Trump zwischen Gerichten und Wahlkampf - ein Überblick

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    Anklagebank als Bühne:Wahlen und Prozesse: Trumps voller Kalender

    von Anna Kleiser, Washington D.C.
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    Prozesse, Wahlen, Urteile - der Kalender von Ex-Präsident Donald Trump zwischen Anklagebank und Wahlkampfbühne ist voll und unübersichtlich. Das Wichtigste im Überblick.

    Der ehemalige Präsident Donald Trump spricht auf einer Wahlkampfveranstaltung
    Donald Trumps Kalender ist voller Vorwahl- und Prozesstermine.
    Quelle: AP

    So langsam drängt die Zeit für den Obersten Gerichtshof der USA. Anfang März steht mit dem Super Tuesday der wichtigste Vorwahltermin für die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen an.
    Und noch ist unklar, ob der ehemalige US-Präsident Donald Trump in allen Bundesstaaten antreten darf. Der 77-Jährige will für die Republikaner wieder ins Weiße Haus einziehen, doch zwei Bundesstaaten haben ihn von den Vorwahlen ausgeschlossen.
    Der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates Colorado hatte Trump für die Vorwahlen disqualifiziert, aufgrund seiner Rolle im Zusammenhang mit dem Sturm auf das US-Kapitol 2021. Im Bundesstaat Maine folgte eine ähnliche Entscheidung. Dagegen haben Trumps Anwälte Einspruch beim Obersten Gerichtshof der USA eingelegt.

    Das Oberste Gericht des Landes gibt sich gern unparteiisch und unbefangen. Vor gut 23 Jahren hat es allerdings schon einmal in einer historischen Entscheidung über den Ausgang einer Präsidentenwahl entschieden. Damals ging es um die Frage, ob die Stimmen im entscheidenden Bundesstaat Florida neu ausgezählt werden sollten. Der Supreme Court stoppte die Neuauszählung und machte damit den Republikaner George W. Bush zum Präsidenten, der Demokrat Al Gore verlor. Das Ansehen des Gerichts nahm damals Schaden, es gab viel Kritik. Das Urteil des Supreme Court im Fall Trump dürfte eine ähnliche - vielleicht sogar noch größere - Dimension haben. 

    Quelle: dpa

    Am 8. Februar hörten sich die Richterinnen und Richter am Supreme Court in Washington D.C. die Argumente an. Ihre Entscheidung steht noch aus, könnte weitreichende Folgen haben. Und das ist nur einer der Gerichtstermine, die für die Wahl relevant sind.
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    Wahlen und Prozesse: Trumps Terminkalender
    ZDFheute Infografik
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    91 Anklagepunkte, 700 Jahre Gefängnis drohen auf dem Papier

    Während schon diverse Zivilprozesse gegen Trump laufen, vor dem Urteil stehen oder bereits beendet wurden, haben vier große Strafgerichtsverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten der USA noch nicht begonnen. Zusammengenommen sind es 91 offene Anklagepunkte, bei denen auf dem Papier bis zu 700 Jahre Gefängnis drohen. Trump hat in allen Fällen auf nicht schuldig plädiert.





    Die meisten Beobachter rechnen damit, dass höchstens zwei dieser Prozesse im Jahr 2024 starten. Einige halten auch das für zu viel. Welche Prozesse es sein werden, ist absolut unklar, weil sie teilweise voneinander abhängig sind. Um so wichtiger wird die zeitliche Dimension. Nach aktuellem Stand wird der Schweigegeld-Prozess in New York der erste sein.
    Bates: "Trumps Kandidatur nicht gefährdet"
    Ein Gericht hat Trumps Antrag auf Immunität vor Strafverfolgung abgelehnt. Seine Kandidatur für die US-Präsidentschaft ist dadurch nicht gefährdet, so ZDF-Korrespondentin Bates. 07.02.2024 | 1:28 min
    Trumps Anwälte versuchen mit diversen rechtlichen Einwänden und Anträgen, die Hauptverfahren zu verzögern oder gar abzuwenden. Als einer der wichtigsten Prozesse gilt der um die Anstiftung zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Hier musste der für Anfang März angesetzte Termin bereits abgesagt werden, weil die Entscheidung über Trumps Immunität aussteht.
    Die große Frage bleibt: Wird der Prozess rechtzeitig beginnen, sodass es noch vor der Wahl im November zu einem Urteil kommt?

    Trump versucht, Prozesse für sich zu nutzen

    Trumps Wahlkampfmanagerin Susie Wiles sprach Ende 2023 von einem "planerischen Alptraum" zwischen Wahlkampf und Gericht. Nun wird immer deutlicher, wie Trump versucht, die Prozesse zu seinem Vorteil zu nutzen. Im Januar pendelte Wahlkämpfer Trump strategisch und medienwirksam zwischen Auftritten in Iowa und New Hampshire und Gerichtsterminen in New York.
    Und das nicht, weil er bei allen Terminen vor Gericht anwesend hätte sein müssen. Sondern, weil er da sein wollte. Die Prozesse dienen ihm als Plattform, um sich als Opfer darzustellen, weiter Spenden einzusammeln und seine Sichtweise an seine Anhängerinnen und Anhänger zu verbreiten.

    In der Verfassung der USA ist geregelt, wer Präsident werden kann. Die Person muss:
    • gebürtiger US-Staatsbürger sein
    • mindestens 35 Jahre alt
    • und für mindestens 14 Jahre in den USA gelebt haben

    Es gibt aber das sogenannte Aufstandsverbot im 14. Verfassungszusatz. Es besagt sinngemäß, dass niemand ein höheres Amt im Staat bekleiden darf, der sich zuvor als Amtsträger an einem Aufstand gegen den Staat beteiligt hat.

    Quelle: dpa

    Prozesse scheinen ihm nicht zu schaden

    In SMS und E-Mails seiner Kampagne spricht Trump, genauso wie auf der von ihm gegründeten Social-Media-Plattform Truth Social, immer wieder von einer "politischen Hexenjagd" gegen ihn. Er präsentiert sich in seinen Nachrichten und auf den Wahlkampfbühnen mit solchen Sätzen immer wieder als aufopferungsvolle Unschuld:

    Sie sind nicht hinter mir her. Sie sind hinter euch her - ich stehe ihnen nur im Weg.

    Donald Trump

    Es gibt, entgegen Trumps Aussagen, keine Beweise dafür, dass die Anklagen politisch motiviert sind. Doch das scheint kaum durchzudringen.
    Republikaner: Wer liegt bei den Vorwahlen vorn?
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    In Iowa und New Hampshire hat Trump die Vorwahlen deutlich gewonnen. In Nevada lief er ohne Konkurrenz, da die Republikanische Partei im Bundesstaat beschlossen hatte, die Vorwahl - bei der seine Gegnerin Nikki Haley antrat und verlor - zu ignorieren und stattdessen einen Caucus abzuhalten. Es sieht aktuell daher alles nach einer Wiederholung des Duells Trump vs. Joe Biden aus.
    Trump
    Was ist vom Wahljahr 2024 zu erwarten?10.01.2024 | 10:05 min

    Diese Trump-Prozesse sind abgeschlossen

    Ende Januar wurde Trump wegen Verleumdung zur Zahlung von 83,8 Millionen US-Dollar an E. Jean Caroll verurteilt. Die Autorin hatte Trump vorgeworfen, ihren Ruf mit Lügen über sie ruiniert zu haben. Die Jury gab ihr recht, Trumps Anwälte wollen in Berufung gehen. Dennoch kann das Urteil als Zeichen gewertet werden, das über den Fall hinausgeht. Es zeigt, dass Trump sich nicht alles leisten kann - gerade auch im Bezug auf Verbalattacken.
    Trump zu Millionenzahlung verurteilt
    83,3 Millionen Dollar wegen Verleumdung muss Donald Trump der Autorin E. Jean Carroll zahlen. Der ehemalige US-Präsident hat angekündigt, in Berufung zu gehen.27.01.2024 | 1:36 min
    Im Betrugsprozess um Trumps Firmenimperium, die Trump Organization, wurde Trump zu einer Strafe von 355 Millionen US-Dollar verurteilt. Jahrelang hatte Trump Vermögenswerte um Milliardenbeträge aufgeblasen, etwa um günstigere Kredite zu erhalten.
    Richter Arthur Engoron sprach in seinem 92 Seiten langen Urteil unter anderen von einem "pathologischen" Mangel an Reue. Trump hat angekündigt, in Berufung zu gehen.
    Gericht verurteilt Trump zu Geldstrafe.
    Ex-US-Präsident Trump ist in viele Verfahren verwickelt. Nun hat der Milliardär ein herbes Urteil einstecken müssen, ein Gericht verurteilte ihn wegen Betrugs zu einer hohen Geldstrafe.17.02.2024 | 1:26 min
    Am letzten Prozesstag hatte sich Trump vor Gericht als unschuldig dargestellt und später den Gerichtssaal verlassen, um eine eigene Pressekonferenz vor dem Gebäude zu halten. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.
    Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.

    Redaktion: Robert Meyer, Kathrin Wolff
    Dieser Artikel erschien erstmals am 08.02.2024 und wurde nun mit neuen Informationen aktualisiert.

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