Woher kommt der Weihnachtsbaum? Geschichte und Bedeutung

    Wissen zum Fest:Wie der Weihnachtsbaum ein Brauch wurde

    von Usha Jain
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    Ein geschmückter Tannenbaum mit Lichtern gehört für viele einfach zu Weihnachten dazu. Doch wie kam es eigentlich zu diesem Brauch? Der Weg des Weihnachtsbaums zum Festsymbol.

    DIY-Deko für den Weihnachtsbaum
    Kreative Ideen für den Weihnachtsbaum von Bastelexpertin Usha Jain28.11.2023 | 7:44 min
    Der in der Stube stehende Weihnachtsbaum sollte am Anfang vor allem eines: glitzern, funkeln und blinken. Es gab Glaskugeln, Perlenarbeiten, Lametta, Engelshaar und Schleifen, später dann auch Strohsterne, Holzäpfel und anderen einfacheren Baumschmuck. Heutzutage findet sich bei uns alles am Baum, was gefällt, von "Designer-Kugeln" bis hin zu selbstgebasteltem Baumschmuck.
    In einigen Ländern gibt es Traditionen, die bei uns weniger bekannt sind: In den USA zum Beispiel wird in den Zweigen eine kleine Glasgurke, ein "Christmas Pickle" versteckt, die dem Finder Glück bringen soll, in Polen und der Ukraine gelten Spinnweben im Baum als Glücksbringer und in Dänemark darf das sogenannte Kræmmerhus am Weihnachtsbaum nicht fehlen.
    Doch wie und wo hat alles seinen Anfang genommen?

    Der Weihnachtsbaum: Ursprung und Herkunft

    In der Geburtsgeschichte Jesu taucht kein besonderer Baum auf. Es war leider auch kein pfiffiger Waldhüter, der vor ein paar hundert Jahren die Idee hatte, rote Kugeln an Bäume zu hängen und diese im Dezember zu verkaufen. Der Weihnachtsbaum ist keine Erfindung, sondern ein Festsymbol - und brauchte Jahrhunderte, um in den häuslichen Wohnstuben anzukommen.
    "Es gibt Belege, dass Handwerkszünfte im 16. Jahrhundert bei ihrer zunftmäßigen Weihnachtsfeier einen mit Lichtern geschmückten Baum aufstellten, an dem Zuckerzeug befestigt war", sagt Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Kommission Alltagskulturforschung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe.
    Tannenbaum
    "Da gibt es nichts schönzureden bei dem Baum", heißt es in Hannover über den Weihnachtsbaum. Krumm und schief ist er und dazu noch licht. Die Hannoveraner nehmen es mit Humor.24.11.2023 | 2:01 min
    "Dieser Baum diente hauptsächlich der Belustigung der Kinder, die ihn am Ende auch plündern durften." Die Kulturhistorikerin erkennt aber entscheidende Unterschiede zur häuslich-familiären Weihnachtsfeier. Die etablierte sich erst mit der Wende zum 18. Jahrhundert - und dann auch erst der Christbaum als Festsymbol.

    Weihnachtsduft am Baum
    :Nordmanntanne riecht nicht

    Die Nordmanntanne ist der Klassiker unter den Weihnachtsbäumen. Doch wer sich für die Tanne entscheidet, muss zumindest beim Baum auf festliche Düfte verzichten.
    In der Sächsischen Christbaum GbR, die sich als größter Erzeuger im Großraum Leipzig bezeichnet, suchen eine Frau und Männer Weihnachtsbäume aus.

    Kein Baum für jeden

    Als christliches Hochfest war Weihnachten lange Zeit in erster Linie ein Fest, das in der Kirche gefeiert wurde. Anfangs seien es die adeligen Familien gewesen, die sich um Weihnachten grüne Bäumchen in die Wohnungen holten.
    Der Umgang mit den immergrünen Gewächsen sei dabei durchaus unterschiedlich gewesen, erklärt Kulturhistorikerin Cantauw: "Die einen hatten nur einen Tannenbaum, andere hatten für jede Person einen kleinen Buchsbaum, unter dem dann die Geschenke lagen.

    Daran erkennt man, dieses Festelement noch sehr neu und der Umgang damit noch nicht festgelegt war.

    Christine Cantauw, Kulturhistorikerin

    Der Adel trieb neue Formen des Weihnachtsfestes voran - und sorgte im ausgehenden 18. Jahrhundert für Nachahmer: gefeiert wurde zuhause, die Kinder rückten in den Mittelpunkt und der Christbaum erhielt Lichterschmuck - überirdischer Glanz für die irdischen Wohnstuben.

    Für lange Zeit war es üblich, den Tannenbaum erst am 24. Dezember im Wohnzimmer aufzustellen und zu schmücken. Heutzutage möchten allerdings viele Leute länger Freude an ihrem Weihnachtsbaum haben. Laut einer Statista-Umfrage planten im Jahr 2022 etwa die Hälfte der Befragten, ihren Baum bereits Anfang bis Mitte Dezember aufzustellen und zu schmücken, bis zum 24. Dezember wollten damit nur 12 Prozent der Befragten warten.

    Auch beim Thema "echt oder unecht" gingen die Meinungen auseinander: Weniger als die Hälfte gab bei der Umfrage an, einen echten Baum kaufen zu wollen, rund ein Viertel plante einen unechten zu kaufen und ebenfalls ein Viertel wollte ganz auf einen Weihnachtsbaum verzichten.

    Weihnachten 2023
    :Weihnachtsbäume werden dieses Jahr teurer

    Noch zwei Monate bis Weihnachten. Für die Meisten gehört dazu ein festlich geschmückter Baum. Löhne und Transportkosten lassen die Preise allerdings steigen.
    Weihnachtsbaumverkauf in Fellbach. Archivbild

    Weihnachtsbäume für alle: Die Eisenbahn macht's möglich

    Bis der Weihnachtsbaum aber Einzug in alle Wohnzimmer hielt, dauerte es. "Bevor ein Ritualelement wie der Weihnachtsbaum in der breiten Masse ankommen kann, muss es erst einmal zur erschwinglichen Ware werden", sagt Christiane Cantauw. "Und das war beim Weihnachtsbaum erst durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts möglich."
    Ähnliches gilt sicher auch für Baumschmuck wie zum Beispiel Glaskugeln, die größtenteils aus dem thüringischen Lauscha stammten. Noch aus dem 20. Jahrhundert lägen Berichte darüber vor, dass Christbäume etwa im ländlichen Westfalen als örtliche Attraktion galten. "Die wenigen Familien, die einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufgestellt hatten, erhielten über die Festtage häufig Besuch von Umwohnenden, die sich diese 'Sehenswürdigkeit' ansehen wollten", weiß Cantauw. Und auch Gastwirte nutzten zu Beginn des 20. Jahrhunderts Weihnachtsbäume als "Publikumsmagnet".

    Plastikbäume, die meist aus China kommen, haben aufgrund des langen Transportweges erst nach vielen Jahren eine bessere Ökobilanz als der übliche, meist in Monokultur angebaute Weihnachtsbaum. Wer eine nachhaltige Alternative sucht, dem empfiehlt Heinz Kowalski, Sprecher beim Landesfachausschuss Wald des NABU NRW, einen Baum aus lokalem, ökologisch erzeugten Anbau. Erkennbar sind die "Öko-Bäume" am Biosiegel und den Siegeln von Anbauverbänden wie Bioland, Demeter oder Naturland.

    "Das garantiert, dass die zur Neupflanzung vorgesehenen Flächen für Weihnachtsbaumkulturen nicht mit Herbiziden kahlgespritzt, sondern mechanisch von Aufwuchs befreit werden. Auch später werden Konkurrenzpflanzen nicht durch Pestizide kleingehalten und damit bleibt dem Käufer während der Weihnachtszeit eine mögliche Belastung der Raumluft durch ausgedünstete Pestizide erspart", sagt Heinz Kowalski.  Eine Liste mit Anbietern von Öko-Weihnachtsbäumen findet sich auf der Seite des Umweltverbands Robin Wood oder bei der Initiative Bioweihnachtsbaum.

    Einmal um die ganze Welt

    Nach Amerika schaffte es der erste Weihnachtsbaum übrigens schon im 19. Jahrhundert. Angeblich wurde er von einem deutschen Auswanderer in Ohio aufgestellt und bereits 1891 soll der erste Lichterbaum vor dem Weißen Haus in Washington gestanden haben.
    Heute kennt und liebt man Weihnachtsbäume auf der ganzen Welt und in vielen Ländern hat man - mit oder ohne Weihnachtstradition - aus dem glanzvollen Lichterbaum einen ganz eigenen Brauch gemacht.

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