Sie sind hier:

Längere AKW-Laufzeiten : Ja zu Atomkraft - neun Grüne machen nicht mit

Datum:

Die einen wollten mehr, die anderen am liebsten weniger: Am Ende ging die AKW-Laufzeitverlängerung durch den Bundestag. Doch Jürgen Trittin schied aus dem Ampel-Frieden aus.

Welches Atomkraftwerk soll wie lange laufen? Diese umstrittene Frage hat heute der Bundestag geklärt. Die verbleibenden AKW dürfen dreieinhalb Monate länger in Betrieb bleiben.

Beitragslänge:
1 min
Datum:

Am Ende war es eindeutig: 375 Ja- zu 216 Nein-Stimmen: Die Ampel-Parteien haben im Bundestag die Laufzeitverlängerung von drei Atomkraftwerken bis Mitte April 2023 beschlossen. Auch die Grünen, allerdings nicht alle in der Fraktion. Neun grüne Abgeordnete stimmten dagegen, darunter Parteiurgestein Jürgen Trittin.

Wie tief die Gräben zwischen Regierung und Opposition sind, wie viele Knoten im Bauch es bei der Zustimmung gab, all das machte die lange Debatte vor der Abstimmung deutlich. Gelacht wurde auch, aber eher aus Häme.

Klöckner sorgt für Lacher

Dabei hatte die lautesten Lacher Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) auf ihrer Seite. Sie könne ja verstehen, dass sich die Grünen besonders damit schwertun, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern, sagte sie. "Aber dass Sie Ihre Schmerzen und Windungen abarbeiten an einer Opposition, die mit Fakten argumentiert und nicht mit Ideologie …". Beim Wort Fakten hielt es einige bei den Grünen kaum mehr auf dem Stuhl.

Er könne mit dem Bundestagsbeschluss zu längeren AKW-Laufzeiten leben, sagt der ehemalige Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter.

Beitragslänge:
4 min
Datum:

Als sie Ex-Kanzlerin Angela Merkel dafür dankte, dass heute die Hälfte des Energieverbrauchs durch Erneuerbare produziert werde, kam Trittin aus dem Schenkelklopfen kaum heraus. Was Klöckner wiederum kommentierte mit: "Ich weiß, dass Fakten wehtun."

Grüne erinnern Kanzler an dessen Wort

Inhaltlich kamen sich die Parteien kaum näher. Die Ampel-Fraktionen stimmten für die Verlängerung der drei Werke Neckarwestheim, Isar 2 und Emsland bis Mitte April 2023. Harald Ebner von den Grünen sprach von einer "schweren Entscheidung". Atomkraft sei keine Lösung, jeder Tag sei einer zu viel, "sicher ist nur das Risiko".

Die Verlängerung ist eine Zumutung. Aber wir muten uns das zu, weil der Atomausstieg damit bestehen bleibt.
Harald Ebner, Grüne

Keine neuen Brennelemente, kein neuer Atommüll, das seien Argumente, so Ebner. Und man wolle Kanzler Olaf Scholz (SPD) an dessen Wort erinnern: "Am 15. April ist Schluss."

FAQ

Energiekrise - Atomstreit im Streckbetrieb 

Die Bundesregierung will Atomkraftwerke wegen der Energiekrise länger laufen lassen. Heute entscheidet der Bundesrat. Wichtige Fragen und Antworten zur AKW-Laufzeitverlängerung.

von Katharina Groß, Carsten Meyer und Dominik Rzepka

FDP hält sich zurück: Frage der Vernunft

Kanzler Scholz hatte dies nach seinem sogenannten Machtwort versprochen, nachdem wochenlang innerhalb der Ampel-Regierung um die Laufzeitverlängerung gestritten worden war. Die SPD-Fraktion stellte sich am Freitag an Scholz' Seite: "155 Mal werden wir noch wach", so Carsten Träger. Dann sei der 15. April, ein Samstag, dann wolle er mit seiner Familie Sekt trinken und das Ende der Atomkraft feiern. Die Verlängerung aber müsse nun sei:

Eine Entscheidung, die keinem von uns schmeckt, aber sie ist insgesamt verantwortbar.
Carsten Träger, SPD

Die FDP hielt sich in der Debatte eher zurück. Für die Liberalen sei der "Weg nicht einfach", so Carina Konrad. Nun sei es eine "Frage der Vernunft". Die FDP hatte für eine Verlängerung der Laufzeit bis Ende 2024 innerhalb der Koalition gestritten. Also genau um das, was die Union wollte und auch zur namentlichen Abstimmung im Bundestag stellte. Der Antrag bekam zwar keine Mehrheit, aber 48 Stimmen mehr, als die Union Sitze hat - alle zusätzlichen von der AfD.

ZDFheute Infografik

Wir integrieren Bilder und andere Daten von Drittanbietern, u.a. die Software von Datawrapper für die Darstellung von ZDFheute Infografiken. Mit Ihrer Zustimmung werden diese angezeigt und die genutzte IP-Adresse dabei an externe Server übertragen. Über den Datenschutz dieser Anbieter können Sie sich auf den jeweiligen Seiten informieren. Um Ihre zukünftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Mein ZDF“ jederzeit widerrufen.

Opposition: Bis April bringt nichts

Hauptargument der Union für noch längere Laufzeiten der Atomkraftwerke: Nur bis Mitte April Strom aus Atomkraft zu produzieren, "bringt zu wenig", so Steffen Bilger (CDU). Weder für die Energiesicherheit, den Preis oder den europäischen Energiemarkt.

Das Ganze ist ein Zu-wenig-Gesetzentwurf.
Steffen Bilger (CDU)

Ähnlich sah das die AfD: Der Streckbetrieb "bringt uns keinen Meter weiter", so Thomas Erhorn. Selbst "dem Dümmsten sollte klar sein", dass die Situation im übernächsten Winter noch schlimmer werde, dann seien die Atomkraftwerke aber abgeschaltet.

Gasspeicher Messgerät
Grafiken

Gasspeicher und Gasverbrauch - Wie es um unsere Gasversorgung steht 

Wie viel Gas verbrauchen Haushalte und Industrie? Wie voll sind die Gasspeicher? Wie viel Gas bekommt Deutschland? Grafiken zur Gasversorgung in Deutschland.

von H. Koberstein, R. Meyer, N. Niedermeier, M. Zajonz

Ralph Lenkert (Linke) argumentierte vor allem mit dem Sicherheitsaspekt. An dem Super-Gau in Tschernobyl habe man gesehen, dass menschliches Versagen immer möglich sei. An Fukushima, dass die Atomtechnik durch Naturkatastrophen gefährdet sei. Die Strompreise explodierten nicht wegen des Kriegs gegen die Ukraine, sondern weil der Markt nicht kontrolliert werde.

Atomkraft ist keine Lösung. Atomkraft schafft nur neue Probleme.
Ralph Lenkert, Linke

Bundesrat vermutlich ohne Blockade

Bis April scheinen die Argumente nun ausgetauscht. Der Protest vor dem Reichstag gegen die Laufzeitverlängerung war eher überschaubar. Die Reihen im Bundestag nicht prall gefüllt. Der Bundeskanzler war bei der Debatte nicht dabei, auch nicht FDP-Chef Lindner. Beide warfen aber danach ihre Stimmkarten in die Wahlurnen.

Nun muss Ende November der Bundesrat noch zustimmen. Momentan wird nicht damit gerechnet, dass die Länderkammer das Atomgesetz blockiert - obwohl sich schwarz-grüne Landesregierungen wegen gegensätzlichen Meinungen eigentlich enthalten müssten.

Aktuelle Nachrichten zur Energiekrise

Video starten
Grafiken

Nachrichten - So funktioniert der Gaspreis 

Bezahlbares Gas - wie soll das gehen? Dieses Grafikvideo erklärt, wie sich der Gaspreis zusammensetzt, wieso er so stark gestiegen ist und welche staatlichen Maßnahmen jetzt helfen sollen.

von Sophia Diesler und Jochen Spieß
Gasspeicher Messgerät
Grafiken

Gasspeicher und Gasverbrauch - Wie es um unsere Gasversorgung steht 

Wie viel Gas verbrauchen Haushalte und Industrie? Wie voll sind die Gasspeicher? Wie viel Gas bekommt Deutschland? Grafiken zur Gasversorgung in Deutschland.

von H. Koberstein, R. Meyer, N. Niedermeier, M. Zajonz
Wasserstoff - Energie der Zukunft?

Nachrichten | ZDF-Morgenmagazin - Wasserstoff - Energie der Zukunft? 

Noch ist grüner Wasserstoff sehr teuer, doch kann die Wasserstoffstrategie, die die Ampel-Koalition beschlossen hat, den Durchbruch für diesen möglichen Energieträger der Zukunft bringen?

22.09.2023
von Luisa Houben
Videolänge
Weihnachtsschokolade im September

Nachrichten | ZDF-Morgenmagazin - Weihnachtsschokolade im September 

In Aachen werden zwischen Juli und Dezember rund 600 Tonnen Weihnachtssüßigkeiten gefertigt. Mit den hohen Gaspreisen in den Werken steigen auch die Verbraucherpreise.

22.09.2023
von Annette Streicher
Videolänge
Die Bundesregierung will bsi zu 13 Milliarden Euro pro Jahr für energetische Sanierung bereitstellen.

Energetische Sanierung - Gut fürs Klima, aber unbezahlbar? 

  • Untertitel

Moderne Wohnungen braucht das Land - um fossile Abhängigkeiten zu reduzieren, vor hohen Energiekosten zu schützen und um die Klimakrise abzuwenden. Aber wie kann das gelingen?

von Kristin Siebert
Videolänge
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.