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Analyse
Demokraten zeigen Einheit:Alle Kraft hinter Kamala Harris
von Anna Kleiser, Washington D.C.
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In erstaunlicher Geschwindigkeit haben sich viele Demokraten hinter Kamala Harris gestellt. Das Ziel ist vor allem: Den Eindruck eines undemokratischen Prozesses vermeiden.
Harris lobte Biden am Montag für seine Errungenschaften in seiner Amtszeit.
Quelle: dpa
Seit Joe Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaft ausgestiegen ist, haben die Demokraten zwei große Botschaften. Erstens: Biden ist ein großartiger Präsident, hat viel erreicht und das Land vor sich selbst gestellt.
Zweitens: Kamals Harris muss sich die Nominierung verdienen, aber soll sie am Ende doch mit großer Einheit bekommen. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Demokraten nun hinter Harris stellen ist bemerkenswert. [Berichte: Harris hat Mehrheit der Delegierten hinter sich] Dabei versuchen sie einen interessanten Spagat.
Pelosi, Konkurrenten und Bundesstaaten - vereint hinter Harris
Zum einen soll deutlich werden, es ist ein offener, demokratischer Prozess und keine Krönung. Denn was die Partei unbedingt vermeiden will, ist der Eindruck, Biden sei undemokratisch aus dem Rennen gedrängt worden, um ihn direkt mit einer Nachfolgerin zu ersetzen.
Zeitgleich soll der Eindruck verhindert werden, die Partei sei zerstritten. Dieser könnte bei einem offenen Parteitag ohne klaren Favoriten entstehen. Für einen solchen hatte sich Partei-Schwergewicht Nancy Pelosi zunächst ausgesprochen.
Die meisten aussichtsreichen Kandidierenden neben Harris haben ihr bereits ihre Unterstützung zugesagt. Genauso wie auch Hunderte Abgeordnete. Am Nachmittag (Ortszeit) reiht sich auch Pelosi in die demonstrative Einheit ein und stellt sich mit "leidenschaftlicher Unterstützung" hinter Harris.
Jetzt müssen wir uns zusammentun und vorwärts marschieren, um Donald Trump haushoch zu besiegen und Kamala Harris mit großer Begeisterung zur nächsten Präsidentin der Vereinigten Staaten zu wählen.
Nancy Pelosi, Ex-Sprecherin des Repräsentantenhauses
Nancy Pelosis Statement bei X
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US-Medien berichten, auch die beiden Führer der Demokraten im Kongress, Chuck Schumer und Hakeem Jeffries, werden sich in Kürze hinter Harris stellen. Die Parteivorsitzenden der Demokraten aus allen Bundesstaaten hatten das bereit am Sonntag getan.
Eigentlich waren die meisten Delegierten am Parteitag an Biden gebunden. Dadurch, dass er ausgestiegen ist, gibt es nun zwei Optionen:
- Open Convention/Offener Parteitag: Das heißt, dass die Delegieren anreisen, ohne sich für einen Kandidaten entschieden zu haben. Am Endes eines offen ausgetragenen internen Wahlkampfs, während des Parteitagtages, wählen sie dann ihren Favoriten unter den möglichen Präsidentschaftskandidaten. Sie stimmen dann so lange ab, bis ein Kandidat die einfache Mehrheit erhält. Das gab es zuletzt 1968, damals versank der Parteitag im Chaos.
- Bestätigung eines Favoriten: Meist laufen Parteitage anders ab, da sich die Kandidaten in den parteiinternen Vorwahlen schon durchgesetzt haben. So wäre es bei Joe Biden der Fall gewesen, er hatte rund 99 Prozent der Stimmen. Nun könnte die Partei vorab versuchen, die Delegierten von Harris zu überzeugen und sie am Parteitag dann lediglich offiziell zu bestätigen. Dafür könnte es so eine Art kleine Vorwahl geben, die zeigt, es gab eine Abstimmung, aber Harris ist die Favoritin und wird am Parteitag offiziell bestätigt.
Optimismus bei einigen Spendern
Innerhalb kürzester Zeit hat die Partei etwas wiederbekommen, was über Wochen nicht vorhanden war: Zuversicht. Die macht sich auch in Zahlen bemerkbar. Harris' Wahlkampfteam meldet etwa 81 Millionen US-Dollar an Spenden innerhalb von 24 Stunden. Auch einige Großspender sind auf den Harris-Zug aufgesprungen. Doch andere haben Zweifel.
Sie fordern einen offenen Parteitag, doch dort zeigt sich bislang kein gemeinsamer, alternativer Kandidat. Mike Bloomberg, Ex-Bürgermeister von New York, etwa fordert bei X, ehemals Twitter, einen offenen Prozess. Auch Großspender Vinod Khosla will einen moderaten Kandidaten, der Trump schlagen könne.
Ein offener Prozess gibt allen die Möglichkeit, ihre Argumente vorzubringen und ihre Meinung zu äußern. Krönungen sind schlecht für die Demokratie.
Vinod Khosla, Risikokapitalgeber
Was halten die Befragten von Kamala Harris?
ZDFheute Infografik
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Aber im Netz gibt es schon eine Welle an Kamala-Euphorie: Schon seit Wochen teilen Harris-Fans immer wieder Ausschnitte und Clips von ihr. Ihr Wahlkampfteam greift regelmäßig Memes auf und versucht sich mehr auch an jüngere Wählergruppen zu richten.
Kamala Fan-Video bei X
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Entscheidung liegt bei Delegierten
Unabhängig von den politischen und finanziellen Unterstützern obliegt die Entscheidung am Ende den Delegierten des Demokratischen Parteitages. Noch ist offen, ob sie wie bei Biden geplant, schon Anfang August online abstimmen werden oder ob es zum Showdown beim Parteitag in Chicago kommt.
Harris braucht die Unterstützung einer einfachen Mehrheit, das heißt von schätzungsweise 1.969 der 3.936 Delegierten, um ihre Nominierung auf dem Parteitag zu sichern. Und offenbar scheint der Weg frei für ihre Nominierung: Die US-Nachrichtenagentur AP und der US-Sender CNN berichten übereinstimmend unter Berufung auf eigene Umfragen und Schätzungen, dass Harris derzeit von mehr als 1.976 Delegierten unterstützt wird.
Republikaner erhöhen Druck
Die Republikaner gehen derweil in den Angriff über. Donald Trump postete sich in der Nacht auf seiner Plattform Truth Social in Rage und warf Biden unbegründet vor, seine Covid-Erkrankung erfunden zu haben. Außerdem forderte er, die Republikaner sollten für das Geld, das sie für den Wahlkampf gegen Joe Biden ausgegeben haben, "wegen Betrugs" entschädigt werden.
Sein Vize-Kandidat J.D. Vance warf Harris bei seiner ersten Solo-Wahlkampfveranstaltung vor, über Bidens Zustand "gelogen" zu haben. Dann hätte die "Elite" der Demokraten Biden dazu gedrängt, auszusteigen.
Das ist eine Bedrohung für die Demokratie, nicht für die Republikanische Partei, die jeden Tag für die Demokratie kämpft.
J.D. Vance
Diese Angriffe werden sich in den nächsten Tagen wiederholen und verstärken. Denn, dass Harris auch offiziell die neue Kandidatin der Demokraten wird, scheint nur noch eine Frage der Zeit.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
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