Update am Abend: Verhandlungen suchen oder Waffen liefern?

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    Update am Abend:Verhandlungen suchen oder Waffen liefern?

    von Lukasz Galkowski
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    ZDFheute Update

    Guten Abend,

    zwei Wochen vor dem Jahrestag des russischen Überfalls intensiviert Russland seine Angriffe gegen die Ukraine. Eine neue Angriffswelle mit Raketenbeschüssen hat das Land überzogen: Seit den frühen Morgenstunden heulen die Sirenen, die Zivilbevölkerung muss in Schutzräumen Zuflucht suchen. Gleichzeitig bahnt sich offenbar eine neue russische Offensive der Bodentruppen an. Es scheint so, als würde der Krieg immer wieder an der gleichen Stelle von vorne beginnen und sich endlos fortsetzen zu wollen. Was tun, um diesem sinnlosen Zerstörungswahn ein Ende zu setzen?
    Die einen sagen: Die Ukraine braucht immer weitere, neue Waffensysteme, um die feindlichen Angriffe besser abwehren und den russischen Aggressor zurückdrängen zu können. Nach den Kampfpanzern fordert Kiew nun Kampfjets und Langstreckenraketen. Gerade die Überlegenheit in der Luft macht es Russland leichter, die Zivilbevölkerung zu terrorisieren und die kritische Infrastruktur zu zerstören.
    Die anderen fordern schnelle Verhandlungen. Zu ihnen gehören Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, die heute ihr "Manifest für den Frieden" veröffentlicht haben. Darin warnen die Linken-Politikerin und die Emma-Gründerin vor einem Dritten Weltkrieg. "Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen Gegenschlag ausholt", heißt es in dem Manifest. Gemeint ist damit ein Atomschlag. Kanzler Scholz fordern sie dazu auf, Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen.
    Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht
    Quelle: dpa

    Stattdessen sollen die Konfliktparteien an den Verhandlungstisch gezwungen werden: "Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern." Was sie dabei übersehen: Putin war bisher kaum daran interessiert, sich an den Verhandlungstisch mit der Ukraine zu setzen oder seine Invasionstruppen zurückzuziehen. Stattdessen lässt er heute wieder Dutzende Flugkörper abfeuern, gegen die es eine funktionierende Luftabwehr braucht. Wie soll ein fairer Kompromiss unter diesen Umständen zustandekommen? Diese Frage beantworten Wagenknecht und Schwarzer nicht.
    Gleichwohl stellt sich die Frage: Können immer mehr Waffen zu einer schnelleren, für beide Seiten akzeptablen Friedenslösung führen? Und was müsste passieren, damit Russland und die Ukraine über einen Frieden verhandeln? Wäre Moskau bereit, etwa die Krim an die Ukraine zurückzugeben? Würde sich die Ukraine mit einem Status quo vom 23. Februar 2022 zufriedengeben? Vieles hängt auch von den westlichen Verbündeten der Ukraine ab. Und diese halten sich bei einer Definition dessen, was sie als einen Erfolg in diesem Krieg definieren würden, bisher bedeckt. Und ein Frieden - den sich sowohl Wagenknecht und Schwarzer als auch Scholz und Selenskyj wünschen - bleibt in weiter Ferne.
    Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Was heute noch im Ukraine-Krieg passiert ist

    Russen rücken auf Bachmut und Wuhledar vor: Nach Einschätzung britischer Militärexperten sind russische Truppen auf die Städte Bachmut und Wuhledar in der Ukraine vorgerückt. Dabei habe es hohe Verluste gegeben.

    Was darüber hinaus wichtig ist

    EU verschärft Kurs bei Migrationspolitik: Mehr Grenzschutz und schnellere Abschiebungen haben die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel in Brüssel beschlossen. Zum Schutz der Außengrenzen soll es in einem ersten Schritt zwei Pilotprojekte geben. Sie sollen in Bulgarien und Rumänien starten.
    Retter finden immer noch Erdbeben-Überlebende: Vier Tage nach dem Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion sinken die Chancen immer mehr, noch Erdbeben-Überlebende zu finden. Doch die Retter melden weiter vereinzelt Erfolge. In der südtürkischen Stadt Antakya zogen die Bergungskräfte ein 16-jähriges Mädchen lebend aus den Trümmern. Ein deutsches Rettungsteam hat nach mehr als 100 Stunden eine Frau gerettet. "Ärzte ohne Grenzen" warnen indes, dass in Nordsyrien viele zu erfrieren drohen.
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