Luftwaffen-Inspekteur: Beitrag zu Kampfjet-Koalition möglich

    Kampfjet-Koalition:Luftwaffen-Inspekteur: Beteiligung möglich

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    Westliche Staaten bereiten sich auf die Ausbildung an F-16-Kampfjets und die Lieferung an Kiew vor. Luftwaffen-Inspekteur Gerhartz hält auch einen deutschen Beitrag für möglich.

    Kampfflugzeug vom Typ F-16 Fighting Falcon, aufgenommen am 07.02.2023 in  Spangdahlem
    Die Ukraine dringt auf F-16-Kampfjets für ihren Verteidigungskrieg gegen Russland.
    Quelle: dpa

    Die "Kampfjet-Koalition" für die Ukraine nimmt langsam Gestalt an. Polen, die Niederlande und zwei weitere EU-Länder wollen ukrainische Piloten ausbilden und könnten in einem zweiten Schritt Kampfflugzeuge an Kiew liefern, wie die Verteidigungsminister dieser Länder am Dienstag in Brüssel bestätigten.
    Der Inspekteur der Luftwaffe Ingo Gerhartz hält auch einen deutschen Beitrag zur Kampfjet-Koalition für möglich, obwohl Deutschland nicht über solche Maschinen verfügt. "Nationen, die keine F-16 haben, können hier eher am Rande unterstützen wie bei Infrastruktur oder auch Ausbildung", sagte Gerhartz dem Berliner "Tagesspiegel".

    Inspekteur: Deutsche Beteiligung "politische Entscheidung"

    Gerhartz wies darauf hin, dass Flugzeuge innerhalb der Nato interoperabel nutzbar seien - die Bewaffnung eines deutschen Eurofighters könne also problemlos auf eine F-16 für die Ukraine übertragen werden. Es sei "eine politische Entscheidung", inwiefern sich Deutschland an der so genannten "Kampfjet-Koalition" beteiligen will, die am Rande des G7-Gipfeltreffens in Japan öffentlich bekannt geworden war. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lässt noch prüfen, wie Deutschland die Allianz unterstützen kann.
    Zwei F-16 Kampfjets in der Luft.
    Die EU-Verteidigungsminister haben am Dienstag über weitere Militärhilfen diskutiert, darunter F16-Kampfjets.23.05.2023 | 1:33 min
    "Nicht zuletzt aufgrund der schnellen Verfügbarkeit setzt die Ukraine nun auf die F-16 zur besseren Unterstützung ihrer Landstreitkräfte", sagte Gerhartz. "Viele Länder haben ihre Maschinen gerade erst frisch ausgemustert und könnten sie der Ukraine zeitnah liefern."

    F-16 vergleichsweise kostengünstiger Kampfjet

    Entwickelt wurde die F-16 in den 1970er Jahren als wendiger, vergleichsweise kostengünstiger und vielfältig einsetzbarer Kampfjet. Damals schlossen die USA eine Vereinbarung mit den Nato-Partnern Belgien, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden zur Produktion des Kampfjets.
    Die erste F-16-Maschine wurde 1979 an die US-Luftwaffe ausgeliefert. Die F-16 trägt den offiziellen Spitznamen "Fighting Falcon" (Kämpfender Falke), sie ist aber auch als "Viper" bekannt. Der einstrahlige Kampfjet, den es in Versionen mit einem Sitz oder zwei Sitzen gibt, hat eine Länge von knapp 15 Metern und eine Flügelspannweite von knapp zehn Metern. Er ist mit einer 20-Millimeter-Kanone mit mehreren Läufen bewaffnet und kann mit Luft-Luft-Raketen und Bomben ausgestattet werden.
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    Mehrere europäische Staaten wollen, dass die Ukraine Kampfflugzeuge bekommt. Konkret geht es dabei um F-16-Jets.17.05.2023 | 1:38 min
    Nach Angaben der US-Luftwaffe erreicht die F-16 Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 2.400 Stundenkilometern und kann mehr als 860 Kilometer entfernt liegende Ziele anfliegen, ihre Raketen abfeuern und zum Startpunkt zurückkehren.

    Mit Abstand am weitesten verbreiteter Kampfjet der Welt

    Nach Angaben des Herstellers Lockheed Martin wurden mehr als 4.500 F-16 gebaut. Zu den Abnehmern gehören neben den ursprünglichen Projektpartnern Belgien, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden unter anderem auch Ägypten, Israel, Polen, Taiwan und die Türkei. Deutschland hat keine F-16 und ist zurückhaltend. Großbritannien besitzt auch keine, ist aber ein Antreiber bei der Frage von Kampfjet-Lieferungen für die Ukraine ist.
    Weltweit im Einsatz waren im vergangenen Jahr laut der spezialisierten Website FlightGlobal mehr als 2.200 F-16. Der "Kämpfende Falke" ist damit der mit Abstand am weitesten verbreitete Kampfjet der Welt und macht 15 Prozent der weltweiten Kampfjet-Flotte aus.
    Ukraine's President Volodymyr Zelenskiy and German Chancellor Olaf Scholz shake hands during the G7 leaders' summit in Hiroshima, Japan May 20, 2023
    Präsident Selenskyj hat sich bei seinen Verbündeten beim G7-Gipfel bedankt: Für grünes Licht zu Kampfjet-Lieferungen. 20.05.2023 | 2:30 min

    Hindernisse und Herausforderungen für Kampfjet-Einsatz

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj setzt große Hoffnungen in die F-16. Es gibt aber auch einige Hindernisse. Die Umschulung der an sowjetischen Kampfjets ausgebildeten ukrainischen Piloten dürfte Monate in Anspruch nehmen.
    Experten verweisen zudem darauf, dass die Ausbildung von technischem Personal zur Wartung der F-16 noch länger dauern könnte. Kampfjets sind sehr teuer, das gleiche gilt für ihre Wartung und ihre Bewaffnung. Außerdem braucht die F-16 relativ lange und gut erhaltene Startbahnen.

    Wert für Ukraine umstritten

    Umstritten ist unter Sicherheitsexperten zudem, wie sehr westliche Kampfjets der Ukraine wirklich helfen können. Einige Experten argumentieren, dass die fortgeschrittenen Luftabwehrsysteme der Ukraine und Russlands die Möglichkeiten von Kampfjets beider Länder ohnehin erheblich einschränken, wie der wissenschaftliche Dienst des US-Kongresses im März schrieb.
    Auf der anderen Seite argumentieren Befürworter von Kampfjet-Lieferungen, westliche Kampfjets könnten der Ukraine durchaus helfen. Eingesetzt werden könnten die F-16 beim Kampf um die Lufthoheit über der Ukraine, bei der Abwehr russischer Angriffe, beim Vorgehen gegen russische Stellungen und bei der Unterstützung von Bodentruppen.
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