Schutz gegen Online-Kriminalität:Für wen sich Cyberversicherungen lohnen
von Agnes Heitmann
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Identitätsdiebstahl, Mobbing, Computerviren – wer im Internet unterwegs ist, kann schnell Opfer werden. Für die Schäden können Cyberversicherungen aufkommen. Aber braucht man die?
Cyberangriffe häufen sich, der finanzielle Schaden ist meist sehr hoch. Rechtsanwältin Elke Weidenbach über den Nutzen von Cyberversicherungen.02.04.2024 | 4:30 min
Cyberversicherungen bieten ganz allgemein Schutz vor Risiken, die durch die Nutzung des Internets entstehen können. Dies ist jedoch ein weites Feld und private Nutzer sollten sich vorab informieren, was die gewählte Versicherung genau abgedeckt.
Was deckt eine Cyberversicherung ab?
In den meisten Fällen kann man sich gegen Vermögensschäden absichern, die beispielsweise durch Identitätsdiebstahl beim Online-Banking oder durch Betrug beim Online-Shopping auftreten können. Bei einem Virenangriff wird oft ein finanzieller Zuschuss für die Datenrettung gewährt.
Außerdem bieten die meisten Cyberversicherungen Schutz gegen persönliche Risiken. Dabei geht es zum Beispiel um die Veröffentlichung persönlicher Daten und Fotos ohne die Zustimmung des Nutzers. Auch bei Cybermobbing und Rufschädigung im Netz bekommt der Versicherte Hilfe. Durch die Versicherung erfolgt meist eine Fallanalyse, Löschung problematischer Einträge und Hilfe durch Rechtsanwälte und Psychologen. Insgesamt sind die Leistungsunterschiede der Anbieter sehr groß und vergleichen lohnt sich.
Worauf muss ich beim Abschluss achten?
Wie bei jeder Versicherung sollte man sich genau anschauen, welche Risiken wirklich abgedeckt sind und welche Bedingungen für eine Leistung erfüllt werden müssen.
Außerdem dürfe man nicht fahrlässig handeln, da sonst der Versicherer vermutlich die Leistung verweigere, ergänzt Elke Weidenbach.
Zusätzlich sollte man die Höchstgrenzen für die Leistungen beachten. Die Versicherungen kommen nur bis zu einer bestimmten Summe für Schäden auf. "Bei Identitätsmissbrauch übernimmt der Versicherer meist nur Entschädigungen bis 15.000 Euro. Bei unberechtigten Internetkäufen werden meist maximal 3.000 Euro erstattet," sagt Weidenbach.
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von Sven-Hendrik Hahn
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Welche Netz-Risiken werden von anderen Versicherungen abgedeckt?
Die private Haftpflichtversicherung, die laut Empfehlung der Verbraucherzentrale für jeden unverzichtbar ist, springt ein, wenn man Dritten unabsichtlich schadet. Leitet man zum Beispiel ungewollt einen Virus weiter, decken viele - vor allem neuere - Policen die Schäden ab.
Die Hausratversicherung kann Schutz bei Schäden durch Identitätsdiebstahl, bei Hard- und Softwareschäden oder durch Online-Banking-Betrug bieten. Auch über die Bank kann man in manchen Fällen das Geld, um das man betrogen wurde, zurückholen.
Eine Rechtsschutzversicherung springt ein, wenn ein Anwalt benötigt wird, um beispielsweise rufschädigende Inhalte zu entfernen oder gegen Mobbing vorzugehen.
"Wenn man bei diesen Versicherungen ältere Verträge hat, sollte man beim Versicherer nachfragen, ob solche Schäden abgedeckt sind. Falls das nicht der Fall ist, sollte man neue Konditionen aufnehmen lassen," rät Elke Weidenbach. Manche Cyberversicherung sind zwar schon ab rund 40 Euro im Jahr zu haben, aber es ist eventuell noch günstiger, bestehende Verträge aufzufrischen.
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Für wen lohnt sich eine Cyberversicherung?
Die Cyberversicherungen waren ursprünglich vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen gedacht. Für diesen Bereich sind sie auch oftmals sinnvoll. Für private Nutzer eignet sich die zusätzliche Versicherung nur, wenn man besonders viel im Internet aktiv ist und andere Versicherungen die Risiken nicht bereits abdecken.
So kann man sich vor Cyberkriminalität schützen
Verlangt der Computer nach einem Update, sollte man ihn auf den neusten Stand bringen. Betriebssysteme, Software und Virenschutz sollten immer aktualisiert werden. Eine zusätzliche Firewall kann von Vorteil sein.
Eine möglichst lange und komplexe Kombination aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen gelten als sichere Passwörter. Außerdem sollte man sie regelmäßig ändern und nicht für jeden Account das gleiche Passwort wählen. Passwort-Manager können beim Erstellen und Merken helfen.
Mit einem genauen Blick auf die Mailadresse kann man oft herausfinden, ob der Absender seriös ist. Seltsame Endungen, lange und kryptische Adressen sind oft ein Hinweis auf Phishing oder einen Fake.
Wer auf Links in Spam- oder Phishing-Mails klickt, öffnet oftmals Hackern den Zugang zu Computer oder Smartphone. Im Zweifelsfall lieber nicht auf einen Link klicken.
Hacker verschicken Spam-Mails mit schädlichen Anhängen. Öffnet man die Anhänge, wird Malware auf den Computer gespielt. Ist der Absender nicht bekannt oder etwas kommt einem verdächtig vor, sollte man den Anhang nicht öffnen.
Das voreingestellte WLAN-Passwort sollte geändert werden. Außerdem sollten nur vertrauenswürdige Geräte Zugang ins Netzwerk bekommen.
Ein regelmäßiger Blick auf die Kontoauszüge oder ins Online-Banking zeigt möglichst früh, wenn doch betrügerische Abbuchungen vorgenommen wurden. Findet sich eine unbekannte Transaktion, sollte man Kontakt zur Bank aufnehmen.
Agnes Heitmann ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
Passwörter ausspioniert, Betrug beim Online-Handel, schwere Beleidigung: Cyberkriminalität hat im vergangenen Jahr etwa zwei von drei Internetnutzern getroffen.