Streich-Rücktritt in Freiburg: Ende einer Herzens-Beziehung

    Rücktritt des Kult-Trainers:Streich: "Schweren, sehr schweren Herzens"

    von Christoph Ruf
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    Ende einer Ära: Christian Streich erklärt nach 12 Jahren als Freiburgs Cheftrainer seinen Rücktritt. Für den Verein ist das wohl die größte Zäsur seiner Geschichte.

    Christian Streich
    Mit Christian Streich verlässt am Saisonende der dienstälteste und zugleich der Trainer mit dem größten Charisma der Zunft die Bundesliga.
    Quelle: dpa

    Das wohl einschneidendste Ereignis der jüngeren Vereinsgeschichte des SC Freiburg wurde per Videobotschaft verkündet. In der erklärte Christian Streich, dass er zum Saisonende als SC-Trainer aufhören werde.
    Er tue das "schweren, sehr schweren Herzens", glaube jedoch, dass es "nach 29 Jahren jetzt der richtige Zeitpunkt" sei, um neue Energie, neue Leute, neue Möglichkeiten hereinzulassen. Auch die Spieler bräuchten nun "diese neue Energie".
    Freiburgs Cheftrainer Christian Streich winkt vor dem Bundesligaspiel SC Freiburg gegen FC Bayern München am 01.03.2024 in Freiburg.
    Kulttrainer Christian Streich verabschiedet sich aus der Bundesliga - zumindest vorläufig. Beim SC Freiburg ist er nun bis Mai auf Abschiedstournee.18.03.2024 | 1:01 min

    711 Pflichtspiele bei nur einem Verein als Coach

    Daran, dass er selbst die noch übers Saisonende hinaus ausstrahlen könnte, glaubt der 58-Jährige, der beim 2:3 gegen Bayer Leverkusen am Sonntag in der Bundesliga sein 711. Pflichtspiel als Cheftrainer bestritt, zuletzt offenbar nicht mehr.
    Ihm sei "wichtig, dass ich den Zeitpunkt nicht verpassen wollte, wo ich glaube, dass es Zeit ist, zu gehen". Streich tun demnach Politiker und Promis leid, die den Zeitpunkt verpassen, selbstbestimmt abzutreten. Er selbst wollte es anders machen. Das hat er jetzt getan.

    Streich seit 1995 in Freiburg

    Streich arbeitete seit 1995 in diversen Funktionen im Freiburger Nachwuchsbereich. Cheftrainer wurde er im Januar 2012 - vor mehr als zwölf Jahren also. Schon Volker Finke (1991 bis 2007) hatte den Verein außergewöhnlich lange trainiert.

    Schluss nach 12 Jahren
    :Streich verlässt Freiburg zum Saisonende

    Kult-Trainer Christian Streich hört zum Saisonende beim Bundesligisten SC Freiburg auf. Der 58-Jährige wird seinen auslaufenden Vertrag auf eigenen Wunsch nicht mehr verlängern.
    Freiburgs Trainer Christian Streich reagiert nach dem 1:1 am 12.11.2023 in Leipzig.
    Seither hat Streich den Verein von einer Fahrstuhlmannschaft zu einem Team gemacht, das sich in der oberen Tabellenhälfte etabliert hat und zum zweiten Mal in Folge in der Europa-League spielte. Erst vergangene Woche schied Freiburg nach einem 0:5 gegen West Ham United aus.

    Streich passt nach Freiburg - in jeder Hinsicht

    Doch wenn sowohl die Fans als auch die meisten Spieler bis zuletzt hofften, dass Streich auch dieses Mal wieder um ein Jahr verlängern würde, liegt das nicht nur an seinen unbestreitbaren Erfolgen.
    Seine Art, die durchaus polarisieren kann, kommt rund um Freiburg gut an. Wenn er nun sagt, er sei "außergewöhnlich dankbar für die große Unterstützung und für die Zuneigung, die ich immer erfahren habe", ist das ebenso nicht geheuchelt.

    Streich denkt an seine Gesundheit

    Menschen wie sein einstiger WG-Kollege und heutiger Sportdirektor Klemens Hartenbach sind seit Jahrzehnten enge Freunde. Auch weil der private und berufliche Bereich sich beim SC schwer trennen lassen, hat Streich in den vergangenen Jahren immer wieder seinen Vertrag verlängert.
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    Diesmal nicht, auch aus Rücksicht auf seine Gesundheit. Streich war als sensiblem Menschen stets klar, dass die Art und Weise, wie er den Trainerjob lebte, Jahr für Jahr mehr Substanz kostete.

    Ein Mann mit Haltung

    Auch, weil er ihn nie als rein sportliche Aufgabe begriff und sich immer wieder auch zu politischen Fragen klar positionierte. Zuletzt ließ er keinen Zweifel an seiner Haltung in der Flüchtlingspolitik und seiner Gegnerschaft zur AfD.
    Sportvorstand Jochen Saier wusste seit Jahren, dass der 58-Jährige mit dem Gedanken liebäugelt aufzuhören. Er sprach am Montag von einer "Entscheidung, die wir bedauern, aber in vollem Maße respektieren und nachvollziehen können".

    Streich will niemals anderen Bundesligisten trainieren

    Schon vor längerer Zeit hatte Streich auch offiziell ausgeschlossen, dass er noch mal ein anderes Team in Deutschland trainieren wird. Intern galt ein anderes Engagement in der Bundesliga sowieso immer als unwahrscheinlich.
    Streich selbst war immer klar, dass er mit einem höheren Druck, als er in Freiburg herrscht, nur schwer klarkommen würde. Vor allem deshalb, weil er sich selbst schon immer genug unter Druck setzt. Über die Nachfolgelösung will der Verein "zeitnah" informieren.

    Sport | Bolzplatz
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