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Image mit Sport polieren? Das hat Geschichte!
- Länder, die die Menschenrechte missachten, haben kein gutes Ansehen.
- Sie versuchen es deshalb oft mit großen, teuren Sportevents zu verbessern.
- Dafür gibt es einige Beispiele - manche sind lange her, manche auch ganz aktuell.
Keine Menschenrechte, keine Pressefreiheit, keine Demokratie - aber her mit dem Sportevent! Das hat in gewisser Weise Tradition. Schon vor knapp 100 Jahren haben Länder versucht, sich mit Sport ein besseres Ansehen in der Welt zu verschaffen. Denn mit Sport kann man sich relativ einfach gut darstellen - man gibt viel Geld für schöne Eröffnungspartys aus und es gibt jede Menge tolle Bilder, die um die Welt gehen.
Das ist "Sportwashing"
Eine Weltmeisterschaft oder die olympischen Spiele mit Gästen aus aller Welt kann gut darüber hinwegtäuschen, dass im Land selbst bestimmte Menschen ausgeschlossen oder sogar verfolgt werden. Das Image wird also mit Sport aufpoliert - in gewisser Weise "gewaschen". Deshalb nennt man das "Sportwashing" - mehr darüber erfahrt ihr im Video:
5 Beispiele für Sportwashing
Quelle: ZDF
Ja, auch Deutschland unter der Herrschaft der Nationalsozialisten hat versucht, sich mit Hilfe von Sport besser darzustellen! 1931 wurde beschlossen, die olympischen Winter- und Sommerspiele 1936 in der deutschen Hauptstadt Berlin stattfinden zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland mit der Weimarer Republik eine demokratische Regierung. Als es dann 1936 so weit war, waren allerdings die Nationalsozialisten an der Macht mit Hitler als Diktator. Juden, Sinti und Roma, behinderte Menschen, politisch Andersdenkende und viele andere Menschengruppen wurden ausgegrenzt, verfolgt, eingesperrt, zu Arbeit gezwungen und ermordet.
Viele Menschen und auch Politiker anderer Länder hatten Bedenken, die Spiele in Berlin stattfinden zu lassen. Als die Regierung des Deutschen Reichs jedoch versprach, die olympischen Regeln einzuhalten und alle Sportler und Sportlerinnen gleich ihrer Hautfarbe und Religion teilnehmen zu lassen, durften die Spiele stattfinden. Das war aber gelogen: Die Teilnahme der jüdischen Stabhochspringerin Gretel Bergmann für Deutschland wurde zum Beispiel im letzten Moment doch verhindert.
Viele Menschen und auch Politiker anderer Länder hatten Bedenken, die Spiele in Berlin stattfinden zu lassen. Als die Regierung des Deutschen Reichs jedoch versprach, die olympischen Regeln einzuhalten und alle Sportler und Sportlerinnen gleich ihrer Hautfarbe und Religion teilnehmen zu lassen, durften die Spiele stattfinden. Das war aber gelogen: Die Teilnahme der jüdischen Stabhochspringerin Gretel Bergmann für Deutschland wurde zum Beispiel im letzten Moment doch verhindert.
Quelle: dpa
Von 1949 bis 1990 war Deutschland in zwei Staaten geteilt: Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik, kurz DDR. Die DDR war aber trotz des Namens keine Demokratie: Die Macht lag bei einer Partei, es gab keine freien Wahlen und die Menschen konnten nicht frei leben und wurden überwacht. Die DDR ließ sogar eine Mauer in Deutschland errichten, damit die Menschen nicht aus der DDR fliehen können.
Sport war ein beliebtes Mittel, die DDR weltweit gut dastehen zu lassen Der politische Wille, im Sport erfolgreich zu sein, ging sogar so weit, dass es ein vom Staat angeleitetes Zwangsdoping gab. Sportler und Sportlerinnen wurden dabei gezwungen, Medikamente einzunehmen, um bessere Leistungen zu erzielen - oft mit gesundheitlichen Dauerschäden. Einige Sportler und Sportlerinnen nutzten ihre Reisemöglichkeiten, um aus der DDR zu fliehen.
Sport war ein beliebtes Mittel, die DDR weltweit gut dastehen zu lassen Der politische Wille, im Sport erfolgreich zu sein, ging sogar so weit, dass es ein vom Staat angeleitetes Zwangsdoping gab. Sportler und Sportlerinnen wurden dabei gezwungen, Medikamente einzunehmen, um bessere Leistungen zu erzielen - oft mit gesundheitlichen Dauerschäden. Einige Sportler und Sportlerinnen nutzten ihre Reisemöglichkeiten, um aus der DDR zu fliehen.
Quelle: Mark Schiefelbein/AP/dpa
In China gibt es keine Demokratie, die Menschenrechte werden immer wieder verletzt, die Menschengruppe der Uiguren verfolgt und die tibetische Bevölkerung unterdrückt. Trotzdem schafft es China immer wieder, große Sportereignisse im Land stattfinden zu lassen. 1991 fand in China zum Beispiel die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen statt - nur zwei Jahre nach dem sogenannten Tian’anmen-Massaker, bei dem die Regierung Proteste gewaltsam niederschlagen ließ. Hunderte oder sogar tausende Menschen wurden dabei getötet. Wie viele, ist bis heute ungeklärt.
2008 fanden in Peking die olympischen Sommerspiele statt - trotz bekannter Menschenrechtsverletzungen im Land und fehlender Meinungs- und Pressefreiheit. Zu dieser Zeit kam es zu einigen Protesten, vor allem für Tibet. 2022 fanden auch die olympischen Winterspiele in Peking statt - trotz massiver Kritik. Wegen des trockenen Klimas im Norden Chinas musste massenweise Kunstschnee verwendet werden (siehe oben auf dem Foto) - was auch mit Blick auf die Umwelt als problematisch angesehen wird.
2008 fanden in Peking die olympischen Sommerspiele statt - trotz bekannter Menschenrechtsverletzungen im Land und fehlender Meinungs- und Pressefreiheit. Zu dieser Zeit kam es zu einigen Protesten, vor allem für Tibet. 2022 fanden auch die olympischen Winterspiele in Peking statt - trotz massiver Kritik. Wegen des trockenen Klimas im Norden Chinas musste massenweise Kunstschnee verwendet werden (siehe oben auf dem Foto) - was auch mit Blick auf die Umwelt als problematisch angesehen wird.
Quelle: Abedin Taherkenareh / efe
2018 fand in Russland die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer statt. Russland ist kein demokratischer Staat mit freien Wahlen, es gibt keine Meinungs- und Pressefreiheit und homosexuelle Menschen werden ausgegrenzt und kommen sogar ins Gefängnis. Russland versuchte sich während der WM aber besonders gut darzustellen und hob sogar zumindest für die Zeit der WM Gesetze auf, die die Freiheit der Menschen in Russland stark einschränken.
Missstände gab es trotzdem jede Menge - zum Beispiel bei den Arbeitsbedingungen beim Stadionbau. Außerdem kam es zu rassistischen Vorfällen gegen Schwarze und Angriffen auf Homosexuelle.
Missstände gab es trotzdem jede Menge - zum Beispiel bei den Arbeitsbedingungen beim Stadionbau. Außerdem kam es zu rassistischen Vorfällen gegen Schwarze und Angriffen auf Homosexuelle.
Quelle: dpa
Der nächste Ort für die Fußball-WM der Männer 2022 war wieder schwierig: Katar. Es gab einige Hinweise darauf, dass diese Vergabe nicht ganz mit rechten Dingen zuging und da viel Korruption im Spiel war. Also, dass das reiche, arabische Land am Persischen Golf die Wahl des WM-Ortes mit Geld beeinflusste. Katar ist ein Emirat, also eine Monarchie. Eine sehr strenge Form des Islams ist dort Staatsreligion. Außerdem werden auch dort die Menschenrechte oft missachtet. Besonders an den sehr schlechten Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien gab es sehr viel Kritik. Viele Menschen sollen bei den Bauarbeiten gestorben sein.
Außerdem steht Homosexualität in Katar unter Strafe. Deshalb gab es einige Diskussion um die "One-Love-Binde", ein Zeichen gegen jegliche Form der Ausgrenzung. Nach politischen Druck aus Katar gaben die Fußballverbände nach und sprachen sich gegen das Tragen der Binde aus. Einige Menschen boykottierten die WM in Katar. Wegen des heißen Wüstenklimas Katars fand die WM auch erstmals im Winter statt.
Außerdem steht Homosexualität in Katar unter Strafe. Deshalb gab es einige Diskussion um die "One-Love-Binde", ein Zeichen gegen jegliche Form der Ausgrenzung. Nach politischen Druck aus Katar gaben die Fußballverbände nach und sprachen sich gegen das Tragen der Binde aus. Einige Menschen boykottierten die WM in Katar. Wegen des heißen Wüstenklimas Katars fand die WM auch erstmals im Winter statt.
Diesen Text hat Meike geschrieben.