Vegane Wolle? Die besten Alternativen für Mensch und Tier
Geht das auch vegan?:Die besten Alternativen zu Wolle
von Milena Virchow
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Merinoshirt, Wollwalk-Anzug und Norwegerpulli - ohne Wolle geht spätestens im Winter so gut wie nichts. Aber was, wenn einen das Thema Tierwohl oder die Faser selbst kratzen?
Im Winter hält er uns wohlig warm: der Strickpullover. Doch gibt es auch Woll-Alternativen?
Quelle: Photocase
Wolle sind Fasern, die meist aus dem Fell von Schafen, aber auch von Ziegen, Kaninchen oder Alpakas hergestellt werden. Die Vorteile gegenüber anderen Fasern liegen auf der Hand: Wolle hält warm, ist schmutzabweisend, atmungsaktiv und kommt offenbar nie aus der Mode. Außerdem ist Wolle ein Naturprodukt, das nur selten gewaschen werden muss. Im Alltag spart Kleidung aus Wolle deshalb Ressourcen wie Wasser und Energie.
Also: Warum keine Wolle wollen?
Je nach Hautempfindlichkeit und Faserfeinheit können sich Woll-Produkte unangenehm oder "kratzig" anfühlen. Außerdem ist Wolle verglichen mit anderen Fasern teuer.
Schaut man genauer hin, bringt Wolle zudem einige ökologische Nachteile mit sich: Die Verarbeitung verbraucht viel Wasser und Energie, in der Zucht kommen teilweise Insektizide zum Einsatz, die Haltung der Tiere erfordert große landwirtschaftliche Flächen und die Tiere stoßen klimaschädliches Methan aus.
Second-Hand-Mode boomt: Inzwischen verkaufen sogar große Modemarken Kleidung aus zweiter Hand. Kann das die Fashion-Industrie nachhaltiger machen?
von Kristina Schlömer
mit Video
Kritik am "Mulesing" von Schafen
Immer wieder kritisieren Tierschützerinnen und Tierschützer außerdem die Behandlung der Tiere - etwa bei der Schur. Dabei kann es zu Verletzungen und einer hohen Belastung durch Stress kommen.
Seit Jahren steht zudem die Praktik "Mulesing" in der Kritik. In Australien werden Schafen dabei präventiv Hautfalten im After- und Genitalbereich herausgeschnitten - oft ohne Betäubung. Damit wollen Farmer einem lebensbedrohlichen Fliegenmaden-Befall vorbeugen. Laut dem Deutschen Tierschutzbund rechtfertigt dies "aber noch lange nicht die höchst schmerzhaften Eingriffe".
Gründe genug - nicht nur für Veganerinnen und Veganer - auf Wolle zu verzichten. Aber was können die Alternativen?
(Bio-) Baumwolle - der Klassiker
Strickkleidung aus dem nachwachsenden Rohstoff Baumwolle kann Wolle optisch ähneln und ist pflegeleicht. Baumwolle hält allerdings in der Regel nicht ganz so warm und ist nicht schmutzabweisend. Außerdem verbraucht sie im Anbau und bei der Verarbeitung sehr viel Wasser. Und: Nur beim ökologischen Anbau von Baumwolle kommen keine Pestizide zum Einsatz. Fazit: Tierfreie Alternative mit einigen ökologischen und funktionalen Nachteilen.
Polyester, Polyamid und Polyacryl - alles Müll?
Kleidung aus diesen Materialien ist leicht, weich und häufig günstig. Außerdem lässt sich die flauschige Optik von Wolle gut imitieren.
Das Material erreiche aber nicht die gleiche Funktionalität und bringe erhebliche ökologische Nachteile mit sich, erklärt Ellen Bendt, Expertin für Strickmode der Hochschule Niederrhein.
Aus der endlichen Ressource Erdöl hergestellt verbraucht die Faserproduktion große Mengen Energie- und Ressourcen bei der Produktion. In der Herstellung und beim Waschen gelangt zudem Mikroplastik ins Abwasser. Und: Landet Kleidung aus Polyester und Co. auf Mülldeponien oder in der Natur, stellt sie - ähnlich wie andere Produkte aus Kunststoff - ein beträchtliches Umweltproblem dar. Fazit: Günstige, praktische Alternative mit großen Nachteilen für die Umwelt.
Der Name ist unspektakulär: PHL7. Christian Sonnendecker und sein Team der Uni Leipzig haben das Enzym entdeckt. Es könnte eine Lösung für das globale Plastikmüllproblem sein.
von Mariska Lief
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Lyocell - Celluloseregenratfasern als Alleskönner?
Lyocell wird auf Basis des nachwachsenden Rohstoffs Holz (z. B. Eukalyptus) hergestellt. Es ist atmungsaktiv und kann seidig, fast merinowollähnlich wirken. Allerdings ist es längst nicht so warm oder schmutzabweisend wie Wolle. Die Herstellung ist relativ teuer und aufwendig. Auch deshalb wird Lyocell derzeit vor allem anderen Materialien (z. B. Wolle) beigemischt. Fazit: Vergleichsweise nachhaltiges, wenig verbreitetes Material, das Wolle auch nur in einzelnen positiven Eigenschaften ähnelt.
Wenn's doch Wolle sein soll
Wer nicht auf Wolle verzichten möchte, kann auf kontrolliert biologische Tierhaltung (kbT) und auf bestimmte Siegel (siehe Faktenbox) achten. Außerdem gilt:
Maria Silies forscht unter anderem dazu, wie man die vorhandenen Ressourcen aus unserer Region - etwa Abfälle aus der Fleischproduktion - besser nutzen kann. Vorhandene Ressourcen zu nutzen, hält sie für sinnvoller als vegane Alternativen in Betracht zu ziehen. Zusammenfassend sagt sie:
Siegel für Produkte aus Wolle
Das Label garantiert lediglich, dass ein Produkt aus echter Schurwolle besteht, die direkt vom geschorenen Schaf kommt, nicht wiederverwertet oder von toten Tieren entnommen wurde. Es schließt "Mulesing" aber nicht aus.
"Responsible Wool Standard" und "Responsible Mohair Standard" enthalten vor allem Kriterien für die Bedingungen auf den Farmen und verbieten "Mulesing".
Das blaue Logo, auf dem "NATURTEXTIL" und "IVN BEST" steht, gewährleistet, dass die Textilie zu 100 Prozent aus Fasern aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) besteht. Nur Futter, Reißverschlüsse oder ähnliches dürfen aus synthetischen Fasern stammen. KbT bedeutet zum Beispiel ausreichend große Weideflächen und kein Einsatz von Pestiziden. Es setzt außerdem Umweltschutz und Sozialstandards für die Arbeiterinnen und Arbeiter voraus.
Das GOTS-Label sieht Fasern aus mindestens 70 Prozent kbT vor. Ähnlich wie das IVN-Label gewährleistet es außerdem Umweltschutz und Sozialstandards für die Arbeiterinnen und Arbeiter.