Rafah: Zahlreiche Tote durch israelische Luftangriffe

    Offensive im Süden Gazas:Rafah: Zahlreiche Tote durch Luftangriffe

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    Israels Armee greift laut Augenzeugen die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens an. Es wurden zahlreiche Tote gemeldet. An der Offensive gab es zuvor international Kritik.

    Ein Mensch, der in Trümmern steht und etwas sucht
    Israel hat Rafah im Süden des Gazastreifens angegriffen. Laut israelischen Angaben ist Rafah der einzige Ort in Gaza, der noch von der radikalislamischen Hamas kontrolliert wird.10.02.2024 | 1:30 min
    Israels Armee hat Augenzeugen zufolge trotz internationaler Warnungen Ziele in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens angegriffen. Bei Angriffen aus der Luft sind demnach zahlreiche Menschen umgekommen. Wie die Deutsche Presse-Agentur mit Verweis auf medizinische Kreise berichtet, sollen mehr als 20 Menschen getötet worden sein.
    Auch der Bürgermeister der Stadt im Süden des Küstengebiets, Ahmed al-Sufi, bestätigte die Opferzahl. Die Nachrichtenagentur AP meldet mindestens 44 getötete Palästinenser bei Angriffen auf drei Wohnhäuser.
    Schaltgespräch mit Luc Walpot am 10.02.2024
    Israel droht mit einer Bodenoffensive auf die Stadt Rafah. Doch dort sind Hunderttausende Flüchtlinge gestrandet. ZDF-Korrespondent Luc Walpot mit einer Einschätzung.10.02.2024 | 1:22 min

    Bislang intensivste Angriffe auf Rafah

    Israelische Soldaten bombardierten außerdem ein Fahrzeug der Hamas und töteten dabei drei Personen, darunter den Chef des Polizeigeheimdienstes der Islamistenorganisation sowie dessen Stellvertreter, wie es am Samstag aus Polizeikreisen und von Augenzeugen hieß.
    Israels Armee erklärte am Samstagabend, dass es sich bei einem der Getöteten um einen Hamas-Militär gehandelt habe, der für die Sicherheit hochrangiger Hamas-Führer zuständig gewesen sei. Auch die beiden anderen Personen seien Mitglieder des militärischen Flügels der Hamas gewesen. Die Angaben ließen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen. Sie halte sich bei ihren Einsätzen an das Völkerrecht und treffe Vorkehrungen, um den Schaden für die Zivilbevölkerung gering zu halten, teilte Israels Armee mit.
    Es waren nicht die ersten Berichte über Angriffe auf Ziele in der Stadt nahe der Grenze zu Ägypten. In den vergangenen Wochen hatte das israelische Militär dort Augenzeugen zufolge häufiger Stellungen von Hamas-Mitgliedern attackiert. Den Angaben nach waren die Angriffe am Samstag aber die bislang intensivsten.
    Im Gazastreifen finden weiter Angriffe statt, auch in den Städten Chan Junis und Rafah.
    Im Gazastreifen finden weiter Angriffe statt, auch in den Städten Chan Junis und Rafah. Das israelische Militär vermeldete zudem, einen weiteren Tunnel der Hamas entdeckt zu haben.11.02.2024 | 1:34 min

    Rafahs Bürgermeister warnt vor Offensive

    Derzeit sind in der Stadt noch keine israelischen Bodentruppen im Einsatz. Rafahs Bürgermeister Al-Sufi warnte vor einem Vorstoß der Armee in den Ort.

    Jeder Militäreinsatz in der Stadt, in der mehr als 1,4 Millionen Palästinenser leben, wird zu einem Massaker und einem Blutbad führen.

    Mohammed al-Sufi, Bürgermeister von Rafah

    Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor der Armee den Befehl erteilt, eine Offensive auf Rafah vorzubereiten. In der Stadt gebe es noch immer vier verbleibende Hamas-Bataillone. Demnach soll die Militärführung auch die Evakuierung der Zivilisten in dem Ort planen.
    Palästinensische Gebiete, Rafah: Eine Palästinenserin begutachtet die Verwüstung, die ein israelischer Bombenangriff verursacht hat, bei dem zwei Häuser der Familien Al-Hams und Hijazi zerstört wurden und mindestens 14 Menschen ums Leben kamen.
    Außenministerin Baerbock warnt Israel vor der Ausweitung der Offensive auf Rafah.03.02.2024 | 0:24 min

    Internationale Kritik an Rafah-Offensive

    Eine Militäroffensive in Rafah gilt als hochproblematisch. In dem Ort, der vor dem Krieg rund 300.000 Einwohner hatte, sollen sich, auch laut Human Rights Watch, inzwischen weit mehr als eine Million Palästinenser aufhalten. Die meisten von ihnen flohen vor dem Krieg aus anderen Teilen des Gazastreifens dorthin, zum Teil auf Anordnung des israelischen Militärs.
    UN-Generalsekretär António Guterres hatte bereits zuvor vor einer humanitären Katastrophe und Folgen für die gesamte Region gewarnt. Die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens sei in Rafah zusammengepfercht und könne nirgendwo anders hin. Auch die US-Regierung und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatten sich in den vergangenen Tagen deutlich gegen ein militärisches Vorgehen in Rafah ausgesprochen.
    Die Zahl der seit Beginn des Krieges am 7. Oktober im Gazastreifen Getöteten stieg nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf mehr als 28.000. Auch diese Zahl kann nicht unabhängig überprüft werden. Auslöser der israelischen Offensive war der Terrorangriff der Hamas auf den Süden Israels, bei dem dort damals rund 1.200 Menschen getötet wurden.

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    Quelle: AP, dpa

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