Thrombose kennt kein Alter: Wie man Blutgerinnsel erkennt

    Risiko für Blutgerinnsel:Warum Thrombose kein Alter kennt

    von Caroline Nixdorff
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    Eine Thrombose kann jeder bekommen. Wann man besonders vorsichtig sein sollte, warum eine schnelle Diagnose des Blutgerinnsels wichtig ist und wie die Behandlung aussieht.

    Schockdiagnose Thrombose
    Thrombosen sind Blutgerinnsel, die Arterien oder Venen teilweise oder ganz verschließen können. Auch junge und gesunde Menschen können betroffen sein. Welche Risikofaktoren und Auswirkungen gibt es?16.10.2023 | 5:28 min
    Thrombose ist den allermeisten ein Begriff, wenn es um die unbequemen Strümpfe geht, die auf längeren Flugreisen empfohlen werden. Die Hintergründe, die Risikofaktoren und Gefahren des Krankheitsbildes kennen aber die Wenigsten.

    Was eine Thrombose ist

    Der Begriff Thrombose leitet sich vom griechischen Wort "Thrombos" ab, was so viel bedeutet wie Klumpen. Im medizinischen Sinne ist von einer Thrombose die Rede, wenn ein Gerinnsel, also ein Blutklumpen, ein Gefäß verstopft. Geschieht dies in einer Schlagader (Arterie), wird von einer arteriellen Thrombose gesprochen. Bildet sich ein solcher Thrombus hingegen in einer Vene, liegt eine Venenthrombose vor.
    Mit zunehmendem Alter steigt das Thrombose-Risiko. Während im Alter von 20 bis 35 Jahren einer von 10.000 Menschen in Deutschland an Thrombose erkrankt, liegen die Neuerkrankungen von über 50-Jährigen bei einem von 1.000.

    Bei einer Thrombose können Blutgerinnsel in den Bein- und Beckenvenen auftreten. Lösen sich die Gerinnsel dort ab, wird es bedrohlich: "Das ganz Gefährliche an der Thrombose ist, dass eine Lungenembolie entstehen kann. Das heißt, dass die Gerinnsel aus der Vene bis ins Herz wandern und dann die Lungenstrombahn verstopfen. Und das ist lebensgefährlich möglicherweise", erklärt Michael Lichtenberg, Präsident der deutschen Gesellschaft für Angiologie.

    Der Thrombus kann außerdem zum Gehirn transportiert werden, wo er einen Schlaganfall hervorrufen kann.

    Quelle: Michael Lichtenberg

    Wie man eine Thrombose erkennt

    Für Thrombosen sind verschiedene unspezifische Symptome typisch. Eine langwierige Ärzte-Odyssee stellt auf dem Weg zur Diagnose daher keine Seltenheit dar. Zu folgenden Symptomen, in der Regel nur an einem der beiden Beine, kann es kommen:
    • Hitzegefühl am Bein
    • Schmerz in der Wade beim Auftreten
    • Schwellungen am Fußknöchel, am Unterschenkel oder am ganzen Bein mit Spannungsgefühl
    • Blauverfärbungen der Haut am Bein, wenn es herabhängt
    Bereits beim Auftreten von nur einem dieser Symptome sollte man sich an seinen Hausarzt wenden, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Angiologie. Untersuchungen der Beinvenen mit Ultraschall und der Beckenvenen durch eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT) ermöglichen dem Arzt, eine Thrombose zu diagnostizieren.

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    Wie Thrombosen behandelt werden

    In der Regel besteht die Therapie aus zwei Komponenten. Ziel ist es, das Gerinnsel so schnell wie möglich zu beseitigen und zu verhindern, dass ein weiteres entsteht:

    Operation und Kompression

    In einigen Fällen kann das Gerinnsel, je nach Lage und Größe, operativ entfernt werden. Hinzu kommt die Kompression: Das Tragen entsprechender Strümpfe am betroffenen Bein hilft, die Beschwerden und die Schwellung zu beseitigen. Durch den Druck des Strumpfes wird der Bluttransport in den Venen unterstützt und das Risiko einer erneuten Thrombose verringert sich.
    Bei einer Thrombose werden zur Kompression spezielle Strümpfe getragen.
    Bei einer Thrombose werden zur Kompression spezielle Strümpfe getragen. So wird der Bluttransport in den Venen unterstützt.
    Quelle: Imago

    Blutverdünnung mit Gerinnungshemmern

    Die zweite Komponente bildet die medikamentöse Therapie. So genannte Gerinnungshemmer sorgen dafür, dass das Blut nicht mehr so schnell verklumpt. Dabei können Tabletten oder Spritzen mit unterschiedlicher Wirkdauer zum Einsatz kommen. Die optimale Einstellung der richtigen Dosis mit den geeigneten Wirkstoffen kann dabei einige Zeit in Anspruch nehmen.

    Gerinnungshemmer, auch Blutverdünner genannt, verhindern die Bildung von Blutgerinnseln im Blutkreislauf. Sie werden meist als Tablette eingenommen und senken das Risiko für Thrombosen und damit für Embolien oder Schlaganfälle. Nachteil dieser Medikamente ist eine erhöhte Blutungsbereitschaft. Passiert ein Unfall oder tritt eine Verletzung auf, lässt sich die Blutung nur schwer stoppen. Betroffene tragen daher in der Regel einen Pass bei sich, der auf die Einnahme solcher Tabletten hinweist, damit Notärzte sofort Bescheid wissen.

    In den meisten Fällen werden die Tabletten über drei bis sechs Monate eingenommen. Bleiben jedoch die auslösenden Risikofaktoren bestehen, ist die Thrombose chronisch geworden oder liegt zum Beispiel eine Gerinnungsstörung vor, kann die Gefahr einer erneuten Thrombose nicht ausgeschlossen werden. Die Einnahme der Medikamente muss dann länger, eventuell sogar lebenslang, erfolgen.

    Quelle: Deutsche Gesellschaft für Angiologie

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    Wie man Thrombosen vorbeugen kann

    Bei jüngeren Patienten sind es eher Risikofaktoren wie angeborene Gerinnungsstörungen, die so etwas hervorrufen können. Anerkannte Risikofaktoren sind aber auch die Pille und längere Reisen, die dazu führen, Thrombosen im Bein entstehen zu lassen.

    Dr. Michael Lichtenberg, Präsident der deutschen Gesellschaft für Angiologie

    Der Facharzt empfiehlt zur Vorbeugung grundsätzlich eine gesunde Lebensweise mit regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung. Bei langen, beengten Reisen, zum Beispiel im Flugzeug, rät er dazu, Thrombose-Strümpfe zu tragen. Außerdem sollte man viel Wasser trinken und im Sitzen regelmäßig kleine Bewegungsübungen mit den Beinen ausführen.

    Das operative Einfügen spezieller Ballons oder auch kleiner Röhrchen, so genannter Stents, ermöglicht das Öffnen oder Erweitern von verstopften oder verengten Venen. Dadurch kann der Abstrom des Blutes, zum Beispiel aus dem Bein, wieder hergestellt werden. Zum einen führt dies zu einer deutlich verminderten Thrombose-Gefahr, da die Venen durch die Stents offen gehalten werden und durch Gerinnsel nicht wieder so schnell verschlossen werden können. Zum anderen werden so die Beschwerden gelindert und es kommt zum Abschwellen des Beins. Wenn nach einem solchen Eingriff auf die Kompressionsstrümpfe verzichtet werden kann, würde das eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität für die Betroffenen bedeuten.

    Quelle: Michael Lichtenberg

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