War Putin auf der Krim oder ein Doppelgänger?

    Besuch in besetzten Gebieten:War Putin auf der Krim oder ein Doppelgänger?

    Jan Schneider
    von Jan Schneider
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    Kiew behauptet, nicht Putin, sondern ein Doppelgänger habe besetzte ukrainische Gebiete besucht. Experten bezweifeln das, auch wenn Putin sehr viel vorsichtiger als Selenskyj ist.

    Wladimir Putin, Präsident von Russland, bei seiner Ankunft mit einem Hubschrauber an einem nicht genannten Ort
    Der russische Präsident Wladimir Putin bei seiner Ankunft an einem nicht genannten Ort.
    Quelle: Russian TV Pool/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

    War Wladimir Putin tatsächlich auf der Krim oder hat er einen Doppelgänger geschickt? Nach Ansicht Kiews ist der russische Präsident bei seinem angeblichen Frontbesuch in den besetzten Gebieten der Ukraine von einem solchen vertreten worden. "Das war nicht der echte Putin", behauptete der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine, Olexij Danilow, ohne Beweise im Fernsehen.

    Um mit dem echten Putin sprechen zu können, muss man mindestens 10 bis 14 Tage in Quarantäne.

    Olexij Danilow, Sekretär des ukrainischen Nationalen Sicherheitsrates

    Der in Cherson gesichtete Putin sei "ein gewöhnliches Double gewesen, von denen es bekanntlich mehrere gibt". Nach Danilows Worten sei Putin "ein verängstigter Mann", und die Vorstellung, dass er sich zu einem Besuch der Front entschlossen habe, sei schlicht unmöglich.
    Kremlsprecher Dmitri Peskow wies die Behauptungen zurück und sagte, es gäbe keinerlei Belege dafür, dass es tatsächlich einen Doppelgänger Putins bei offiziellen Terminen gäbe.

    Ukrainische Falschaussagen über Putins Besuch in Mariupol

    Es ist nicht das erste Mal, dass dem Kreml-Herrscher unterstellt wird, dass er nur Doppelgänger in die besetzten Gebiete schickt. Mitte März, nach einem Besuch Putins in der besetzten ukrainischen Stadt Mariupol, hatte Anton Gerashchenko drei Bilder geteilt, auf denen zu erkennen sein soll, dass es sich um Doppelgänger Putins handeln soll. Gerashchenko ist aktuell offizieller Berater im ukrainischen Innenministerium. Das Problem dabei: Die Bilder sind bearbeitet und teilweise mit falschen Datums- und Ortsangaben versehen.
    Irreführende Fotomontage verschiedenener Bilder von Putin
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    • Das erste Bild stammt nicht vom 23. Februar 2023, sondern wurde bereits Anfang 2020 von der russischen Nachrichtenagentur TASS veröffentlicht.
    • Das zweite Bild wurde gespiegelt: Es stammt aus einem Video, dass bei Putins Besuch in Mariupol gemacht wurde, und nicht aus Sevastopol. Scheitel und Kinn unterscheiden sich daher stark von den anderen Bildern, da hier Putins linke Gesichtshälfte gezeigt wird, auf den anderen Bildern die Rechte.
    • Das dritte Bild stammt aus demselben Video aus Mariupol, nun aber nicht gespiegelt.

    Doppelgänger - gängige Praxis bei Autokraten

    "Es stimmt, dass viele Autokraten Doppelgänger hatten bzw. haben", erklärt der Russland-Experte Gerhad Mangott von der Universität Innsbruck gegenüber ZDFheute. Saddam Hussein etwa hatte stets drei bis vier Vertreter gleichzeitig. Die Ukraine sei in solchen Fragen jedoch keine glaubwürdige Quelle, da es ein konkretes und nachvollziehbares Interesse daran gibt, Putin zu diskreditieren.

    Ich gehe stark davon aus, dass es Putin war. Ich kenne ihn nicht nur seit mehr als 25 Jahren aus Fernsehbildern, sondern auch aus persönlichen Begegnungen.

    Gerhad Mangott, Universität Innsbruck

    Es gibt jedoch auch zahlreiche Berichte, dass Putin "legendär paranoid in Bezug auf seine persönliche Sicherheit ist", gibt der Militärexperte András Rácz zu bedenken. Wer ihn trifft, muss vorher mehrere Tage in Quarantäne verbringen. Selbst seine höchsten Generäle oder Minister trifft Putin nur mit großem Abstand ein einem extrem langen Tisch.
    Auch soll es in jeder von Putins Residenzen exakt identische Büros geben, damit anhand von Videokonferenzen keine Rückschlüsse auf seinen Aufenthaltsort gezogen werden können. "Dieser Besuch in Cherson würde also sehr aus dem Rahmen fallen", so Rácz.
    Moskau, Russland 18.03.2022: Putin am langen Tisch mit Russlands Außenminister Lawrov
    Putin am langen Tisch mit Russlands Außenminister Lawrow.
    Quelle: zdf

    Experten gehen daher auch davon aus, dass die Menschen, die Putin bei solchen Terminen trifft, nicht gewöhliche Bewohner sind, sondern vorher ausgewählt oder mitgebracht wurden.

    Zeitgleich besuchte Selenskyj umkämpfte Gebiete

    Nach Angaben des Kreml vom Dienstag hatte Putin sowohl die besetzten Gebiete der Region Cherson im Süden als auch Luhansk im Osten der Ukraine besucht und sich mit führenden Militärs getroffen. Der genaue Zeitpunkt des angeblichen Besuchs wurde vom Kreml nicht genannt. Es lässt sich aber überprüfen, wo Putin war.
    Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, dass Putin über den Küstenort Henitschesk auf die Arabat-Nehrung fährt. Eine gut 100 Kilometer lange Landzunge, die das Asowsche Meer vom Sywaschsee trennt. Weitere Aufnahmen gibt es von ihm, in der Nähe des Dorfes Schtschaslywzewe, etwa 150 Kilometer von der Front im Donbass entfernt.
    Ebenfalls am Dienstag hatte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Front besucht. Er ist in die schwer umkämpfte Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine gereist. Sie liegt etwa fünf Kilometer von der Frontlinie entfernt. Selenskyj sei damit "das genaue Gegenteil" zu Putin, betonte Danilow:

    Das ist der Unterschied zum Bunker-Opa Putin, der bald vor sich selbst Angst hat.

    Olexij Danilow, Sekretär des ukrainischen Nationalen Sicherheitsrates

    Auch über Selenskyj gab es bereits Gerüchte, er würde einen Doppelgänger nutzen, etwa beim Besuch des US-Präsidenten Joe Biden. Belege dafür gab es dafür jedoch bisher nicht.
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