Münchner Sicherheitskonferenz: Was ist zu erwarten?

    Kommentar

    Sicherheitskonferenz in München:Auswege aus den Krisen gesucht

    von Julia Rech und Ulf Röller, Brüssel
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    In München treffen sich die Mächtigen, um Auswege aus den vielen Krisen zu finden. Das erste Mal traf man sich vor 60 Jahren - damals wie heute in Angst vor dem großen Krieg.

    Banner der Münchner Sicherheitskonferenz
    Bei der Münchener Sicherheitskonferenz stehen die Kriege in Gaza und der Ukraine im Fokus. UN-Generalsekretär Guterres zeichnete zum Auftakt ein düsteres Bild der Weltlage.16.02.2024 | 1:38 min
    Die Welt scheint gerade verrückt zu spielen, atemlos verfolgen wir die Krisen. Nach dem Fall der Mauer glaubten viele in Europa an Jahrzehnte friedlichen Zusammenlebens.

    Der Westen fühlte sich als Sieger

    Den Triumph der Demokratie beschrieb der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama in seinem Buch: "Das Ende der Geschichte". Der Westen fühlte sich als Sieger. Oh, wie haben wir uns alle getäuscht.
    Die Sicherheitskonferenz wird 60 Jahre alt. Und ein Blick in die Geschichte zeigt, die Menschheit hat wohl nicht viel gelernt. Damals hieß die Konferenz noch Wehrkundetagung. Es ging um die Angst vor einem Atomkrieg. Der Kalte Krieg befand sich in der heißen Phase.
    Mainz, 22.05.2023: Klaus Cleber führt ein Gespräch für seine neue Doku.
    In seiner neuen Doku geht Claus Kleber der Frage nach: wie begründet ist die neue Angst vor einem Atom-Krieg? 22.05.2023 | 2:51 min

    Flächenbrand im Nahen Osten, Vormarsch der Russen

    Heute fürchten wir den Flächenbrand im Nahen Osten und den Vormarsch der Russen auf Europa. Die globalen Eliten finden darauf keine Antworten. Statt der Idee einer Entspannungspolitik herrschen Aufrüstung und Gewalt.
    Münchner Sicherheitskonferenz
    Krieg in der Ukraine und in Nahost, dazu der Aufstieg der Rechtspopulisten: Die 60. Sicherheitskonferenz ist eine Konferenz in einer Welt der Unsicherheit.16.02.2024 | 1:58 min
    Ist unsere politische Elite fit genug für den Job? Auf der Sicherheitskonferenz kommt es zum Speed Dating der Großen in den nächsten drei Tagen.

    Auftritt von Kamala Harris im Fokus

    Im Fokus der Aufmerksamkeit steht der Auftritt der US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Sie wird versuchen, alle Zweifel an Amerika und seine Verlässlichkeit zu zerstreuen. Das Schreckgespenst einer zweiten Amtszeit für Donald Trump als Präsident treibt viele Europäer um. Denn: der amtierende Präsident Joe Biden leidet erkennbar am Alter. Er wirkt müde, manchmal verwirrt, spricht mit Toten.
    Biden hat bereits ein Beliebtheitsproblem in den USA, nun hinterfragt die amerikanische Öffentlichkeit seine Fitness. Harris wird versuchen, all diese Bedenken wegzuwischen und auf der Sicherheitskonferenz das Bild eines brillianten Biden zeichnen.
    Stuhl auf der Sicherheitskonferenz in München
    Bei der Münchener Sicherheitskonferenz sind die Blicke auf die US-Delegation gerichtet: Stehen die USA zur Nato? Zum Auftakt ging es aber erstmal um den Konflikt in Gaza.16.02.2024 | 1:37 min

    Europa im Fall Trump ohne Plan B

    Die meisten Europäer wie Bundeskanzler Olaf Scholz oder der französische Präsident Emmanuel Macron sind bereit, diese Darstellung zu schlucken. Denn sie haben keinen Plan B.
    Was, wenn Trump gewählt wird? Dazu hört man wenig in Brüssel. Und auch in München wird es wohl nicht vielmehr geben als Panik in den Augen. Das ist keine Strategie, sondern Ausweglosigkeit.
    Der russische Präsident Wladimir Putin wird nicht nach München kommen. Das nimmt der Veranstaltung die Wucht. Keiner aus dem Westen will mit ihm gesehen werden. Dafür kommt ein Putin-Versteher erster Güte: der chinesische Außenminister Wang Yi. Und damit sitzt der chinesische Präsident Xi Jinping quasi mit am Tisch.
    Xi Jinping
    China soll Weltmacht werden, das ist der Plan von Xi Jinping. ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer erzählt von geleakten Dokumenten, Überwachung und einer verfolgten Journalistin.04.10.2023 | 14:02 min

    China vermied in der Vergangenheit, Krisen zu adressieren

    Meistens nutzen die Chinesen die Gelegenheit dieser Konferenzen, sich als friedensstiftende Weltmacht zu präsentieren. Das tat jedenfalls Chinas Nummer Li Qiang auf dem Weltwirtschaftsforum. Er vermied in seiner Rede die Krisen in der Ukraine und in Gaza anzusprechen.
    Die Wahrheit ist: China verfolgt eine Strategie des langen Atems. Sie glauben, dass sie das Werteduell am Ende gegen die freie Welt gewinnen wird, weil letztere sich selbst zerlegt. Sie halten ihre Diktatur der Demokratie für überlegen.

    Wolodymyr Selenskyj in München zu Gast

    Was uns zum vierten Gast bringt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist wieder da, um dort um Waffenhilfe und Munition zu bitten. Aber diesmal ist es ernster als je zuvor. Der Ukraine geht die Munition aus. Die Russen haben die siebenfache Feuerkraft. Kiew droht den Krieg zu verlieren.
    Nato-Generalsekratär Jens Stoltenberg in Brüssel.
    Die Nato-Verteidigungsminister haben beraten, wer einspringt, wenn Milliardenhilfen der USA ausbleiben. 15.02.2024 | 1:45 min
    Wenn Selenskyj für jeden Schulterklopfer, den er bekommt, eine Ladung Munition bekäme, wäre er wohl gerettet. Europa hat zu spät angefangen, mehr Munition zu produzieren und nun drohen die USA auch noch als Lieferant auszufallen.
    Auf dieses Dilemma wird die Konferenz jenseits der mahnenden Worte keine Antworten finden.

    Die Sicherheitskonferenz baut Bühnen

    Nach München wird die Welt nicht anders aussehen, aber die Konferenz baut Bühnen - seit 60 Jahren. Und vielleicht hat es etwas Tröstliches zu wissen: Auch Generationen vor uns haben Zeitenwenden-Momente erlebt und überlebt.

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