Dortmunds Marcel Sabitzer: Wertvoll wie nie für den BVB

Ehre, wem Ehre gebührt - auch wenn es im Falle von Marcel Sabitzer erst auf Umwegen geschieht: Julian Brandt war von den Delegierten der UEFA zum "Man of the Match" der Champions-League-Partie zwischen Borussia Dortmund und Atletico Madrid gekürt worden, doch mit dieser Trophäe vermochte der 27-Jährige nicht so viel anzufangen.

Sicherlich hatte Brandt bis zu seiner Auswechselung eine mehr als ordentliche Partie auf den Dortmunder Rasen gezaubert und das Führungstor zum 4:2-Erfolg beigesteuert, dennoch gebühre diese Auszeichnung einem anderen.

Und zwar dem Spieler mit der Trikotnummer 20 mit dem Namen Sabitzer: "Marcel ist mein Spieler des Spiels", betonte Brandt, "weil er brutalen Impact hatte." Mit dieser Meinung stand der Kollege nicht allein, ganz Dortmund schwärmte von der Leistung eines Mannes, der sich in einem starken Kollektiv das Attribut überragend verdiente.

Zwei Tore bereitete der Österreicher vor, den vierten Treffer steuerte er selbst bei. Darüber hinaus wirkte Sabitzer zwischen den Strafräumen omnipräsent. Entsprechend klang die Eloge seines Trainers:

"Marcel wird hoffentlich nicht nur auf das Tor und die beiden Assists reduziert", lobte Edin Terzic: "Er hat auch sonst ein unglaubliches Spiel in beide Richtungen gemacht."

Es scheint, als befinde sich der 30-Jährige auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Selbstverständlich ist das nicht, nach seinem Wechsel ins Revier benötigte er eine größere Anlaufzeit, was auch daran gelegen haben mag, dass dieser Transfer von der schwarz-gelben Gemeinde mit Argusaugen betrachtet wurde.

Schließlich hatte Sabitzer Jahre beim ungeliebten RB Leipzig verbracht und war von dort zum noch viel ungeliebteren Rivalen FC Bayern München gewechselt. Ein Mann mit dieser Vita im Ruhrgebiet, das erweckte den Argwohn der Fans.

Mittlerweile ist Sabitzer vom Mitläufer zum Leistungsträger avanciert, was die Kaderplaner bestätigt und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke mit Genugtuung erfüllt. Die Entwicklung sei "ein klares Zeichen dafür, dass man einem Spieler ein paar Wochen Zeit geben muss, bis er sich integriert hat".

Tatsächlich wird Sabitzer auf der Zielgeraden der Saison immer wertvoller. Das ist gut für den BVB, denn es geht nicht nur in der Königsklasse darum, nach den Sternen zu greifen, sondern auch, sich erneut für den so wichtigen wie lukrativen Wettbewerb zu qualifizieren.

Der Hochgelobte selbst stufte seine Leistung gegen Atletico Madrid wie folgt ein: "Champions-League-Viertelfinale, Signal Iduna Park, 80.000, davon träumst du als kleiner Junge. Wenn du das erleben kannst, dann läufst du extra Meter und versuchst, der Mannschaft zu helfen."

Derzeit verdient sich Marcel Sabitzer im hochkarätig besetzten Dortmunder Kader das Prädikat "besonders wertvoll". Das ist eine gute Nachricht im Jahr eins nach Jude Bellingham, der zu Real Madrid weitergezogen ist. Während der Brite dem Spiel des BVB mit seiner Wucht ganz allein den Stempel aufdrückte, sucht Terzic nun immer neue Spieler, die das Momentum kreieren.

Und das hat seit Wochen der Aufsteiger mit dem Kinnbärtchen, der am Sonntag gesetzt ist, wenn die Borussia das nächste Heimspiel mit Highlight-Charakter bestreitet. Dann geht es darum, dem neuen Deutschen Meister und Europarekordler (44 ungeschlagene Pflichtspiele) aus Leverkusen die erste Saisonniederlage beizubringen. Ein Marcel Sabitzer in Galaform könnte da durchaus hilfreich sein.