Neue Grippesaison: Was Sie wissen müssen und was hilft

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    Früher als sonst:Neue Grippesaison: Was Sie wissen müssen

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Zwei Saisons lang ist die Grippewelle praktisch ausgefallen - nun kommt sie mit Wucht zurück und zwar deutlich früher als sonst. Warum ist das so? Und wie kann man sich schützen?

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    Die Grippewelle ist zwei Monate früher da als sonst üblich - vermutlich, weil eine gewisse "Immunitätslücke" besteht.
    Quelle: dpa

    Die Grippewelle hat begonnen. Während die jährliche Influenza-Welle sonst meist erst im Januar beginnt, werden dem Robert-Koch-Institut (RKI) nun bereits seit Wochen vergleichsweise hohe Fallzahlen gemeldet, wie es im wöchentlichen Bericht zu Atemwegserkrankungen heißt. Warum schlägt die Grippe jetzt so früh zu? Wie heftig wird sie ausfallen und wie kann man sich dagegen schützen? ZDFheute mit den wichtigsten Fragen und Antworten.

    Warum ist die Influenza-Welle nun schon da?

    Es gibt vermutlich mehrere Gründe, die zusammenkommen.
    • Nachholeffekt: Durch die Corona-Pandemie und die dagegen getroffenen Maßnahmen wie Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen ist die Grippewelle zwei Jahre lang praktisch ausgefallen. Dadurch hatten die Menschen längere Zeit keinen Kontakt zu den Influenza-Viren und sind jetzt anfälliger, denn das Immunsystem ist weniger gut auf die Erreger trainiert. Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer sagt auf Anfrage von ZDFheute:

    Zwei Jahre komplett ohne Influenza-Welle haben schon eine "Immunitätslücke" hinterlassen.

    Martin Stürmer, Virologe

    • Mehr kleinere Kinder als üblich ohne Immunschutz: Kleine Kinder verpassten häufig völlig ihre ersten Grippeinfektionen. Und sie scheinen eher Treiber der Infektionen zu sein: Erwachsene steckten sich eher bei Kindern an als umgekehrt, sagt Kinderarzt Dr. Benedikt Brixius, Saarlands Sprecher der Kinderärzte, beim Saarländischen Rundfunk.
    • Mehr Tests auf Influenza: Seit der Corona-Pandemie wird bei Verdacht auf Covid-19 wegen akuter Atemwegssymptomatik auch eine Untersuchung auf Influenzaviren empfohlen. Das RKI erklärt, dass die hohe Zahl an Influenza-Meldungen vermutlich zum Teil auch auf dieses vermehrte Testen zurückzuführen sei. "Allerdings zeigt sich sowohl in den Meldedaten als auch in den virologischen Sentineldaten seit etwa drei Wochen konsistent ein steigender Trend", heißt es in dem Wochenbericht weiter.

    Wie heftig wird die Grippewelle?

    Wie schwer eine Welle wird, hänge unter anderem davon ab, "welche Varianten in den Jahren zuvor durchgelaufen sind", erklärt Stürmer. "Wechseln die Varianten kaum, ist von einer hohen Immunität in der Bevölkerung auszugehen, sind es Varianten, die neu sind oder vor längerer Zeit das letzte Mal aktiv waren, dürfte die Welle schwerer sein."
    Nach den bisherigen Analysen des RKI ist in dieser Saison laut Wochenbericht vor allem der Influenza Typ A mit dem Subtyp H3N2 festgestellt worden, der auch unmittelbar vor der Corona-Pandemie für einen Großteil der Influenza-Fälle verantwortlich war.
    In Australien wurde die letzte Grippewelle dieses Jahr hauptsächlich vom Subtyp H3N2 verursacht, der typischerweise bei Erwachsenen eher schwere Krankheitsverläufe auslöst, erklärt Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Immunologie am Universitätsklinikum Jena. Dennoch verlief die Welle in der erwachsenen Bevölkerung relativ glimpflich - während sich vor allem Kinder und Jugendliche massenweise infizierten. Mehr als die Hälfte der Patienten, die mit Influenza in die Klinik mussten, war unter 16. Könnte das auch in Deutschland so kommen?

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    Pletz geht davon aus, dass bei den Erwachsenen häufig eine gewisse Grundimmunität vor allem gegen H3N2 vorhanden ist. Eine von ihm durchgeführte Studie zeigte bei etwa 60 Prozent der untersuchten Teilnehmer Antikörper gegen H3N2. Sie schützen zwar nicht unbedingt vor einer Infektion, aber vor einem schweren Verlauf. "Das könnte sich durchaus positiv hinsichtlich des Schweregrads der Welle auswirken", glaubt auch Martin Stürmer.
    Letztendlich weiß man das jedoch erst hinterher: "Die Schwere einer Grippewelle kann immer erst im Nachhinein beurteilt werden", sagt Ralf Dürrwald, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Influenza am RKI. Der Verlauf einer Grippesaison hänge von vielen verschiedenen Faktoren ab.

    Wie kann man sich schützen?

    Für den Schutz vor Influenza gelten grundsätzlich dieselben Regeln wie bei Corona: Das RKI empfehle das Tragen von Masken, regelmäßiges Stoßlüften und gegebenenfalls eine Grippeschutzimpfung, so Dürrwald. "Eine Influenza-Impfung wird insbesondere Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken und Schwangeren empfohlen, aber auch alle anderen können sich impfen lassen, das sollte man individuell in der Arztpraxis besprechen."
    Für Kinder wird eine Impfung jedoch nur bei bestimmten Vorerkrankungen wie Herzfehlern, Asthma, Epilepsie oder Mukoviszidose empfohlen. Hintergrund: "Eine Influenza-Erkrankung bei gesunden Kindern oder bei Erwachsenen unter 60 Jahren verläuft in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen", so das RKI auf seiner Website.

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