Selenskyj: Kinder-Verschleppungen sind "eindeutig Genozid"

    Kinder aus Ukraine verschleppt:Selenskyj: "Das ist eindeutig ein Genozid"

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    Rund 19.000 ukrainische Kinder wurden seit Kriegsbeginn nach Russland verschleppt, schätzt Kiew. Vor den UN verurteilt Präsident Selenskyj die Entführungen als "Völkermord".

    USA, New York: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht auf der 78. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
    Der ukrainische Präsident hat die Weltgemeinschaft aufgerufen, Russlands Angriffskrieg zu stoppen. Russland begehe mit der Entführung ukrainischer Kinder Völkermord, so Selenskyj.20.09.2023 | 0:25 min
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Rede bei der UN-Generaldebatte in New York für scharfe Kritik an Russland genutzt. Selenskyj warf Moskau bei seiner Ansprache vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen vor, mit der Verschleppung von Kindern aus der Ukraine Völkermord zu begehen.
    "Diesen Kindern wird in Russland beigebracht, die Ukraine zu hassen, und alle Verbindungen zu ihren Familien werden zerbrochen", sagte Selenskyj in seiner 15-minütigen Rede. "Das ist eindeutig ein Genozid."
    Eine Mutter umarmt ihre Tochter, die zuvor nach Russland verschleppt worden war.
    Eine Organisation versucht, die verschleppten Kinder zu ihren Familien zu bringen. 14.09.2023 | 3:09 min
    Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hatte im März Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen der mutmaßlichen Verschleppung Tausender ukrainischer Kinder nach Russland erlassen. Russland, das dem IStGH nicht angehört, wies die Vorwürfe zurück.

    Selenskyj: Putin nutzt Lebensmittel und Energie als Waffe

    Selenskyj warf Russland in seiner UN-Rede auch vor, Lebensmittel und Energie - darunter das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja - als "Waffen" einzusetzen.

    Die Auswirkungen erstrecken sich von der Atlantikküste Afrikas bis nach Südostasien.

    Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

    Zugleich warnte er, Russland habe nicht nur im Februar 2022 die Ukraine angegriffen, sondern stelle auch für andere Länder eine große Gefahr dar:

    Viele Sitze im Saal der Vollversammlung könnten leer werden, wenn Russland mit seiner Heimtücke und seiner Aggression erfolgreich ist.

    Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

    Zugleich kündigte Selenskyj, der bei der UN-Generalversammlung im vergangenen Jahr nur eine Videobotschaft hatte abgeben können, einen "globalen Friedensgipfel" an: "Ich lade Sie alle - Sie alle, die keine Aggression tolerieren - ein, gemeinsam diesen Gipfel vorzubereiten."
    Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen VN (UN United Nations), spricht bei der Beginn der Generaldebatte der UN-Vollversammlung.
    Mehr als 140 Staats- und Regierungschefs sind zur Versammlung nach New York gereist. 19.09.2023 | 1:38 min

    Biden und Scholz verurteilen Ukraine-Krieg

    Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden bei dem hochkarätigen UN-Treffen die Weltgemeinschaft eindringlich dazu aufgerufen, die Ukraine weiter zu unterstützen. Das sei auch im eigenen Interesse eines jeden UN-Staates. "Wenn wir zulassen, dass die Ukraine zerstückelt wird, ist die Unabhängigkeit irgendeiner Nation sicher? Ich würde respektvoll nahelegen, dass die Antwort Nein lautet", sagte Biden.
    Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) forderte in New York den Kreml erneut auf, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Er richte "furchtbare Zerstörungen" an, und deshalb sei es gerade bei den Vereinten Nationen wichtig klarzumachen, dass der Angriffskrieg unakzeptabel sei und Russland seine Truppen zurückziehen müsse.
    Scholz und Baerbock zur UN-Generalversammlung
    Annalena Baerbock und Olaf Scholz am Rande der UN-Generalversammlung19.09.2023 | 15:56 min
    Scholz will am Mittwoch den ukrainischen Präsidenten Selenskyj am Rande des Gipfels treffen. Am Dienstag hatte Deutschland bei einer internationalen Konferenz auf dem US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz der Ukraine weitere militärische Unterstützung im Wert von 400 Millionen Euro zugesagt. Die von der Ukraine gewünschten Taurus-Marschflugkörper waren aber noch nicht dabei. Dazu äußerte sich Scholz auf Nachfrage am Dienstag nicht.

    Russische Kriegsverbrechen
    :Wenn verschleppte Kinder zurückkehren

    19.546 ukrainische Kinder soll Russland seit Beginn des Krieges verschleppt haben. Hilfsorganisationen bemühen sich um die Rückführung. Sie fordern mehr Druck auf Putin.
    von Katrin Eigendorf und Aleksandra Indyukhova
    Teddys und Spielzeug zum Gedenken an verschleppte Kinder während Ukraine Krieges
    mit Video
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Patriot-System
    Liveblog
    Quelle: AFP, dpa
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