Wegen der blutigen Kämpfe um Bachmut sehen US-Experten die russische Wagner-Gruppe geschwächt. Zu neuen Attacken außerhalb der Stadt seien die Söldner kaum mehr in der Lage.
Die russische Privatarmee Wagner des Geschäftsmannes Jewgeni Prigoschin ist nach Einschätzung westlicher Experten durch die Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut geschwächt. Die Söldner seien durch die Abnutzung kaum in der Lage zu neuen Angriffen außerhalb der Stadt, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit.
Prigoschin will Bachmut an russische Armee übergeben
Zugleich gingen die Militäranalysten davon aus, dass Bachmut größtenteils von russischen Truppen kontrolliert wird. Die ukrainischen Streitkräfte hingegen führten im Norden und Süden von Bachmut Gegenangriffe und kontrollierten Verbindungswege um die Stadt.
Wagner-Chef Prigoschin hatte am Wochenende die komplette Einnahme Bachmuts erklärt - Kiew widerspricht der Darstellung bisher. Er kündigte an, sich aus der Stadt zurückzuziehen und sie am 25. Mai den regulären russischen Streitkräften zu übergeben. Laut Prigoschin sollten sich die Söldner dann erholen.
Nicht nur in der Ukraine sind russische Söldner aktiv. Gerade in Afrika will der Kreml so an Einfluss gewinnen. ZDFheute live über die globale Macht privater Militärunternehmen.
Russland hatte am Wochenende nach Prigoschin ebenfalls die vollkommene Einnahme der Stadt im Gebiet Donezk verkündet. Kremlchef Wladimir Putin gratulierte Wagner und der Armee zu dem Erfolg.
Nach Angaben des ukrainischen Militärs ist aber wegen der Streitkräfte Kiews in der Region um Bachmut ein Abzug der Wagner-Kämpfer nicht einfach. Den russischen Besatzern droht wohl eine Einkesselung.
Militärexperten: Söldner benötigen Verstärkung
Die extrem verlustreichen Kämpfe um die Stadt, die einmal 70.000 Einwohner hatte, dauern seit dem Spätsommer an. Nach Einschätzung der ISW-Experten benötigen die russischen Streitkräfte womöglich weitere Verstärkung, um Bachmut, das weitgehend in Ruinen liegt, zu halten und die Flanken zu schützen.
Damit könnten die Russen auch nicht - wie geplant - im Westen in Richtung Kostjantyniwka und im Norden in Richtung Soledar vorstoßen.
Wenn Prigoschin tatsächlich seine Truppen abziehe in dieser Woche, dann seien die regulären russischen Streitkräfte noch weniger motiviert zu neuen Angriffen, hieß es in der ISW-Analyse. Für beide Seiten hat Bachmut einen hohen symbolischen Wert im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Wagner-Chef Prigoschin ist ein "Profiteur des Krieges", sagt Russland-Expertin Magarete Klein im Interview.
London: Moskau arbeitet an neuer Elite-Einheit bei Luftstreitkräften
Unterdessen schrieb das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Geheimdienst-Bericht zum Krieg, dass Russland offenbar eine neue Elite-Einheit bei seinen Luftstreitkräften schaffen will.
Demnach soll die neue Einheit aus Bombern und Hubschraubern bestehen und vor allem gegen Bodentruppen eingesetzt werden. Erfahrene Piloten sollen mit hohen Summen für die neue Einheit mit dem Code-Wort "Schtorm" (Russisch für "Sturm") angeworben werden.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
- Aktuelles zum Krieg in der Ukraine
Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.