Zu hohe Energiekosten: Möbelhäuser müssen schließen

    Zu hohe Energiekosten:Möbelhäuser verkürzen Öffnungszeiten

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    Die gestiegenen Energiekosten machen sich im Einzelhandel bemerkbar. Manche setzen deshalb auf zusätzliche Schließtage und verkürzte Öffnungszeiten - auch in anderen Branchen.

    Eine gläserne Brücke über die Strasse verbindet Verkaufsräume des Möbelhaus Ehrmann in Trier, aufgenommen am 11.01.2023
    Erste Möbelhäuser, wie die von Ehrmann, werden wegen der hohen Energiekosten montags geschlossen.
    Quelle: dpa

    Montags geschlossen. Das steht neuerdings an den Türen der Möbelhäuser Ehrmann in der Pfalz, in Baden und in Trier. Grund sind die gestiegenen Energiekosten, die in den großen Geschäften finanziell besonders zu Buche schlagen.

    Wir wollen mit dem Schließtag unseren Energieverbrauch um zehn Prozent reduzieren.

    Horst Ehrmann, Firmenchef von Möbel Ehrmann

    So solle der extreme Anstieg der Energiepreise ausgeglichen werden. "Damit wir unsere Verkaufspreise stabil halten können."
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    Bangen um Kundenverlust

    Es ist eine Zäsur, das weiß auch Ehrmann. "Wir hoffen, dass wir keine Kunden verlieren." Im Vorfeld sei die Resonanz noch positiv gewesen.

    Viele Leute sagen, sie finden es gut, dass wir Energie sparen. Außerdem ist es für sie von Vorteil, wenn sie ihre Möbel auch in der Zukunft zum Preis von 2022 bekommen.

    Horst Ehrmann, Firmenchef von Möbel Ehrmann

    Aber klar sei auch, dass sich "der ein oder andere kurz geärgert" habe, wenn er vor verschlossenen Türen stand.
    Dass montags zu ist, gelte konsequent an allen Standorten des Möbelhauses. "Wir haben das erstmal terminiert bis zum Ende der Heizsaison Ende April. Aber wir können uns sehr gut vorstellen, dass wir auch dann in Folge dabei bleiben", sagt Ehrmann, dessen Unternehmen rund 700 Mitarbeitende zählt. "Die Zahl der Mitarbeiter bleibt stabil." Auch sonst ändere sich für sie, abgesehen von den Öffnungszeiten, nichts.
    Eine ältere Frau hält eine Hand an eine Heizung und schaut auf ein Messgerät an der Heizung.
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    Andere Möbelhäuser verkürzen Öffnungszeiten

    Ehrmann ist nicht das einzige Unternehmen, das einen Schließtag umsetzt. Es gebe weitere Firmen meistens in der Möbelbranche, sagt Thomas Scherer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Südwest für Rheinland-Pfalz und das Saarland. Gerade in Möbelhäusern auf großer Fläche könne man "einiges" einsparen. Gleichzeitig werde bei Einführung eines Schließtages die Wiedereinführung eines "langen Donnerstags" in Betracht gezogen.

    Die Energiekosten machen dem Handel sehr zu schaffen. Wir haben Händler, bei denen haben sich die Energiekosten verzehnfacht. Das ist schon Wahnsinn.

    Thomas Scherer, Hauptgeschäftsführer Handelsverband

    Für nicht alle sei es aber sinnvoll, einen kompletten Tag zu schließen. Es gebe auch vereinzelte Häuser, die ihre Öffnungszeiten verkürzten. Jedes Haus entscheide das für sich selbst. Allgemeingültige Regelung gebe es "weder für Branchen noch für Zeiten", sagt Scherer. Generell könne man sagen: "Es gibt viele Varianten."

    Beratungsangebote für Kunden

    Das Unternehmen Regitz Wohnen in Saarbrücken beispielsweise habe montags einen Beratungstag, aber keinen generellen Öffnungstag. Auch Möbel Ehrmann bietet montags Beratungen an - beim Kunden oder online, aber eben nicht im Geschäft, wie der Chef sagt.
    Bei den Mitarbeitenden seien die geänderten Öffnungszeiten gut angekommen. "Sie haben jetzt zusammenhängend zwei Tage frei." An den verbleibenden fünf Tagen könnten sie Kunden dann auch intensiver beraten.

    Lichter aus fürs Energiesparen

    Der Umsatz von Ehrmann lag 2022 bei rund 134 Millionen Euro. 15 Prozent an Energie habe man bei Ehrmann schon eingespart, etwa indem in Schaufenstern Lichter und an Gebäuden Leuchtreklame ausgeschaltet worden seien. Außerdem schalte man konsequent in den Häusern erst dann das Licht ein, wenn sie öffneten.
    Ehrmann hat nach eigenen Angaben zehn Verkaufs- und sechs Logistikstandorte. Mit dem nun geschlossenen Montag erhoffe man sich aufs Jahr betrachtet Einsparungen in Höhe von "einer deutlich sechsstelligen Summe". Abgesehen von dem Geld sei es auch grundsätzlich wichtig, Ressourcen zu sparen.
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    Handelsverband: Nicht alle Erhöhungen an Kunden weitergeben

    Nach Einschätzung von Scherer sind Lösungen zum Ausgleich der gestiegenen Energiepreise für den Handel schwierig. "Man muss immer einen Mittelweg finden", sagt er. Die Händler versuchten, nicht die kompletten Erhöhungen an den Kunden weiterzugeben. Beim Energiesparen gehe aber auch nicht alles.
    Wenn die Heizung zu sehr runtergedreht werde, gebe es keine "Wohlfühlatmosphäre" mehr.

    Und da hat der Kunde dann keine Lust, großartig etwas einzukaufen oder sich dort länger als notwendig aufzuhalten.

    Thomas Scherer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Südwest für Rheinland-Pfalz und das Saarland

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    Quelle: Birgit Reichert, dpa

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