Letzter Auftritt von Popp:DFB-Frauen: Geduld ist gefragt
von Frank Hellmann
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Alexandra Popp wird beim Länderspiel gegen Australien emotional verabschiedet. Doch Deutschlands Fußballerinnen legen eine eher ernüchternde Leistung auf dem Platz hin.
Alexandra Popp hatte es zunächst zusammengerollt und wirklich keine Muße an diesem Montagabend, ausführlich draufzuschauen: ein Plakat, das Kinder für Deutschlands bekannteste Fußballerin gemalt hatten.
Es gehörte zu den vielen Sympathiebekundungen, die nach dem Länderspiel zwischen Deutschland und Australien (1:2) in Duisburg auf eine Vorzeigespielerin und Vorbildfigur zu ihrer Abschiedsvorstellung einprasselten.
In ihrem 145. und letzten Länderspiel drehte sich letztmals vieles um "Poppi", die bei der Hymne und erst recht bei ihrer Auswechslung nach einer Viertelstunde die Tränen nicht unterdrücken konnte. Vor allem ihretwegen waren 26.623 Zuschauer gekommen, auch wenn mit Torhüterin Merle Frohms und Verteidigerin Marina Hegering zwei weitere verdienstvolle Akteure vom VfL Wolfsburg angemessenen Applaus für ihr Karriereende im DFB-Dress erhielten.
Auf Frohms wartete zu später Stunde zwar noch ein eigener Fanclub vor der Haupttribüne mitsamt einem Banner fast so groß wie ein Fußballtor, aber für Popp hatten sogar die Mitspielerinnen Spalier gestanden.
Ich bin extrem dankbar.
Alexandra Popp, Fußballerin
Sie möchte, dass man sich erinnert an "meine Mentalität, die Mädels mit meiner Emotionalität mitgerissen zu haben". Gleichzeitig sei wichtig, sich mit einer "wertschätzenden Art" die Bodenständigkeit bewahrt zu haben.
Alexandra Popp schreibt bei ihrem letzten Länderspiel mit den DFB-Frauen Autogramme für ihre Fans.
Quelle: dpa
Die langjährige Kapitänin hätte gerne länger gespielt
Wie wichtig Popp auch sportlich noch immer sein kann, offenbarte sich gegen die "Matildas": Mit ihr als Mittelstürmerin knüpfte das Team in der Anfangsphase an den starken Vortrag gegen England (4:3) an und ging durch den Kopfball von Selina Cerci in Führung (5.) - mit der Herausnahme der langjährigen Kapitänin riss der Faden, weil auch das emotionale Band mit den Fans verloren ging.
Viele verstanden fürwahr nicht, dass die Hauptperson gerade knapp 15 Minuten mitmachen durfte. Popp gab zu: "Es war relativ kurz, auch für mich. Ich habe kurz auf die Zeit geschaut und gedacht: 'Schade, ist ja schon vorbei!'"
Ich kann nicht leugnen, dass es Spaß gemacht hat. Aber es war genau richtig: Es geht darum, dass die Mädels die nächsten Schritte machen.
Alexandra Popp, Fußballerin
Ihr Kurzeinsatz sei klar so abgesprochen gewesen, sagte Bundestrainer Christian Wück kurz und knapp auf der Pressekonferenz.
Ehrung vor dem Spiel für Martina Hegering, Alexandra Popp und Merle Frohms.
Quelle: imago images
Schlampiger Ballverlust von Selina Cerci
Der 51-Jährige sprach von einer "ärgerlichen Niederlage", die deutlich machte, dass der Umbruch nicht reibungslos verläuft.
Es war mir bewusst, dass wir nicht alle Spiele bis zur EM gewinnen.
Christian Wück, Bundestrainer der DFB-Frauen
Doch eine Niederlage gegen einen im ersten Spiel bei Olympia deutlich bezwungenen Gegner (3:0) hätte es trotzdem nicht gebraucht.
Keine gute Figur machte Torhüterin Stina Johannes von Eintracht Frankfurt in ihrem zweiten Länderspiel, die zwar beim Heber zum 1:1 von Kyra Cooney-Cross (39.) schuldlos war, weil sich Cerci einen schlampigen Ballverlust geleistet hatte, doch flog die Keeperin unter Bedrängnis vor dem 1:2 von Clare Hunt (77.) am Ball vorbei. Fertig war die schwarz-rot-goldene Euphoriebremse, die sich irgendwie bei einem insgesamt zähen Vortrag an der Wedau angekündigt hatte.
Die Mängel traten schon unter Horst Hrubesch auf
Insbesondere in der zweiten Hälfte sei man "nicht sauber" gewesen, habe "leichte Fehler im Ballbesitz" gemacht und "Pässe nicht in der besten Qualität" gespielt, monierte Wück, der sich nur damit tröstete:
Wir im Trainerteam haben sowohl aus dem Spiel in London als auch dem hier sehr viele Erkenntnisse gewonnen.
Christian Wück, Bundestrainer der DFB-Frauen
Auch in den nächsten Länderspielen gegen die Schweiz in Zürich (29. November) und dann gegen Italien in Bochum (2. Dezember) werde weiter geprobt, dann wolle man "am Ende der Testphase" aus einem Pool von 30, 40 Spielerinnen auswählen.
Der frühere U17-Nationaltrainer sah bei seinem Heimdebüt dieselben Mängel, mit denen sein auf der Tribüne sitzender Vorgänger Horst Hrubesch zu kämpfen hatte, der deswegen für die Olympischen Spiele einen sehr pragmatischen Ansatz gewählt hatte.
Wück möchte mit Balleroberungen, Seitenverlagerungen und Tempowechseln das Spiel schneller und unberechenbarer zu machen. Dass dies nur in jener kurzen Phase gelang, als die verabschiedete Anführerin auf dem Feld stand, heißt vor allem: Der Mann hat mit den DFB-Frauen für die Post-Popp-Ära noch verdammt viel Arbeit vor sich.
Quelle: Reuters
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