Bewerbungsgespräch: Diese Fragen dürfen Arbeitgeber stellen

    Im Bewerbungsgespräch:Was Arbeitgeber einen Bewerber fragen dürfen

    von Rebekka Solomon
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    Nicht alles, was der Arbeitgeber gerne wissen möchte, darf er im Bewerbungsgespräch auch erfragen. Wo das Recht Grenzen setzt.

    Eine junge Frau führt ein Vorstellungsgespräch.
    Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und der Datenschutz begrenzen die Fragen im Bewerbungsgespräch.
    Quelle: PantherMedia

    Den bestmöglichen Eindruck beim Gegenüber hinterlassen - das hat beim Bewerbungsgespräch für den Bewerber oberste Priorität. Er will die Fragen des potenziellen Arbeitgebers umfassend und zufriedenstellend beantworten. Doch aufgepasst: Diese können durchaus auch zu weit gehen.

    Welche Fragen darf der Arbeitgeber stellen?

    Um die Eignung des Bewerbers gut einschätzen zu können, wollen Unternehmer möglichst viele Informationen über einen potenziellen Arbeitnehmer einholen. Beim Einstellungsgespräch darf der Arbeitgeber aber nur solche Fragen stellen, an deren wahrheitsgemäßer Beantwortung er ein berechtigtes, schutzwürdiges Interesse hat. Dieses muss er damit begründen können, dass ein Zusammenhang mit der zu besetzenden Stelle besteht und die begehrte Information für die Tätigkeit relevant ist.
    Der Arbeitgeber darf das Persönlichkeitsrecht des Arbeitnehmers dabei nicht grundlos verletzen. Erkundigungen hinsichtlich früherer Ausbildungen und Berufserfahrungen beispielsweise sind zulässig.

    In Bewerbungsgesprächen sollte es in erster Linie darum gehen, fachliche Kompetenzen sowie Softskills zu erfragen, welche für die Stelle relevant sind.

    Lara Kieninger, Karriereexpertin bei stepstone

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    AGG und Datenschutz begrenzen Fragen

    Nach den Regeln des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) und des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) gelten für Bewerbungsgespräche Grenzen beim Fragerecht des Arbeitgebers - unzulässig sind danach alle Fragen, die zur Diskriminierung von Bewerbern geeignet sind. Darunter fallen Fragen nach einer Schwangerschaft oder einem Kinderwunsch, der Religion oder Weltanschauung, sexuellen Identität oder Parteizugehörigkeit.
    Ob bei Bewerbern eine körperliche oder geistige Behinderung besteht, darf der Arbeitgeber grundsätzlich nicht erfragen. Es sei denn, für die Tätigkeit sind bestimmte körperliche Voraussetzungen und geistige Fähigkeiten essenziell. Etwa steht eine Sehbehinderung der Ausübung des Pilotenberufs entgegen.
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    Keine allgemeine Abfrage von Vorstrafen erlaubt

    Auch die allgemeine Nachfrage bezüglich bestehender Vorstrafen ist nicht erlaubt. Nur nach einschlägigen Vorstrafen darf sich der Einstellende erkundigen, wenn diese für die freie Stelle relevant sind - zum Beispiel nach Verkehrsdelikten bei einem Lastkraftwagenfahrer.
    Bei solchen rechtlich kritischen Fragen empfiehlt Expertin Kieninger, gelassen zu bleiben und diplomatisch auszuweichen. "Bewerber*Innen können freundlich darauf hinweisen, dass diese Fragen nicht relevant für die Stelle sind oder dass sie ihre Privatsphäre wahren möchten."

    Wenn Sie das Gefühl haben, diskriminiert zu werden, sollten Sie dies dokumentieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einholen.

    Lara Kieninger, Karriereexpertin bei stepstone

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    Lüge im Vorstellungsgespräch kein Grund zur Kündigung

    Wenn dem Bewerber unzulässige Fragen gestellt werden, kann er auch nicht wahrheitsgemäß antworten - dieses "Recht zur Lüge" steht ihm zu. Erfährt der Arbeitgeber nach Zustandekommen eines Arbeitsvertrags davon, dann ist das kein Grund zur Anfechtung oder Kündigung.
    Der Umgang mit unzulässigen Fragen kann durchaus herausfordernd sein, meint auch Lara Kieninger. "Ich empfehle, höflich, aber bestimmt zu antworten. Man kann erklären, dass solche Themen für die Arbeitsleistung nicht relevant sind und sich stattdessen auf Qualifikationen und Erfahrungen konzentrieren."

    Es ist legitim, persönliche Fragen abzulehnen und darauf hinzuweisen, dass der Fokus auf den beruflichen Aspekten liegen sollte.

    Lara Kieninger, Karriereexpertin bei stepstone

    Auch auf leere Versprechungen trifft man leider immer wieder bei der Jobsuche. Der Arbeitgeber möchte den Bewerber für sich gewinnen und verspricht ihm das Blaue vom Himmel. Das Problem: Rechtlich binden möchte sich der Arbeitgeber mit Zusagen im Bewerbungsgespräch oft nicht. Hier sollte der Bewerber am besten kritisch fragen und rechtsverbindliche Zusagen für entscheidende Punkten schriftlich festhalten lassen.

    Rebekka Solomon arbeitet als Rechtsreferendarin in der ZDF-Redaktion Recht und Justiz.

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