justin Trudeau, Anthony Albanese, Ursula von der Leyen und Fatih Birol
    Mehr Rivale, weniger Partner: Im Umgang mit China schlagen die G7-Staaten einen neuen Kurs ein.
    Quelle: ap

    In den Spannungen mit China hat sich Gruppe der großen demokratischen Industrieländer (G7) auf eine härtere Gangart geeinigt. Angesichts der Abhängigkeit von der zweitgrößten Volkswirtschaft wollen die Partner Risiken im China-Geschäft und in den Lieferketten verringern. Klare Worte gibt es zur Haltung der G7 im Taiwan-Konflikt.
    Zudem werde China laut einer Erklärung wegen seiner guten Beziehungen zu Moskau aufgefordert, "Druck auf Russland ausüben", den Krieg in der Ukraine zu beenden und seine Truppen zurückzuziehen. China hatte die Aggression seit Kriegsbeginn nicht verurteilt, sondern Präsident Wladimir Putin vielmehr Rückendeckung gegeben.
    S-Präsident Joe Biden (l-r), Bundeskanzler Olaf Scholz, Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, Ursula von der Leyen, EU- Kommissionspräsidentin, Charles Michel, EU- Ratspräsident, Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien, Justin Trudeau, Premierminister von Kanada, Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich und Fumio Kishida, Premierminister von Japan beim gemeinsamen Abendessen.
    Stark und geschlossen präsentieren sich die Regierungschefs der G7-Staaten am ersten Gipfeltag in Hiroshima.19.05.2023 | 2:58 min
    Die G7 wollen zusammenstehen - gegen die Großmächte China und Russland:
    Obwohl im Vorfeld des Gipfels durchaus Differenzen über die richtige Gangart - unter den Europäern und auch mit den USA - gegenüber Peking erkennbar waren, sah der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, Geschlossenheit der G7-Gruppe.
    Die Kernpunkte der neuen Strategie gingen am Samstag aus dem Kommuniqué des G7-Gipfels in Hiroshima in Japan hervor. Ein Überblick:

    Wirtschaftliche Abhängigkeit: G7 will diversifizieren

    "Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit erfordert Risikoverringerung und Diversifizierung", heißt es in der Erklärung. Eine Abwendung von China sei aber nicht geplant: "Wir werden uns nicht abkoppeln oder nach innen wenden."
    Die G7-Staaten versichern, China nicht schaden zu wollen. "Ein wachsendes China, das sich an die internationalen Regeln hält, wäre im Interesse der Welt", heißt es. Die G7-Gruppe werde auf faire Wettbewerbsbedingungen in China pochen. Auch müssten Chinas nicht marktkonforme Praktiken angesprochen werden, die die Weltwirtschaft verzerrten.

    Wir werden uns gegen schädliche Praktiken wie unrechtmäßigem Technologietransfer oder Datenoffenlegung wenden.

    Kommuniqué des G7-Gipfels in Hiroshima

    Schaltgespräch mit Andreas Kynast am 19.05.2023
    Aktuell findet der G7-Gipfel in Hiroshima statt. Die Aufgaben der Staaten sind vielfältig.19.05.2023 | 1:10 min
    ZDF-Korrespondent Andreas Kynast über die Herausforderung des G7-Gipfels:

    Taiwan-Konflikt: Kritik an Chinas Säbelrasseln

    Zu Chinas Machtansprüchen auf Taiwan und im Ost- und Südchinesischen Meer stellen die G7-Staaten fest: "Wir lehnen entschieden jeden einseitigen Versuch ab, den Status quo durch Gewalt und Zwang zu ändern." Frieden und Stabilität in dem wichtigen Schifffahrtsweg der Taiwanstraße seien unerlässlich für Sicherheit und Wohlergehen der Weltgemeinschaft.
    Peking betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik und droht mit einer Eroberung. Die demokratische Inselrepublik wird allerdings seit mehr als sieben Jahrzehnten eigenständig regiert.
    G7-Treffen in Hiroshima
    Im Mittelpunkt des dreitägigen Treffens stehen der weitere Umgang mit Russland und das Verhältnis zu China.19.05.2023 | 2:00 min
    Die Staats- und Regierungschefs der G7 sind in Hiroshima zusammengekommen - das sind die Themen:

    Wirtschaft als Waffe: Plattform geplant

    Die G7-Staaten wollen sich auch gegen "wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen" wappnen. So hatte China in Streitigkeiten mit anderen Staaten wiederholt sein Gewicht eingesetzt, um Druck auszuüben. Prominente Beispiele waren Australien und Litauen.
    Die G7 wollen sicherstellen, "dass Versuche, wirtschaftliche Abhängigkeit zu einer Waffe zu machen (...), fehlschlagen und Konsequenzen haben werden". Dafür soll Koordinationsplattform geschaffen werden.

    China-Investitionen vorab prüfen

    Auch wollen die G7-Staaten sensible Technologie schützen, die benutzt werden könne, "um militärische Fähigkeiten zu steigern, die den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit gefährden", heißt es in einer Erklärung. Eine Möglichkeit ist, eigene Auslandsinvestitionen stärker in den Blick zu nehmen, was auf China abzielt. Jedes Land soll aber selbst entscheiden, wie es diese Frage angeht. Die USA arbeiten seit längerem an einer rechtlichen Grundlage für eine solche Vorabprüfung von Auslandsinvestitionen.
    Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, ist in einer Autokolonne auf dem Weg zum G7-Gipfel.
    Der russische Angriffskrieg und die Unterstützung der Ukraine gehören zu den Hauptthemen in Hiroshima.20.05.2023 | 1:49 min
    Auch der ukrainische Präsident Selenskyj ist zu Gast beim G7-Gipfel:
    Kapital eines Landes soll nicht im großen Stil in Industriebereiche rivalisierender Staaten fließen, die für die nationale Sicherheit des eigenen Landes von Bedeutung sind - also etwa im Verteidigungs- oder Technologiesektor. Das Vorhaben folgt einem ähnlichen Mechanismus, wonach einige Staaten bestimmte große ausländische Investitionen im eigenen Land in sensiblen Bereichen vorab prüfen.

    G7: Trotzdem Interesse an Kooperation mit China

    Trotz aller Differenzen wollen die G7-Staaten "konstruktive und stabile Beziehungen" zu China aufbauen. Es sei wichtig, mit China in globalen Herausforderungen zu kooperieren - angesichts seiner Größe und Rolle in der Weltgemeinschaft. So wollen die G7-Staaten bei Themen wie Klimawandel, Vorsorge für Pandemien, Finanzstabilität und Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen mit China zusammenarbeiten.

    Nachrichten | Thema
    :G7

    Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA bilden die G7 - wirtschaftlich starke Staaten. Russland wurde nach seiner Krim-Annexion ausgeladen.
    Bayern, Garmisch-Partenkirchen: Das Hotel Schloss Elmau.
    Quelle: dpa, AFP

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