Israelischer Botschafter übt Kritik an EU-Debatte um Gaza

    Kritik an EU-Debatte:Prosor: "Brauchen keine Besserwisser"

    ZDF-Korrespondent Mathis Feldhoff am 13.09.2021 zum Triell
    von Mathis Feldhoff
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    Israels Botschafter Prosor reagiert zurückhaltend auf den EU-Kompromiss zu Gaza. Für die Lage dort sei die Hamas verantwortlich. Dann verurteilt er die europäische Debatte scharf.

    Ron Prosor
    Der israelische Botschafter, Ron Prosor, kritisiert im ZDF-Interview vor allem Länder wie Spanien wegen der EU-Resolution zum Nahost-Konflikt.27.10.2023 | 0:32 min
    Nachdem die EU einen Kompromiss zu Gaza beschlossen hat, räumt der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, humanitäre Probleme dort ein. Im Interview mit dem ZDF-Magazin "Berlin direkt" sagt Prosor in Bezug auf den Gazastreifen:

    Die Verantwortung dafür ist die Verantwortung von Hamas.

    Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland

    Prosor rückt damit in der Debatte um eine zeitweise Waffenruhe und um humanitäre Korridore in Gaza den Fokus auf den Aggressor vom 7. Oktober. Die Hamas habe den Terror begonnen und setze ihn jeden Tag fort.
    Der Botschafter wirft der Terrororganisation vor, ihre eigene Bevölkerung zu missbrauchen: "Sie schießen auf ihre eigene Bevölkerung, sie schießen auf ihre eigenen Leute, sie missbrauchen diese humanitäre Hilfe und das muss man immer im Hinterkopf haben."

    Prosor: "Wir brauchen keine Besserwisser"

    In aller Schärfe rechnet Prosor mit den europäischen Ländern ab, die in den letzten Tagen versucht haben, den Kompromiss des Europäischen Rates stärker gegen Israel zu wenden.

    Wir brauchen keine Besserwisser, kein 'ja, aber', keinen erhobenen Zeigefinger.

    Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland

    Am Donnerstagabend hatten die Staats- und Regierungschefs sich in Brüssel auf "humanitäre Korridore und Pausen zu humanitären Zwecken" geeinigt, um Hilfe nach Gaza zu bringen. Eine Gruppe um Spanien, Irland und Belgien wollte das Wort Waffenstillstand in der Gipfelerklärung verankern, das war unter anderem am deutschen Einspruch gescheitert.
    European Council President Charles Michel, German Chancellor Olaf Scholz and European Commission President Ursula von der Leyen during the second day of the European Council meeting in Brussels
    Nach langen Verhandlungen fordern die EU-Länder jetzt Hilfs-Korridore und Feuerpausen. Gleichzeitig betonen sie Israels Recht, sich im Einklang mit dem Völkerrecht zu verteidigen.27.10.2023 | 1:30 min

    Kanzler verteidigt Israels Selbstverteidigung

    Kanzler Olaf Scholz (SPD) und zuvor Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sahen dadurch das Selbstverteidigungsrecht Israels in Frage gestellt. Kanzler Scholz äußerte sein volles Vertrauen in die israelische Demokratie, deren Armee "die Regeln, die sich aus dem Völkerrecht ergeben", achten würde.
    Ron Prosor verurteilt das Ansinnen von Spanien und anderen: "Die verstehen nicht und haben seit dem 7. Oktober nicht verstanden, dass Hamas Israel auslöschen will. Sie vergessen sehr schnell, obwohl das Blut über den Leichen noch nicht getrocknet ist, dass Hamas weiter Raketen abschießt."

    Botschafter: Keine Täter-Opfer-Umkehr

    Prosor verurteilt auch alle Debatten, die in einer Art Täter-Opfer-Umkehr Israel für die Terrorattacke der Hamas mitverantwortlich macht. UN-Generalsekretär Antonio Guterres war in den letzten Tagen so verstanden worden, als er den Siedlungsbau und die angebliche Aggression Israels gegenüber den Palästinensern zur Ursache der Terrorattacke machte.
    Er glaube, dass jetzt alles auf den Tisch komme, sagt Prosor im ZDF:

    All diejenigen, von denen wir gedacht haben, das sind unsere Freunde, sind keine echten Freunde. Das wahre Gesicht ist jetzt klar.

    Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland

    Mehr zum Thema sehen Sie am Sonntag um 19:10 Uhr in der ZDF-Sendung "Berlin direkt".

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