Turnier im Sommer: Europeada - Fußball-Fest der Minderheiten

    Turnier im Sommer:Europeada: Fußball-Fest der Minderheiten

    von Ralf Lorenzen
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    Pomaken, Okzitaner, Mescheten: Die Fußball-EM der nationalen Minderheiten kommt im Sommer ins deutsch-dänische Grenzland. 27 Männer- und neun Frauen-Teams sind dabei.

    Europeada 2022: Spieler bilden einen Kreis
    Die Europeada - es geht nicht nur um Punkte. Auch die Begegnung zählt.
    Quelle: FUEN/Laszlo_Mihaly

    Einen besseren Botschafter für die Europeada 2024 hätten die Organisatoren kaum finden können: Mads Buttgereit ist Co-Trainer der deutschen A-Nationalmannschaft mit Spezialgebiet Standard-Situationen. Er wurde als Sohn einer Dänin und eines Deutschen in Esbjerg geboren, lebt heute in Flensburg und ist Mitglied der dänischen Minderheit in Deutschland.

    Buttgereit: Das Beste aus zwei Welten

    "Es ist ein großes Geschenk für einen jungen Menschen, in zwei Kulturen aufzuwachsen", sagt Buttgereit im Gespräch mit ZDFsport. "Ich habe aus beiden mitgenommen, was ich am besten fand. In Dänemark ist man ein bisschen entspannter und freier, in Deutschland bin ich mit Disziplin, knallharter Arbeit und Leidenschaft für die Sache aufgewachsen."
    Mads Buttgereit (links) und Projektleiter Ruwen Möller bei der Auslosung
    Mads Buttgereit und Projektleiter Ruwen Möller (rechts) bei der Gruppenauslosung.
    Quelle: FUEN/Martin Ziemer

    Am Sonntag zog Buttgereit im dänischen Hadersleben die Lose für die Gruppen der Fußball-Europameisterschaft der nationalen Minderheiten, die im kommenden Sommer parallel zur UEFA-EM unter dem Motto "Between the seas" in Deutschland und Dänemark ausgetragen wird.
    Titelverteidiger sind bei den Männern die Südtiroler, die bisher alle vier Europeadas gewonnen haben, und bei den Frauen das Team Koroška (Kärntener Sloweninnen).

    400 Minderheiten in Europa

    In Europa gibt es über 400 Minderheiten, knapp 100 sind unter dem Dach der in Flensburg ansässigen Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) organisiert.
    Ortsschild Deutschland Polen
    Die anti-deutsche Rhetorik der PiS gegenüber Berlin nimmt weiter zu. Auch die deutsche Minderheit im Süden des Landes bekommt das zu spüren und spricht von Diskriminierung.11.11.2022 | 2:27 min
    Die FUEN richtet gemeinsam mit den vier im Grenzland ansässigen Minderheiten das Turnier aus: Dänen, Friesen, Sinti und Roma in Deutschland sowie die deutschen Nordschleswiger in Dänemark.

    Vorbild für Minderheitenpolitik

    Ihre Zusammenarbeit untereinander, aber auch die mit den jeweiligen Mehrheiten der Länder, gilt seit Jahrzehnten als modellhaft für die Minderheitenpolitik in Europa. So lag es nahe, dass dieses Turnier nach Stationen bei den Rätoromanen in der Schweiz (2008), den Sorben in der Lausitz (2012), in Südtirol (2016) sowie bei den Slowenen in Kärnten (2022) auch dorthin kommt.
    "Es ist ein Fest der lebendigen Vielfalt Europas. Und jeder sieht, dass er mit seiner Minderheitenerfahrung nicht allein ist. Immerhin gehört jeder siebte Bürger in Europa einer ethnischen oder sprachlichen Minderheit an", sagt FUEN-Vizepräsident Gösta Toft gegenüber ZDFsport.

    Thema Minderheitensprachen
    :Bundestag snackt Platt

    Wenn es um Minderheitensprachen geht, wird meist auf Hochdeutsch diskutiert. Bundestagsabgeordnete wollten das heute ändern - und haben auf Platt diskutiert.
    Ein Schild mit der Aufschrift "Platt foer ju - Schule mit Niederdeutschunterricht"
    Die Rekordteilnehmerzahl von 27 Männer- und neun Frauenteams zeigt neben der sportlichen auch die politische Bedeutung des Turniers.

    Die Minderheiten sehen, welch positiven Effekt die Europeada für sie hat.

    Projektleiter Ruwen Möller

    Erfahrungsaustausch unter Minderheiten

    Während des Turniers haben nicht nur die Köpfe der Minderheitenorganisationen, sondern insgesamt über 1.000 Sportler aus ganz Europa die Möglichkeiten, andere Minderheiten kennenzulernen und ihre Anliegen darzustellen.
    "Wenn man in zwei Kulturen aufwächst, wird man enorm tolerant", sagt Buttgereit. "Diese Toleranz fehlt mir gerade ein bisschen in der Welt."

    Wenn ich mir einige Grenzregionen angucke, würde ich mir wünschen, dass man friedlicher miteinander auskommt - wohl wissend, dass es einen geschichtlichen Hintergrund für jeden Konflikt gibt.

    Mads Buttgereit, Botschafter der Europeada

    Buttgereits ehemalige Flensburger Heimspiel-Stätte als Torwart ist einer der vierzehn Europeada-Spielorte zwischen Eckernförde und Apenrade.

    Public Viewing zur EM 2024 in Deutschland

    Dort werden eine Woche lang beispielsweise Slowaken aus Ungarn, Kroaten aus Serbien, Roma aus Rumänien, Pomaken aus Bulgarien oder Krimtataren aus der Ukraine zu Gast sein. Sie werden nicht nur gegeneinander Fußball spielen, sondern mit Vorträgen und Konzerten ihre Kulturen vorstellen.
    Abends fiebern sie dann beim gemeinsamen Public Viewing mit ihren jeweiligen Heimatländern bei der großen EM mit. "Deswegen finde ich die Europeada so schön: Es geht um die Sache, es geht um Leidenschaft für den Fußball, es geht um Fairness und Toleranz und darum, dass jeder ein Teil des Ganzen ist", sagt Buttgereit.
    Dennoch wäre der Co-Trainer von Julian Nagelsmann froh, wenn er während der Europeada keine Zeit hätte, seine Heimat zu besuchen. Dann laufen bei der UEFA-EM nämlich gerade die Achtel- und Viertelfinals.

    MÄNNER

    Gruppe A
    Occitània (Okzitaner/Frankreich)
    Nordfraschlönj (Nordfriesen/Deutschland)
    FC Lusérn (Zimbern/ Italien)
    FC Vatan Mesketien Turks (Mescheten)

    Gruppe B
    Serbske Mustwo (Sorben/Deutschland/Lausitz)
    FC Oberschlesien (deutsche Minderheit in Polen)
    DZSCR (Slowaken und Tschechen in Rumänien)
    Roma National Minority Team Romania (Rumänien)

    Gruppe C
    Sydslesvig (Dänen in Deutschland)
    I Ladins (Ladiner/Italien)
    Armanamea (Aromunen/Rumänien)
    Pobeda (Bulgaren in Rumänien)

    Gruppe D
    Slovenci v Italiji (Slowenen in Italien)
    Hungarians from Romania (Ungarn in Rumänien)
    Ungarndeutsche (deutsche Minderheit in Ungarn)
    Friûl (Friauler/Italien)

    Gruppe E
    Südtirol (Italien)
    Ils Rumantsch (Rätoromane/Schweiz)
    Team Nordschleswig (deutsche Minderheit in Dänemark)
    Crimea (Krimtataren/Ukraine)

    Gruppe F
    Team Koroška (Kärntener Slowenen/Österreich)
    Croat Minority in Serbia (Kroaten in Serbien)
    HKD (Burgenlandkroaten/Österreich)
    Deutsche Minderheit in Tschechien

    Gruppe G
    Slovak minority from Hungary (Slowaken in Ungarn)
    FC Pomak (Pomaken/Bulgarien)
    Football Federation of the Serb (Serben in Kroatien)

    FRAUEN

    Gruppe A
    Team Koroška (Kärntner Sloweninnen/Österreich)
    Las Rumantschas (Rätoromaninnen/Schweiz)
    Nordfraschlönj (Nordfriesinnen/Deutschland)

    Gruppe B
    Südtirol (Italien)
    Team Nordschleswig (deutsche Minderheit in Dänemark)
    FC DFK Oberschlesien (deutsche Minderheit in Polen)

    Gruppe C
    Les Ladines (Ladinerinnen/Italien)
    Serbske Mustwo (Sorben/Deutschland)
    Sydslesvig (Däninnen in Deutschland)

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