Abnehmen durch Diätdrinks: Die Getränke im Öko-Test

    Nur zweimal Note "gut":Was Öko-Test bei Abnehmshakes bemängelt

    Florence-Anne Kälble
    von Florence-Anne Kälble
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    Anrühren, trinken, abspecken? Diätdrinks versprechen purzelnde Kilos. Öko-Test hat aber einiges zu bemängeln, nur zwei der 17 getesteten Produkte sind "gut".

    Diätdrink, Vanille, Symbolbild
    Öko-Test hat hauptsächlich Pulver in der Geschmacksrichtung klassisch/neutral und Vanille getestet.
    Quelle: imago

    Raus aus dem Winterspeck, rein in den Frühlings-Look - das wünschen sich viele. Diätdrinks locken mit schnellen Erfolgen beim Abnehmen. Öko-Test hat sich in seiner Februar-Ausgabe mit dem flüssigen Mahlzeiten-Ersatz befasst.
    Von den 17 getesteten Produkten fallen zwei Drittel durch. Nur zwei werden von den Testern mit "gut" bewertet, wie Multaben Figur Vanille Geschmack. Yokebe Die Aktivkost classic erreichte im Test die Note "befriedigend".

    Diätdrinks bestehen aus viel Eiweiß

    Die getesteten freiverkäuflichen Diätdrinks sind in Pulverform und werden mit Wasser, Milch oder einem Pflanzendrink angerührt. Zum großen Teil bestehen sie aus Milch- und/oder Sojaeiweiß. Hinzu kommen gesetzlich vorgeschriebene Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen sowie, je nach Drink, Süßstoffe, Honig oder Agavendicksaftpulver, Ballaststofflieferanten wie Hafersamen oder Inulin, Aromen und sonstige Zusatzstoffe.
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    Diätdrinks halten EU-Vorgaben ein

    Die Drinks unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben - sowohl in ihrer Zusammensetzung als auch bei der Deklaration. Mit der EU Health Claims Verordnung (HCVO) wird geregelt, wie viele und welche Proteine, Mineralstoffe und Vitamine sie mindestens enthalten müssen und wie viel Fett und Kalorien sie höchstens enthalten dürfen.
    Laut Öko-Test soll so die Sicherheit der Produkte gewahrt bleiben, denn Abnehmen greift in den Stoffwechsel ein. Diese Anforderungen zur Zusammensetzung halten alle getesteten Produkte ein.

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    In elf Drinks kritisiert Öko-Test die gemessenen Gehalte an gesättigten Mineralölkohlen-wasserstoffen (MOSH/ MOSH¬Analoge). In sieben davon sind sie so hoch, dass Öko-Test sie als stark erhöht bezeichnet und deshalb vier Noten abzieht. Gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe, die beispielsweise durch Schmieröle aus dem Produktionsprozess in Lebensmittel gelangen, können sich im menschlichen Fettgewebe, in Leber, Milz und Lymphknoten mit bislang ungeklärter Folge anreichern.
    Die Mivolis Diät Vitalkost Vanille Geschmack ist daneben mit Rückständen von Perchlorat verunreinigt und wurde daher von Öko-Test mit "ungenügend" bewertet.
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    Süßstoffe und Verdickungsmittel kritisiert

    Die Tester beanstanden auch Inhaltsstoffe, die offiziell auf den Zutatenlisten stehen. Beispielsweise das Verdickungsmittel Natriumcarboxymethylcellulose, das in Tierstudien zu Darmentzündungen geführt hat, sowie Süßstoffe, die in 14 von 17 Diätdrinks stecken. Stoffe wie Sucralose oder Saccharin stehen in der Kritik, da sie mit der Entstehung eines erhöhten Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.
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    "Ungenügend" von Öko-Test für Almased Original

    Trotz verpflichtender und zulässiger Angaben auf der Verpackung wertete Öko-Test Produkte ab, die sich als "Mahlzeit zur Gewichtskontrolle" bezeichnen. Sie seien Ersatz und keine echte Mahlzeit. Auch wurden Produkte wie Almased Original ("ungenügend") abgewertet, die sich als Ersatz von drei Hauptmahlzeiten empfehlen, obwohl sie laut Gesetz höchstens zwei Mahlzeiten ersetzen dürfen.
    Vier Drinks mit Vanille-Geschmack warben mit Abbildungen von Vanilleschoten und/oder -blüten. Gemäß Öko-Test wurden die Drinks nicht mit Bestandteilen aus natürlicher Vanille aromatisiert; in drei der vier Produkte war natürliche Vanille in der Laboranalyse nicht nachweisbar, im vierten zu schwach ausgeprägt. Untersuchungsbehörden beanstanden in so einem Fall Lebensmittel.
    Die Instantdrinks, im Fachjargon Formulaprodukte, enthalten pro Portion maximal 250 Kalorien.

    Diätdrinks helfen, beim Abnehmen den Anfang zu finden. Sie ersetzen nicht die Umstellung auf eine gesunde Ernährung.

    Birgit Hinsch, Ökotrophologin von Öko-Test

    17 Diätpulver wurden in Drogerien und Onlineshops eingekauft, die je nach Anleitung mit Wasser, Milch oder einem Pflanzendrink anzurühren sind. Die Pulver mit der Produktbezeichnung "Mahlzeitersatz für eine gewichtskontrollierende Ernährung" sollen in einer Phase der Gewichtsreduktion zunächst zwei Hauptmahlzeiten ersetzen, in einer zweiten Phase der Gewichtsstabilisierung nur noch eine Hauptmahlzeit.

    Ausgewählt wurden von Öko-Test bevorzugt Pulver in der Geschmacksrichtung klassisch/neutral. Falls es die von einer Marke nicht gab, wurde zu Vanille gegriffen. Das einzige Bio-Produkt im Test hat eine fruchtige Geschmacksrichtung.

    In Speziallaboren sind alle Diätpulver auf mögliche Verunreinigungen durch Mineralöl, Chlorat oder Perchlorat sowie auf gentechnisch veränderte Sojabestandteile analysiert worden. Von Produkten, die laut Deklaration authentische Vanillearomen enthalten oder auf der Verpackung mit Abbildungen von Vanilleblüten oder -schoten werben, erfolgte eine Analyse des Aromaspektrums im Labor. Umstrittene Inhaltsstoffe wie künstliche Süßstoffe oder Carboxymethylcellulose sowie umstrittene Werbeaussagen sind anhand der Deklaration erfasst worden.

    Diätdrinks unterliegen einer Vielzahl von gesetzlichen Regelungen. Lebensmittelrechtlich geschulte Experten stellten für Öko-Test in einer Kennzeichnungsprüfung fest, inwieweit die Testprodukte den zurzeit gültigen rechtlichen Bestimmungen entsprechen.

    Per Deklaration und unter fachlicher Beratung des Adipositas-Experten Professor Hans Hauner wurde zudem überprüft, ob die Hersteller Anwendungshinweise auf die Verpackung schreiben, die zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber doch wünschenswert sind - etwa den Hinweis auf die Bedeutung von Bewegung für die Gewichtsabnahme oder den, mindestens zwei Liter kalorienfreie Getränke täglich zu trinken. Die Verpackungen selbst analysierte ein Labor auf chlorierte Verbindungen.

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