Nations League: DFB-Frauen im Halbfinale

    Final Four der Nations League:Gelingt den DFB-Frauen der Umschwung?

    von Frank Hellmann, Lyon
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    Die deutschen Fußballerinnen stehen im Halbfinale der Nations League an einem Scheideweg: Gegen Frankreich geht es um viel mehr als nur ein Olympia-Ticket.

    Bundestrainer Horst Hrubesch steht beim Training der Frauen-Nationalmannschaft auf dem DFB-Campus hinter den Spielerinnen.
    Beim Halbfinale der Nations League geht es für Bundestrainer Horst Hrubesch um mehr, als nur das Ticket nach Olympia.
    Quelle: dpa

    Gemütlich war es nicht in Lyon. Ein böiger Wind pfiff den deutschen Fußballerinnen nach der Landung auf dem Flughafen Saint-Exupéry zur Begrüßung um die Nase, dazu lag eine dichte Wolkendecke über der Stadt, in der sich Rhône und Saône vereinen.
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    Die deutschen Fußballerinnen treffen im Halbfinale der Nations League auf Frankreich. Ein Sieg würde das heiß ersehnte Olympia-Ticket bedeuten.23.02.2024 | 1:10 min
    Aber Widrigkeiten sind die DFB-Frauen bereits gewohnt, seit der wetterfeste Nothelfer Horst Hrubesch übernommen hat. Das beste Länderspiel des Jahres 2023 haben "seine Mädels", wie er immer noch sagt, im Dezember bei Minustemperaturen gegen Dänemark (3:0) in Rostock gemacht.
    Die Herausforderung wird nun noch ein bisschen größer, wenn für Deutschland das Halbfinale der Nations League gegen Frankreich (Freitag 21 Uhr) im großen Groupama Stadion weit draußen vom historischen Stadtzentrum ansteht. Mit einem Sieg gegen die als Gastgeber bereits qualifizierten Französinnen wäre das Hrubesch-Team bei den Olympischen Sommerspielen dabei.

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    Eine zweite Chance wäre das Spiel um Platz drei

    Bei einer Niederlage müsste das kleine Finale gegen Spanien in Sevilla oder gegen die Niederlande in Heerenveen am kommenden Mittwoch (live im ZDF) gewonnen werden. "Wir glauben an unsere Möglichkeit. Ich hoffe wirklich, dass wir sie auch nutzen", sagt der Interimscoach, der gegen den Weltranglistendritten ein Spiel "auf Augenhöhe" erwartet.
    Der bald 73-Jährige hat ja Recht, dass vor drei, vier Monaten der Glauben fast schon verloren schien. Das HSV-Idol könnte der erste Coach sein, der nach Silber mit den Männern 2016 in Rio de Janeiro auch mit den Frauen nach einer olympischen Medaille greift. Das kompakte Turnier im Zeichen der Ringe kommt bei den Frauen in der Wertschätzung gleich hinter einer Weltmeisterschaft. Die DFB-Frauen vergoldeten vor acht Jahren im Maracanã ihre bis dahin nicht komplette Medaillensammlung.
    Danach begannen eher wechselvolle Zeiten - ein Titel kam seitdem nicht mehr dazu. Derzeit herrscht eher Rätselraten: Bestätigt diese Mannschaft den harmonischen Eindruck aus der EM 2022 in England? Oder die zerrissene Hinterlassenschaft der WM 2023 in Australien? Größer hätten die Kontraste bei den letzten Großereignissen ja nicht sein können. Wo liegt das wahre Leistungsvermögen? Graues Mittelmaß darf nie der Anspruch sein.

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    Die DFB-Auswahl um Kapitänin Alexandra Popp tritt im Halbfinale der Nations League zunächst gegen Frankreich an. Es geht um nicht weniger als um die Olympia-Qualifikation.
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    Der Doppelsturm mit Alexandra Popp und Lea Schüller soll es richten

    Das Bemühen um Besserung war in jeder Trainingseinheit auf dem DFB-Campus die vergangenen Tage offensichtlich. Hrubesch wirkte nicht minder motiviert als seine Spielerinnen. Geht seine Mission indes schief, wird der DFB bereits im April in die Qualifikation für die EM 2025 einen Nachfolger präsentieren. Der Verband ist laut der neuen Sportdirektorin Nia Künzer "auf alles vorbereitet" und "handlungsfähig" - was auch immer das heißen mag.
    Hrubesch richtet den Fokus auf seinen Einflussbereich. Seine Herangehensweise erinnert an ihn als "Kopfball-Ungeheuer": Im Training flogen bereits viele hohe Bälle auf Alexandra Popp und Lea Schüller, die von den Außenstürmerinnen Klara Bühl und Svenja Huth bedient werden sollen. Zwei kopfballstarke Mittelstürmerinnen aufzustellen, wo beim Gegenüber die 1,86 Meter große Weltklasseverteidigerin Wendie Renard verletzt fehlt, ist keine schlechte Idee.

    Auf Vereinsebene liegt Frankreich vorne

    Sowohl das EM-Halbfinale in Milton Keynes, als auch das Freundschaftsspiel in Dresden gegen die Französinnen gewannen die Deutschen dank eines Doppelpacks von Popp jeweils 2:1. Frankreich hat es übrigens bislang nie geschafft, das viele Talent in ein titeltaugliches Team zu überführen, das wirklich bis zum Ende bei einem Turnier zusammenhält.
    Auf Vereinsebene gibt Frankreich allerdings längst den Ton an und liegt in der UEFA-Klubwertung vorne: Paris FC hat in den Playoffs den VfL Wolfsburg, dann Paris St. Germain in der Gruppenphase den FC Bayern aus der Champions League geworfen. Die Frauen-Bundesliga ringt um den Anschluss und die Professionalisierung - und das Tempo dafür. Wie intensiv diese Debatten geführt werden - auch darüber gibt das Nachbarschaftsduell in Lyon nun Aufschluss.

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