Antisemitismus: Der Konflikt in Israel spielt auch in Berlin

    Antisemitische Ausschreitungen:Der Konflikt in Israel spielt auch in Berlin

    von Henriette de Maiziere
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    In Berlin wurden in den letzten Tagen wieder Häuser mit dem David-Stern markiert. Hass gegen Jüdinnen und Juden wird auf die Straßen getragen.

    Trauriger Höhepunkt der Gewalt: In der Nacht zum Mittwoch gab es einen versuchten Anschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Berlin Mitte. Der Zentralrat der Juden in Deutschland stellt in einer Pressemitteilung einen Zusammenhang zu der Attacke an der Synagoge in Berlin her und schreibt. "Auch wenn die genauen Hintergründe des Brandanschlags noch ermittelt werden müssen, ist eine Verbindung zu fortdauernden antisemitischen Ausschreitungen in Berlin naheliegend."
    Und: "Die Vernichtungsideologie der Hamas gegen alles Jüdische wirkt auch in Deutschland. Der "Tag des Zorns" ist nicht nur eine Phrase. Es ist psychischer Terror, der in konkrete Anschläge mündet."
    In der Brunnenstraße treffen wir am Morgen nach dem versuchten Anschlag Shlomo Rothmann. Mit bebender Stimme erzählt er: "Vor zwei Tagen bin ich vor dem Krieg in Israel geflohen. Mein Ur-Großvater ist in Auschwitz gestorben. Und ich sagte zu meiner Familie:"

    Ironischerweise fühle ich mich als Jude in Deutschland sicherer, als in Israel. Aber jetzt fühle ich mich nicht mehr sicher.

    Shlomo Rothmann

    Ein offenbar verletzter Mann sitzt weinend im Rollstuhl
    Samstagfrüh im Süden Israels: Tausende junge Festivalbesucher tanzen ausgelassen in den Morgen. Kurz darauf fliehen sie in Todesangst vor den Terroristen der Hamas.12.10.2023 | 10:16 min
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    Untersuchung nach Molotow-Cocktails auf Synagoge

    Der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen zur versuchten schweren Brandstiftung übernommen. Nach bisherigen Erkenntnissen warfen gegen 3.45 Uhr zwei Unbekannte zwei mit Flüssigkeit gefüllte, brennende Flaschen in Richtung der Synagoge in der Brunnenstraße. Sogenannte Molotow-Cocktails.
    Sigmount Abraham Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde Berlin sagte gegenüber der DPA: "Solche Verhältnisse hatten wir von 1933 bis 1945". Er warnt, würde jetzt nicht hart durchgegriffen, drohe ein Bürgerkrieg.

    Lage in Berlin angespannt

    Die Stimmung auf Berlins Straßen ist seit Tagen angespannt. Am Dienstagabend hatten sich Menschen am Brandenburger Tor versammelt zu einer pro-palästinensische Mahnwache. Die Kundgebung verlief zunächst friedlich, so die Polizei. Später gab es Rangeleien.
    In Berlin-Neukölln flogen in der selben Nacht Feuerwerkskörper auf Einsatzkräfte bei einer nicht angemeldeten Pro-Palästina-Demonstration.

    Wegner: "Wachsendes jüdisches Leben in Berlin ein Glücksfall"

    Am heutigen Nachmittag besucht der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner und die Berliner Innensenatorin Iris Spranger die jüdische Synagoge in der Brunnenstraße. Wegner zeigte sich betroffen, denn das wachsende jüdische Leben in Berlin sei ein Glücksfall nach den Gräueltaten der Nazis.
    Aber es sei nicht nur ein Glücksfall, sondern es ist auch eine Verpflichtung, dieses Leben zu schützen, wenn es notwendig sei, sagte er. "Brandanschläge auf Synagogen sind Brandanschläge auf die Art und Weise unseres Zusammenlebens."

    Brandanschläge auf Synagogen sind Brandanschläge gegen uns alle.

    Kai Wegner, Regierende Bürgermeister von Berlin

    Die Innensenatorin betonte: : "Deutschland ist sicher. Und wir werden alles dafür tun. Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, dass es jetzt hier - so wie in anderen Ländern - zu Maßnahmen oder zu Anschlägen kommt. Trotzdem muss ich sagen: wir haben (die Sicherheit) erhöht und wir werden weiter erhöhen." Gleichzeitig rief sie die Bevölkerung zur Mäßigung auf. Mahnwachen sollten immer möglich sein, diese dürften aber nicht von anderer Klientel gekapert werden, so Spranger.
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    Weitere pro-palästinensische Aktionen sind angekündigt

    Im Internet finden sich für heute Abend Aufrufe zu pro-palästinensischen Aktionen: Demonstrationen und ein Autokorso. Und so ist auf der Sonnenallee in Berlin-Neukölln heute Abend große Polizeipräsenz - auf den Straßen rundherum in den Cafés viele Menschen mit Palästinensertüchern. Ein Blick auf die vergangenen Tage lässt es fraglich erscheinen, dass die Nacht ruhig bleibt und die Ausschreitungen in Berlin ein Ende haben werden.
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