Das ZDF ist eine verlässliche Informationsquelle zum Ukrainekrieg und erreicht verloren geglaubte Skeptikerinnen und Skeptiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Spielfilmen und Dokus: so die Befunde einer umfangreichen Befragung, mit der die ZDF-Medienforschung seit Beginn der Coronapandemie 2020 gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Phaydon Entwicklungen in Gesellschaft und Mediennutzung begleitet. Nachdem zuletzt im März 2021 befragt worden war, stand im Februar 2022 eine neue Befragungswelle an.
Nur wenige Tage vor Umfragestart begann der Angriffskrieg in der Ukraine, und die Studienleitung stand vor der Herausforderung, den Fokus der Studie zu erweitern. Es gelang ihr, die Auswirkungen zweier recht unterschiedlicher Krisen (Coronapandemie und Ukrainekrieg) auf Alltag und Mediennutzung der Befragten zu erfassen und abzubilden. Neben der Erhebung von Sorgen und Nöten vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges sowie dessen Einflusses auf den Alltag der Befragten ging es vor allem darum, inwiefern sich die Mediennutzung allgemein, das Informationsverhalten in solchen Krisensituationen sowie die Bewertung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verändert und welchen Einfluss zwei Jahre Coronapandemie dabei möglicherweise genommen hatten.
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Wie bereits im Vorjahr wurden auch in dieser Befragungswelle sechs verschiedene Zielgruppen ("GenZ", "Systemrelevante", "Kurzarbeit und Arbeitslos", "Kinderbetreuende", "Zweifler*innen", "Skeptiker*innen") identifiziert, die für eine genauere Betrachtung der quantitativen Ergebnisse – teilweise auch im Zeitverlauf – herangezogen werden konnten.
Im Befragungszeitraum (Mitte März 2022) zeichnete sich bei den Befragten ein hohes Maß an Ängsten und Belastung durch den Ukrainekrieg ab und ließen das Thema Corona scheinbar ein wenig in den Hintergrund rücken. Bezüglich der Pandemie wurde allgemein deutlich, dass die Angst vor der Krankheit sowie die damit verbundenen Belastungen und Sorgen im Alltag im Vorjahresvergleich einerseits nachgelassen hatten, andererseits bewegten sie sich immer noch auf einem hohen Niveau: 59 Prozent der Befragten fehlte beispielsweise eine langfristige Perspektive bei der politischen Bewältigung der Pandemie.
43 Prozent der Befragten gaben an, im März 2022 mehr Nachrichten zu konsumieren als zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020. Dies deckt sich nicht ganz mit den gemessenen Nutzungszahlen, beschreibt aber gut eine subjektive Wahrnehmung, die sich wahrscheinlich auf das persönliche Zeitbudget für Mediennutzung bezieht: Im Frühjahr 2020 fand zum Zeitpunkt der Befragung der erste Lockdown mit quasi keinerlei Außer-Haus-Freizeitmöglichkeiten statt. Im März 2022 waren diese Einschränkungen kaum noch vorhanden, und auch die gemessene Mediennutzung deutet darauf hin, dass wieder deutlich mehr Aktivitäten (Beruf, Freizeit) außer Haus stattfanden und somit das persönliche Zeitbudget für Medien und Nachrichten einschränkten.Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde insgesamt – außer von den Subgruppen der "Skeptiker*innen" sowie der (Corona-)"Zweifler*innen" – konstant gut bewertet, mit nur wenigen Abweichungen zu den Vorjahreswerten. Insbesondere wurde er als verlässliche Informationsquelle zum Ukrainekrieg geschätzt. Auch dem ZDF wurde ein gutes Zeugnis ausgestellt, und neben aktuellen und vertiefenden Informationen in Nachrichten, Dokumentationen und Reportagen war auch das fiktionale Angebot ein festes Standbein im Angebot. Interessante Unterschiede zeigten sich hier in den Subgruppen: Während die "GenZ" vor allem Satire, Bildungsinhalte und Sondersendungen nutzt, interessiert sich die Subgruppe "Kurzarbeit und Arbeitslos" vor allem für Sport und die "Zweifler*innen" für Spielfilme und Serien, aber auch für Dokumentationen. In Bezug auf die letztere Subgruppe ist das eine gute Nachricht: Die "Zweifler*innen", die immerhin 19 Prozent der Befragten umfassen, können durchaus noch erreicht werden.
Für die Studie wurden zwischen dem 14. und 22. März 2022 1000 Personen zwischen 14 und 70 Jahren repräsentativ online befragt. Es ist die achte Welle der Befragung. Erstmals hatte das ZDF im März 2020 eine Umfrage zur Mediennutzung in Coronazeiten durchgeführt.
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