Festtag für Lok Leipzig: Die Eintracht kommt im DFB-Pokal

    DFB-Pokal:Festtag für Lok Leipzig: Die Eintracht kommt

    von Christoph Ruf
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    Ohne seine Fans gäbe es den Pokalgegner von Eintracht Frankfurt nicht mehr: Lok Leipzig hat sich aus der elften Liga nach oben gekämpft - und hat noch viel vor.

    19.06.2020, Leipzig: Der Eingang ins Bruno-Plache-Stadion, Spielstätte des 1. FC Lokomotive Leipzig.
    Wird garantiert voll sein, wenn Eintracht Frankfurt am Sonntag hier spielt: Das Bruno-Plache-Stadion vom 1. FC Lokomotive Leipzig.
    Quelle: Foto: Jan Woitas/dpa

    Torsten Kracht ist weiß Gott nicht der Einzige beim 1. FC Lokomotive Leipzig, der sich wie ein Kind auf das Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt freut. Doch der Präsident des Traditionsvereines hat einen besonderen Grund dafür, den Sonntag (Anpfiff 15.30 Uhr) dick im Kalender anzustreichen.

    Loks Bande zu Eintracht Frankfurt

    Schließlich hat der heute 55-Jährige früher als kantiger Innenverteidiger außer für Lok auch für Eintracht Frankfurt und den VfL Bochum die Knochen hingehalten.
    Und bei den Hessen sitzt erstmals Dino Toppmöller in einem Pflichtspiel als Coach auf der Bank. Und den wiederum kannte Kracht schon als kleines Kind - als Sohn seines damaligen Bochumer Trainers Klaus Toppmöller.

    Riesen Nachfrage nach Tickets bei Lok

    Krachts Wunsch, am Sonntag auch Klaus Toppmöller begrüßen zu dürfen, wird sich wohl nicht erfüllen. Bis Freitag waren noch keine Kartenwünsche von "Toppi" auf der Geschäftsstelle eingegangen, berichtet Alexander Voigt, einer von zwei Geschäftsführern beim Regionalligisten.
    Die Nachfrage war dennoch riesig. "Wir hätten 30.000 Karten verkaufen können", sagt Voigt. Doch im Bruno-Plache-Stadion finden nur 11.100 Fans Platz, 400 davon auf der eigens errichteten Zusatztribüne. Die Tickets dafür wurden vor allem an Mitglieder und Dauerkarten-Inhaber vergeben, an die Anhänger also, die auch gegen Meuselwitz und Babelsberg kommen.

    In unser Wohnzimmer sollen die rein, die dort zu Hause sind.

    Alexander Voigt, einer von zwei Lok-Geschäftsführern

    Gute alte Zeit vor 120.000 Zuschauern

    "Wir leben vom Engagement der Mitglieder und Fans, sagt Voigt. Und von der Tradition: Lok war drei Mal Deutscher Meister und spielte 1987 vor 120.000 Zuschauern im Europapokal-Halbfinale gegen Girondins Bordeaux. Heute setzt sich "die Lok'sche", bei der der heutige RB-Trainer Marco Rose eine erste Cheftrainerstelle hatte, kleinere Ziele.
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    Auch Trainer Almedin Civa, der seit 2020 amtiert, hätte nichts dagegen, schon nächstes Jahr in der dritten Liga zu spielen.

    Am Tor zur dritten Liga geklopft

    Kurz davor waren die Leipziger im Jahr 2020. Doch in der Relegation setzte sich der SC Verl durch. Das war im Nachhinein vielleicht gar nicht schlecht. Der Verein war damals noch nicht so weit wie heute.
    "Wir wissen, woher wir kommen", sagt Voigt und spielt auf das Jahr 2004 an. Damals war der Vorgängerverein pleite gegangen. Als VfB Leipzig hatte man 1993/94 sogar Bundesliga gespielt, am Saisonende stand der Abstieg mit 17 Punkten. Die Schulden aus der damaligen Zeit wurde der Klub nie mehr los.

    Lok Leipzig mit Neustart in der Kreisliga C

    Doch als der Fußball in Probstheida so richtig am Boden lag, beschlossen rund ein Dutzend Fans, den Verein unter dem Namen Lok Leipzig neu zu gründen. Von der elften Liga gelang der Durchmarsch bis in die vierthöchste Spielklasse.
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    Verglichen mit der Kreisliga C fühlt es sich wie Weihnachten an, wenn nun schon zum zweiten Mal in kurzer Zeit ein Erstligist zum Erstrundenspiel im DFB-Pokal vorbeikommt. 2021 unterlag Lok Bayer Leverkusen mit 0:3.
    Diesmal soll die Sensation gelingen. Auch wenn Papa Toppmöller nur am Fernsehen zuschaut.

    Frankfurt-Connection sorgt für Brisanz

    Angesichts der besonderen Brisanz der Partie hoffen sie bei Lok dabei auf die "Vernunft aller Beteiligten", wie Voigt sagt: Die Ultras von Eintracht Frankfurt sind gut mit denen von Chemie Leipzig befreundet, dem anderen Leipziger Regionalligisten.
    "Chemiker" und "Lokisten" pflegen seit Jahrzehnten eine innige Feindschaft, die gerade bei jüngeren Fans auch zuweilen gewalttätig ausgelebt wird. Damit das am Sonntag nicht passiert, wurden Polizei und Ordnerdienst verstärkt.

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