Champions League der Frauen:Historischer Tiefpunkt für Bundesligisten
von Frank Hellmann
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Erstmals steht kein Frauen-Bundesligist im Champions-League-Viertelfinale. Katja Kraus und Axel Hellmann regen deshalb an, einen anderen Träger für die Liga als den DFB zu suchen.
Im Spiel gegen Paris St. Germain hat der FC Bayern einen Tiefpunkt für den deutschen Frauenfußball manifestiert.
Quelle: dpa
Die Ernüchterung auf dem Bayern-Campus war mit Händen zu greifen. Und die Enttäuschung allgegenwärtig. Giulia Gwinn, Sydney Lohmann oder Georgia Stanway konnten es kaum fassen: Der FC Bayern hat am Dienstagabend in einem an Dramatik kaum zu überbietenden letzten Gruppenspiel der Women’s Champions League gegen Paris St. Germain trotz einer beherzten Vorstellung nur 2:2 gespielt - und bleibt damit bereits in der Gruppenphase hängen.
Vom Gewinn der weiblichen Königsklasse hatte Sportdirektorin Bianca Rech fabuliert - nun hat der Meister aus München für den deutschen Frauenfußball einen Tiefpunkt manifestiert.
Ähnlich wie die Frauen-Nationalmannschaft mit ihrem desaströsen WM-Vorrundenaus in Australien sind also auch die deutschen Vereinsteams historisch schlecht, weil es niemand in die K.o.-Runde schafft.
Axel Hellmann moniert die Selbstbeweihräucherung
Der Vizemeister und Pokalsieger VfL Wolfsburg strauchelte bereits in den Playoffs an Paris FC. Eintracht Frankfurt, dritte Kraft aus der Bundesliga, hat vor dem letzten Gruppenspiel gegen FC Rosengard (Mittwoch 21 Uhr) keine Chance mehr aufs Weiterkommen.
Das direkte Duell gegen Benfica Lissabon ging wegen eines verschossenen Elfmeters der Nationalspielerin Laura Freigang kurz vor Weihnachten verloren.
Seit die Uefa 2001 zunächst den Women’s Cup erschuf, erreichte mindestens ein Bundesligist immer das Viertelfinale. Neun Mal stehen deutsche Teams in der Siegerliste. Der letzte war 2015 übrigens der 1. FFC Frankfurt, ehe der reine Frauenfußballverein 2020 mit der Eintracht fusionierte.
Die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt verloren am letzten Donnerstag gegen Topfavorit FC Barcelona und verpassten damit die Chance auf das Erreichen des Viertelfinals.
Quelle: Reuters
Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann redet deswegen Klartext:
Katja Kraus kritisiert die fehlende Eigenständigkeit
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat bei allen Jubelmeldungen über ansprechende Zuschauerzahlen - in der Hinrunde kamen fast 3.000 Besucher im Schmitt - irgendwie die sportliche Abwärtsentwicklung ignoriert.
Deshalb schlägt auch die Initiative "Fußball kann mehr" nun Alarm und macht auf ein Thesenpapier aufmerksam. Initiatorin Katja Kraus fordert im Kern: "Professioneller Frauenfußball muss als Geschäftsmodell funktionieren."
Als früheres Vorstandsmitglied beim Hamburger SV regt die 53-Jährige eine komplette Neuausrichtung an. Mit einer eigenen, glaubwürdigen Identität und mehr Eigenständigkeit, denn:
Es brauche eine neue Vision, um durchaus vorhandene Potenziale hierzulande zu heben.
Kann es ein strategischer Partner wirklich besser als der Verband?
Hellmann, der im Beirat der Initiative sitzt, hat über das Konzept mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Geschäftsführer Holger Blask gesprochen. Die ersten Reaktionen fielen zurückhaltend aus. Der Reformwille? Nicht überbordend ausgeprägt.
Die Sportmarketingmanagerin und der Vereinsfunktionär stellen öffentlich zur Debatte, ob der DFB wirklich der richtige Träger für die Liga ist.
Kraus: "Die Frage ist doch, wo gibt es die bestmöglichen Voraussetzungen, um den Sport dauerhaft erfolgreich zu machen. Kann der DFB das leisten oder nicht?" Aus ihrer Sicht bräuchte es strategische Partner, die das Thema mit "Kompetenz und Lust vorantreiben".
"Fußball kann mehr" entstand 2021 und konfrontierte den deutschen Fußball mit acht Kernforderungen. Heute ist die Initiative eine gemeinnützige Netzwerkorganisation, welche sich unter anderem für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität im Fußball einsetzt. Persönlichkeiten wie Almuth Schult (Ex-Nationaltorhüterin), Bibiana Steinhaus (ehemalige Bundesliga-Schiedsrichterin), Verena Pausder und Katharina Kurz (Gründerinnen des FC Viktoria Berlin) bringen verschiedene Perspektiven und viel Erfahrung ein, um immer wieder Denkanstöße zu liefern. Aus dieser Vielstimmigkeit ist für die Zukunftsfähigkeit des Profifußballs der Frauen ein Konzeptpapier entstanden, das die Initiative als Ausgangspunkt einer Debatte begreift.
Hellmann geht noch einen Schritt weiter, denn: "Es gibt bei einigen Vereinen eine Unzufriedenheit, auch darüber, wie die Klubs eingebunden sind. Wenn die notwendigen Anpassungen in der Struktur erreicht werden können, habe ich damit überhaupt kein Problem. Wenn das aber nicht der Fall ist, müssen wir darüber nachdenken, den Frauenfußball eigenständig zu organisieren." Dem Juristen missfällt massiv, dass die Lizenzvereine der Männer immer noch den Betrieb bezuschussen müssen.
Unmissverständlich schiebt der 52-Jährige nach: "Ein Zeithorizont von acht bis zehn Jahren für eine Aufstockung der Bundesliga ist für die internationale Dynamik im Markt viel zu lang. Die Engländer lagern die Frauen aus dem Verband aus, die US-Amerikaner haben das schon getan." Und Deutschland verliert den Anschluss.
Die wichtigsten Spiele gibt es immer mittwochs ab 23 Uhr bei sportstudio.de und bei ZDFheute im Video.
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